Den Start in unser Abenteuer “E – wie Erlebnis-Auto” haben wir in der letzten Woche gemacht. Unser Wirtschaftsexperte Martin Beier schreibt dieses Mal über sein ganz persönliches Abenteuer mit seinem Elektro-Auto. Ob die Fahrt letztlich gut endet und welche Hürden sich ihm darüber hinaus noch in den Weg gestellt haben, erfahren Sie heute.
Und das Abenteuer geht weiter …
Mittels QR-Code versuche ich mich bei den WSW-Stadtwerken anzumelden. Ich tippe mich durch das umfangreiche Formular und scheitere: PayPal akzeptiert das Konto nicht; auch ein anderes Konto nicht. Ich gebe auf. Hoffe, dass nicht zwischendurch ’n Bankraub die Konten leergeräumt hat. Ich frage die App von New Motion. Sie meint, ja, die Station hinter dem Rathaus Barmen müsste Strom liefern. Eigentlich. Eigentlich müsste auch die nahe Schwebebahn durch Wuppertal rattern. Doch die Stromleitung ist schon Wochen lang abgerissen. Und kein Ende in Sicht.
Im Windstatten des blauen Schwebebahn-Ersatzdieselbus rollt der E-BMW auf der B7 durch das Tal der Wupper. New Motion sagt, am Zoo sei noch ’ne Stromstation. Das ist nicht weit ab von der Fahrtrichtung. Das kann ich noch mal probieren. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die digitalisierte Ladesäule der WSW erkennt mich am Zoo genauso wenig wie am Rathaus in Barmen; natürlich. Ist doch alles digital durchgesteuert. Der telefonische 24/7-Kundendienst von New Motion ist nicht mal am Samstagmittag erreichbar. Außerdem: Was soll der fremde Kundendienst machen, wenn bei den Stadtwerken in Wuppertal Wochenende ist.
Hinterm Berg geht es weiter
Die Reichweite ist auf kaum mehr als 20 km abgefahren, als es in Sonnborn auf die A46 geht: Mit Eisbeinen friert sich der E-Abenteurer den Anstieg hoch nach Haan-Ost. Das ist die Erlöserschwelle. In der Anzeige erscheint ’ne Warnmeldung: Nur noch 19 km möglich. Die Autobahn bleibt zunächst auf der Höhe. Dann wird gesegelt. Reichliche 5 km den Ausläufer des Bergischen Lands runter. Die Reichweite bleibt: 19 km. Der Fahrer träumt vom wärmenden Kamin.
Unten, am Hildener Kreuz, blinken zwei Blaulichter in die Baustellennacht. Ein roter Leuchtstab taucht hinter einem Liefer-Sprinter auf. Mich kann der nicht meinen. Ich rolle nicht zu schnell. Das Martins-Horn heult auf. Ich seh‘ in den Rückspiegel. Das wär’s noch gewesen: Dann hätt‘ ich den Schupos meine Story erzählt: Nerven opfern und frieren für den Fortschritt.
Nächste Ausfahrt Rettung. Erlöst rollt der Stromer in sein Heimatdorf. 17 km stehen jetzt immer noch auf der Uhr. 3 km sind es noch bis in die Garage. Doch Pech. Da steht gerade ‘n Benziner drin. Der will nicht raus in den Frost. Ich brauch erst mal ’n heißen Tee mit Rum. Die Jungs sitzen am Stammtisch. Sie sind sich einig: kein „E“ wie Elektro-Abenteuer. Am Morgen danach sind sie erleichtert: „Es wird kein Fahrverbot geben in NRW“, steht in der Zeitung. Also weiter dieseln für Deutschland. Die deutschen Car-Guys wollen jetzt aber anders: „Zukunft Elektro“, heißt es in den Konzernzentralen. Und dass die Düsseldorfer Regierungspräsidentin Birkenstocksandalen unter dem Richtertisch des Verwaltungsgerichts erkannt haben will, das kann bei der Beurteilung der Rechtslage keine Rolle spielen.
Herzliche Grüße,
Ihr Martin Beier