Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Parkscheinautomat und haben kein Bargeld zur Hand. Stattdessen nehmen Sie Ihre Kreditkarte oder Ihr Smartphone und zahlen mit einem sogenannten „Mobile Payment“-Dienst.
Ohne Bargeld zahlen: Im Ausland ganz normal
In Schweden und Dänemark ist dieses Szenario längst Wirklichkeit. Weniger als 25 Prozent der Einkäufe zahlen die Dänen noch mit Scheinen und Münzen, in Schweden sind es bereits unter 20 Prozent. Noch ist eine derartige Entwicklung in Deutschland undenkbar, hierzulande werden rund 80 Prozent der Transaktionen in bar getätigt. Doch die Weichen für eine bargeldlose Gesellschaft sind bereits seit der Finanzkrise 2008 gestellt.
Denn das bargeldlose Zahlen bringt vor allem den Banken viele Vorteile. Banken verdienen bekanntermaßen ihr Geld mit Geld. Wenn es kein Bargeld mehr im Umlauf gibt und Geld nur noch in digitaler Form existiert, dann befindet sich das gesamte Geld ständig auf der Bank. Die Abschaffung von physischem Geld senkt zudem die Betriebskosten, das Hantieren mit Bargeld ist aufwendig, kostet Zeit und nicht zuletzt Geld. Schließlich muss Bargeld gezählt, gewechselt, transportiert und gesichert werden. Von diesem Vorteil will auch der Einzelhandel profitieren. Nicht weniger wert sind dabei wohl auch die Informationen, die jeder Einzelne durch digitale Transaktionen von sich preisgibt.
Vorteil vor allem für Banken
Die Abschaffung von Bargeld bringt eine neue Dimension des gläsernen Menschen mit sich, die uns spätestens mit den Enthüllungen von Edward Snowden im Sommer 2013 stutzig werden lassen sollte. Ist die Bequemlichkeit des bargeldlosen Zahlens den Verlust unserer finanziellen Integrität wert?
Es gibt nur wenige schwache Argumente, die eine Abschaffung von Bargeld auch für den Einzelnen begründen können. Bargeld kann ein Risikofaktor sein. Der Slogan einer schwedischen Bank lautet sogar „Bargeld braucht nur deine Oma – und der Bankräuber“. Aber selbst wenn die Kriminalitätsrate, auch Steuerhinterziehung, Korruption und Schwarzarbeit, auf der einen Seite eingeschränkt werden kann, wird auf der anderen Seite die Angriffsfläche für Hackerkriminalität wesentlich größer und attraktiver.
Zudem soll das bargeldlose Zahlen die Wirtschaft ankurbeln. Dass das Konsumverhalten bei Kreditkartenzahlung höher ist, ist dem Einzelhandel längst bekannt. Doch das Argument baut auch darauf auf, dass Banken Geldhaltung auf Privatkonten mit negativen Zinsen besetzen – denn das können sie dann ja schließlich – und dadurch wird das Geldausgeben ganz offiziell viel attraktiver als das Geldsparen.
Schleichender Übergang
Noch verzichten die Deutschen nicht auf das Bargeld, aber der Übergang in eine bargeldlose Gesellschaft ist schleichend. Erste Ansätze gibt es bereits in der Stadt Kleve. Hier werden ab dem 01. Februar die 1- und 2- Cent Münzen nach und nach abgeschafft. Wir dürfen also gespannt sein, wie lange das Bargeld noch in unseren Geldbörsen oder Hosentaschen klimpert.
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