Deutschland ist ein reiches Land, und es gibt bereits seit 1889 die gesetzliche Rentenversicherung – wieso leben alte Menschen in Armut? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, denn es kommen verschiedene Aspekte zusammen. Das Risiko, im Alter von seiner Rente nicht sorgenfrei leben zu können, steigt, je geringer das Einkommen ist und je länger Ausfallzeiten bestehen.
Werden Sie arbeitslos und erhalten zunächst Arbeitslosengeld I, zahlt die Agentur für Arbeit weiter für Sie Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung. Finden Arbeitslose nicht schnell genug eine neue Stelle und rutschen in den Bezug von Arbeitslosengeld II, also „Hartz IV“, stellt die Agentur die Zahlungen ein und es droht Altersarmut. Die Zeit des Hartz IV-Bezugs wird zwar als „Anrechnungszeit“ berücksichtigt – allerdings nur zur Erfüllung der Wartezeit für eine Altersrente für langjährig Versicherte oder schwerbehinderte Menschen. Auf den Anspruch auf eine Regelaltersrente wirkt sich der Bezug von Arbeitslosengeld II nicht positiv aus.
Niedrige Gehälter und die Teilzeitfalle
Doch selbst wer durchgängig berufstätig war, kann nicht automatisch auf eine üppige Rente hoffen. Menschen in schlecht bezahlten Branchen und Berufen sowie in Teilzeit zahlen zwar in die Rentenversicherung ein, allerdings zu geringe Beiträge. Forscher prognostizieren, dass die Altersarmut weiter ansteigt, für das Jahr 2026 rechnen sie damit, dass jeder fünfte 67-Jährige betroffen sein wird.
Die monatliche Rente eines Versicherten, der 45 Jahre lang das jeweilige Durchschnittseinkommen aller Versicherten bezogen hat, wird Standardrente genannt. Sie betrug Mitte 2017 in Westdeutschland 1396 Euro und in den neuen Bundesländern 1336 Euro. Durch Ausbildung, Zeiten der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen sowie längere Zeiten der Arbeitslosigkeit haben viele Menschen weniger Jahre eingezahlt. Doch auch wer ohne Unterbrechung gearbeitet hat, aber mit seinem Einkommen weit unter dem Durchschnitt liegt, muss sich im Alter Sorgen machen. Wer für den gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde arbeitet, kommt nicht einmal auf die Hälfte des Durchschnittseinkommens. Gleichzeitig ist es Geringverdienern kaum möglich, zusätzlich privat für das Alter vorzusorgen.
Rechtzeitig das Rentenkonto klären, um Altersarmut zu vermeiden
Sofern der Behörde die Anschrift bekannt ist, bekommen Sie mit 43 Jahren Post von der Deutschen Rentenversicherung und werden um Mithilfe bei der sogenannten Kontenklärung gebeten. Es lohnt sich, die Angaben genau zu prüfen. Tauchen im eigenen Rentenkonto Lücken auf, sollte der Versicherte schnellstmöglich den Kontakt zur Rentenversicherung suchen. Neben telefonischen und schriftlichen Anfragen gibt es eine Beratung vor Ort. Zusätzlich helfen Versichertenberater und Versichertenälteste bei der Klärung.
Gerade für Frauen ist es wichtig, auch in der Ehe die Altersvorsorge im Auge zu behalten. Selbst wenn das Teilzeitgehalt scheinbar für die Kosten der Kinderbetreuung draufgeht, spricht viel für die Berufstätigkeit der Frau. Mit ihrem Gehalt zahlt die Frau in die gesetzliche Rentenversicherung ein und finanziert idealerweise zusätzlich noch einen privaten Altersvorsorgevertrag.
Nachzahlen für die Mütterrente
In den 1960er Jahren war es noch gängige Praxis, dass sich Frauen nach der Heirat ihre Rentenbeiträge auszahlen ließen. Sie rechneten nicht mehr damit, wieder berufstätig zu werden. Sind Sie vor dem 1.1.1955 geboren und ist Ihnen mindestens ein Monat Kindererziehungszeit anzurechnen, könnten Sie Beiträge nachzahlen, um die Wartezeit von fünf Jahren zu erfüllen. Das gilt auch für Männer, wenn ihnen die Kindererziehungszeit angerechnet wurde. Falls Sie drei oder mehr Kinder haben, können Sie ohne Nachzahlung den Antrag auf Rente stellen. Lassen Sie sich bei der Rentenversicherung beraten.
Beziehen Sie bereits eine Altersrente, die für Ihren Lebensunterhalt nicht ausreicht, sollten Sie prüfen lassen, ob Ihnen Grundsicherung zusteht.