Was jeder Einzelne aktiv für seine Zukunft und damit Rente tun kann.
„Die Rente ist sicher.“ Diese berühmten Worte vom ehemaligen Arbeitsminister Dr. Norbert Blüm kennt heute jeder. Allerdings weiß heute auch jeder, dass die gesetzliche Rente als alleinige Einkommensquelle in der Zukunft nicht mehr ausreichen wird. Denn trotz aller Rentenreformen ist es bis heute nicht gelungen die Versorgungslücke bei den Renten zu schließen.
Das 3-Säulen-Modell
Heute steht die Absicherung fürs Alter auf drei Säulen, der gesetzlichen, der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge. Unsere Eltern konnten noch darauf hoffen, allein mit der gesetzlichen Rente ein gutes Auskommen zu haben. Die Rente war von Otto von Bismarck zu einer Zeit eingeführt worden, als die statistische Lebenserwartung nur minimal über dem Rentenalter von 63 Jahren lag.
In den letzten hundert Jahren hat sich die statistische Lebenserwartung deutlich erhöht. Wohlstand und der medizinische Fortschritt ermöglichen statistisch jedem, der mit 65 Jahren in Rente geht, noch weitere 12 gesunden Jahre. So ergibt sich eine lange nachberufliche Phase, die nicht vergleichbar ist mit der Lebenserwartung nach dem Renteneintritt von damals. Die 70-jährigen von heute sind körperlich auf dem Stand der 55-jährigen unserer Großeltern. Das muss man sich in der Diskussion erst einmal bewusst machen.
Die Rente heute
So verdoppelt sich die Problemlage. Es gibt immer mehr Rentner und diese beziehen immer länger Rente, im Schnitt 20 Jahre lang. Der Generationenvertrag, der unserem Rentenmodell zu Grunde liegt, ist so nicht mehr tragfähig. Es fehlen die jungen Menschen als Einzahler. Heute schon finanzieren nur zwei Beitragszahler einen Rentner.
Ich möchte nun einen Gedankenanstoß geben zur Frage: Was kann jeder Einzelne für seine Altersvorsorge tun? Für eine finanzielle Vorsorge fehlt oft der Spielraum. Zudem haben gerade Frauen durch Erziehungszeiten und Teilzeitarbeit weniger Rentenansprüche erarbeitet. Viele müssen heute davon ausgehen, dass die Rente nicht mehr zur Aufrechterhaltung des bislang gewohnten Lebensstandards reicht. Gerade tagt die Rentenkommission, um der Regierung bis 2020 tragfähige Konzepte vorzulegen. Man kann auf den Mut der Politiker hoffen, unbequeme Entscheidungen zu treffen, die über die nächste Legislaturperiode hinauseichen.
Was kann ich selbst tun
Oder man beschäftigt sich bewusst mit seinen ganz eigenen Möglichkeiten die Zukunftschancen zu verbessern. Dazu gehört die rechtzeitige Bestandsaufnahme der Vermögenswerte, der Kassensturz, was die zu erwartende Rentenzahlung anbelangt und die Ersparnisse, auch das eventuell vorhandene Eigenheim. Welche Versicherungen sind vorhanden, kommt eine Lebensversicherung zur Auszahlung? Wie bin ich im Krankheits- und Pflegefall abgesichert? Wie sieht es aus, wenn ein Ehepartner alleine zurückbleibt?
Außer der wichtigen monetären Absicherung gibt es meines Erachtens aber noch eine weitere Stellschraube, die Vorsorge anzugehen. Ein ganz wichtiger Faktor, der oft in der Diskussion vernachlässigt wird und den jeder selbst beeinflussen kann ist sein soziales Umfeld. Nach neuesten Studien erhöht sich die Lebenserwartung proportional zu der Größe der Familie und des Bekanntenkreises. Es wurde sogar bewiesen, verheiratete Menschen leben länger.
Was auf der Hand liegt, ist die Tatsache, dass bei Krankheit und Pflege der Familie eine entscheidende Rolle zukommt. Je mehr man aufgefangen wird in seinem persönlichen Fürsorgenetz, umso besser sind die Heilungschancen und umso mehr pflegerische Unterstützung ist vorhanden. Das häusliche Umfeld und das Wissen, in vertrauter Umgebung bleiben zu können tuen das Übrige. Das Wohnumfeld trägt nämlich einen großen Teil zur Lebenszufriedenheit bei. Wenn das Wohnumfeld stimmt und das Zuhause barrierefrei ist, dann sind ganz entscheidende Hürden für die Versorgung im Alter bereits genommen.
Eigene Immobilie als Altersvorsorge
Der alte Spruch, dass die eigene Immobilie noch die beste Altersvorsorge ist, behält auch weiterhin seine Gültigkeit. In der Regel ist das Eigenheim beim Renteneintritt abbezahlt und so entfallen die Wohnkosten zum großen Teil. Für den Fall, dass außer dem „Betongold“ keine Vermögenswerte vorhanden sind, bleibt bei einem Schicksalsschlag oft nur der Verkauf der Immobilie. Alternativ lässt sich auch über einen Verkauf als Rentenmodell mit lebenslangem Wohnrecht Kapital erwirtschaften. Mit diesem Finanzpolster lassen sich Rücklagen für den Pflegefall bilden oder dienen zur Erfüllung des ein oder anderen lange gehegten Wunsches.
Die beste eigene Immobilie und alles Geld nutzen aber nichts, wenn niemand da ist, der einen versorgt. Das sind dann die Geschichten über Vereinsamung im Alter, von denen immer wieder in den Medien berichtet wird. Psychische Erkrankungen im Alter haben inzwischen die Herz-Kreislauferkrankungen auf der Spitzenposition abgelöst. Die Lösung heißt im Fachjargon „sorgende Gemeinschaften – caring communities“. Gemeint ist die gute alte Nachbarschaft, eine Ansprache im Quartier, das organisierte Ehrenamt und liebe Mitmenschen, die sich die Last der Pflege im Alltag teilen. Zusätzlich ist es die Aufgabe der Kommune für Beratungs- und Unterstützungsangebote vor Ort zu sorgen.
Ich möchte Ihnen die Aufgabe ans Herz legen, im Sinne der privaten Altersvorsorge eines jeden Einzelnen, sich rechtzeitig um soziale Kontakte zu kümmern, immer rege zu bleiben und sich in die Gesellschaft einzubringen. Nur so können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen und als Gesellschaft die große Aufgabe des demographischen Wandels meistern.
Herzlichst
Ihre Sabine van Waasen