Das bekannteste Tagebuch der Welt, ist wohl das Tagebuch der Anne Frank. Einige Autoren haben es, genau wie sie, mit ihren Werken ganz unfreiwillig zu weltweitem Ruhm geschafft.
Ein junges jüdisches Mädchen, das sich während des NS-Regimes mit Ihrer Familie in einem Hinterhaus verborgen hielt. Zwei Jahre lang dokumentierte Anne Frank ihren ungewöhnlichen Alltag und überlieferte ihrer Nachwelt faszinierende Einblicke in die Gedankenwelt einer talentierten jungen Schriftstellerin, die ein Leben unter den schwierigsten Bedingungen und ständiger Angst führte.
Tagebücher üben häufig sowohl für die Autoren selbst wie auch für heimliche Leser eine ganz besondere Faszination aus. Wer ist nicht schon einmal in Versuchung geraten in einem fremden Tagebuch zu lesen und in die Gedanken einer anderen Person einzutauchen. Besonders reizvoll sind doch jene Schriften, derer die uns nahe stehen. Doch welche Geheimnisse glauben wir dort zu finden?
Häufig schreiben Autoren von Tagebüchern ihre intimsten Gedanken nieder und entledigen sich so einer überladenen Gedankenwelt voller überschwänglicher Emotionen. Häufig werden negative Gefühle in Worten festgehalten und helfen den Betroffenen, das Erlebte besser zu verarbeiten.
Ein Tagebuch für die Alltagsverarbeitung
Der amerikanische Psychologie Professor James Pennebaker untersuchte 1986 in einer Studie als Erster die Wirkung des expressiven Schreibens. Jene Testpersonen, die über traumatische und emotionale Erlebnisse schrieben, schienen sich im Vergleich zu den Testpersonen, die über Belanglosigkeiten schrieben, in einem besseren gesundheitlichen Zustand zu befinden. Heute gilt das expressive Schreiben als eine der effektivsten Formen zur Selbsthilfe. In der Psychologie werden solche Techniken als Coping bezeichnet.
Doch das Tagebuchschreiben dient nicht nur dazu, schlimme Erlebnisse in Papierform zu verarbeiten. Auch besonders schöne Erfahrungen oder alltägliche Belanglosigkeiten werden in den geheimen Schriften festgehalten. Wer selbst einmal Tagebuch geführt hat und Jahre später in den Seiten seines Lebens stöbert, kennt den Zauber der geschriebenen Worte. In Tagebüchern kann man vieles über sich selbst entdecken, erschreckende Wahrheiten oder wunderschöne Erinnerungen, die längst in Vergessenheit geraten sind.
Daher ist es fast unverständlich, dass das Tagebuchschreiben heute einen so schlechten Ruf hat. Wer Tagebuch schreibt, wird meist milde belächelt. Es ist eben nicht mehr modern, seine alltäglichen Gedanken und Erlebnisse einem Buch anzuvertrauen. Als schick dagegen gilt es heute Reisetagebücher zu führen. Außergewöhnliche Urlaubsorte, an die man sich auch nach Jahren erinnern möchte, werden akribisch dokumentiert, mit Fotos gespickt und auch gerne mit anderen geteilt. Auch schön!
Aber wir finden, dass doch das Leben die schönste Reise ist – und die ist es allemal Wert in einem Tagebuch festgehalten zu werden!