Die Generation 59plus klagt durchaus häufiger über Verdauungsbeschwerden. Veränderungen im Hormonhaushalt, eine verlangsamte Magenentleerung, Kaubeschwerden und Beeinträchtigungen in der Sinneswahrnehmung kann den Appetit im Alter mindern. Übelkeit, Depressionen und Nebenwirkungen von Medikamenten können die Lust am Essen zusätzlich erschweren.
Auf dem Weg durch den Verdauungstrakt wird dem Speisebrei permanent Flüssigkeit entzogen. Nach bis zu 30 Stunden dauernde und bis zu 9 Metern lange Darmpassage bleibt eine relativ feste Masse. Durch das Zusammenspiel verschiedener Muskeln, die sogenannte Darmperistaltik, wird die Nahrung durch die Darmpassage geschoben.
Bei Senioren sind gerade die dafür benötigten Bauchmuskeln oft schlaffer und können nicht ausreichend unterstützen. Ebenso notwendig für das Vorankommen des Darminhaltes ist außerdem ein gewisses Volumen des Speisebreis. Im Normalfall sorgen Ballaststoffe aus der Nahrung für ein Aufquellen. Dazu benötigt der Körper Flüssigkeit, die Senioren jedoch nicht selten vernachlässigen, weil sie zu wenig trinken. Darmträgheit und damit einhergehende Verstopfung kann die Folge sein.
Was ist Darmträgheit
Verstopfung, auch Obstipation genannt, ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Erst wenn jemand seltener als dreimal pro Woche Stuhlgang hat, sprechen Mediziner von chronischer Verstopfung. Verweilt der Stuhl länger, steigt unter anderem das Risiko für die Entwicklung eines Divertikels und Dickdarmkrebs.
Häufig ist auch die Funktion der Schließmuskeln beeinträchtigt, was zu einer Störung der Ausscheidung führen kann. Neben altersabhängigen Krankheitsbildern wie Demenz, Depressionen, Parkinson oder Diabetes mellitus, die in vielen Fällen mit Verstopfungen oder Darmträgheit einhergehen, wirken sich auch bestimmte Medikamente ungünstig auf einen regelmäßigen Stuhlgang aus. Dazu gehören beispielsweise Opiate, Psychopharmaka oder Eisenpräparate. Abführmittel für Senioren können eine Erleichterung bringen. Doch besser ist es, vorher schon entgegenzuwirken und den trägen Darm in Gang zu bringen.
Strategie 1 – Wasser trinken für die Verdauung
Nur wenn der Darm genügend Flüssigkeit bekommt, kann der Transport des Speisebreis funktionieren, da die Flüssigkeit nicht aufwendig aus der Nahrung gezogen werden muss. Über den gesamten Tag verteilte Trinkpausen wirken sich positiv auf den gesamten Körper aus. Jeder Mensch hat einen individuellen Wasserbedarf. Ältere Menschen über 65 Jahre kommen mit täglich 30 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht aus, sollten aber 1,3 Liter nicht unterschreiten. Viele Senioren leiden unter Blasenschwäche und trinken aus Angst zu wenig. Doch das ist genau falsch, denn mittlerweile ist belegt, viel trinken stärkt die Blasenfunktion und minimiert Harnwegsinfekte.
Strategie 2 – Gesunde Ernährung zum Wohle der Darmflora
Was den Jüngeren schon schwerfällt, kann im Alter nur schwieriger werden. Eine gesunde Ernährung betrifft den Darm und ist ballaststoff- und vitaminreich. Um einer Verstopfung im Alter vorzubeugen, sollten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung achten. Verarbeitete Lebensmittel wie Aufschnitt, Frühstückscerealien, Instant-Suppen, Riegel, Kekse, gesüßte Limonaden, Tiefkühlpizzen und vieles mehr enthalten große Mengen an Zucker. Bakterien im Darm ernähren sich am liebsten von Kohlenhydraten wie Zucker und Weißmehl. Werden die Darmbakterien nicht ausreichend mit Ballaststoffen versorgt, schwächen sie die Darmschleimhaut und damit das komplette Immunsystem des Körpers.
In Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukten sind neben wichtigen Vitaminen und Spurenelementen auch gute Ballaststoffe enthalten. Wichtig für die Darmflora älterer Menschen sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Milch und Milchprodukte, sowie der regelmäßige Verzehr von Seefischen wie Lachs und Makrele sind eine wichtige Grundlage.
Müsli mit Flohsamen, Leinsamen oder Kleie, klein geschnittenes Trockenobst, wie Backpflaumen oder Feigen, helfen, den Darm morgens schon in Schwung zu bringen. Auch eine kleine Fastenkur oder ein Obsttag entlasten den Darm.
Strategie 3 – regelmäßige Untersuchungen
Regelmäßige Kontrollen der Verdauung und Ausscheidungen sind im Seniorenalter unbedingt erforderlich. So kann frühzeitig eine Fehlfunktion festgestellt werden, bevor es schwerwiegende Folgen hat. Darmkrebs ist in Deutschland die dritthäufigste Krebserkrankung. Statistiken zeigen, dass 90 Prozent der Betroffenen älter als 55 Jahre sind. Eine Darmspiegelung gehört zu den wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen.
Stuhlproben und eine Schilderung der Probleme helfen dem Arzt, sich ein genaues Bild zu machen und Hilfestellungen für eine aktive Darmgesundheit zu geben.
Strategie 4 – Eiweiß und Kalzium
Die Abnahme von Muskelmasse, Muskelspannung und Knochenstabilität nimmt mit den Jahren zu. Daher sollten gerade Senioren auf eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß und Kalzium in ihrer Ernährung achten. Hauptlieferanten sind Milchprodukte, dabei sollte aber auch der Fettgehalt bedacht sein. Gemüsesorten wie Spinat, Rucola, Fenchel und Brokkoli enthalten viel Calcium. Um Eiweiß und Kalzium für den Körper verfügbar zu machen, ist eine gesunde Darmflora notwendig.
Strategie 5 – Spaziergang statt Schläfchen
Für viele der Generation 59plus gehört das Schläfchen nach dem Mittag dazu. Diese Routine zu ändern, hilft dem ganzen Körper. Ein Spaziergang nach dem Essen belebt und bringt den Darm in Schwung. Diese Bewegung unterstützt die oben beschrieben Peristaltik des Darms und der Speisebrei wird durch das Laufen leichter befördert. Aufbau oder der Erhalt der bestehenden Bauchmuskeln durch geeignete Gymnastik unterstützt die Bauchregion im gesamten Verdauungsprozess.