Und wie atmen Sie? Wahrscheinlich finden Sie die Frage merkwürdig: Als gesunder Mensch atmen wir schließlich automatisch und machen uns keine Gedanken darüber. Trotzdem ist es eine wichtige Frage, denn der Atem beeinflusst unsere Gesundheit. Holen wir zu flach Luft, gelangt nicht genug Sauerstoff in unsere Lungen und Körperzellen. In der Konsequenz verlangsamt sich der Stoffwechsel, und wir fühlen uns kraftloser. Zudem bekommen wir leichter Schmerzen, der Blutdruck steigt, und wir können uns weniger gut konzentrieren. Atmen wir jedoch tiefer und verlängern wir die Ausatmung gegenüber der Einatmung, können wir den Blutdruck senken und die Tätigkeit des Herzens positiv beeinflussen. Auch das Immunsystem profitiert von der bewussten Atmung. Besonders leicht fällt die tiefe und entspannte Atmung in der Natur: Gehen Sie mal wieder Waldbaden!
Es ist wichtig, wieder zu lernen, tief und bewusst zu arbeiten. Dabei gibt es nicht den einen richtigen Atemrhythmus. Der Atem sollte sich an die jeweilige Situation anpassen. Joggen oder walken wir, beschleunigt sich automatisch unsere Atmung, was völlig in Ordnung ist, zumindest solange wir noch genug Luft bekommen. Durch die tiefere Atmung im Ruhezustand steigern wir unsere Fähigkeit zur Konzentration.
Yoga oder doch die Atem App?
Der Atem kann noch mehr: Im Yoga beispielsweise lernen wir, dahin zu atmen, wo der Schmerz sitzt. Für Anfänger klingt das esoterisch, aber es erzielt seine Wirkung. Neben Yoga spielt der Atem für Tai-Chi, Qigong und Pilates sowie bei der progressiven Muskelentspannung oder dem autogenen Training eine wichtige Rolle. Wer zwischen den Techniken wechselt, muss sich umgewöhnen, da die Atemtechniken ähnlich, aber nicht gleich sind.
Für die richtige Atmung gibt es mittlerweile auch digitale Angebote wie Atem-Apps, die allerdings in unterschiedlicher Qualität auf den Markt kommen. Einfache Apps helfen, optisch und mit Tönen in den gewünschten Atemrhythmus und die tiefe Bauchatmung zu kommen. Suchen Sie auf der Website Ihrer Krankenkasse nach dem Thema „gesunde Atmung“. Viele Kassen bieten Onlinekurse an und zahlreiche Tipps. Bei großen Problemen mit der Atmung kann ein speziell ausgebildeter Physiotherapeut helfen.
Sind wir gestresst und angespannt, atmen wir zu flach und fühlen uns noch gehetzter. Insbesondere in Belastungssituationen hilft uns die richtige Atmung zu entspannen und weniger ängstlich zu sein.
Lernen wir zu meditieren, sinkt unser Atemrhythmus von den üblichen zwölf Atemzügen auf nur noch wenige Atemzüge pro Minute. Dadurch gelangen wir in einen Zustand tiefer Entspannung.
Vielen fällt es schwer bei Atemübungen loszulassen und die nötige Entspannung zu finden. Ein entspanntes Umfeld kann dabei helfen.
Nase oder Mund – wie atme ich am besten?
Sie sollten nur durch die Nase einatmen und ausatmen, egal ob Sie auf dem Sofa sitzen, Sport treiben oder schlafen. Das klingt leichter gesagt als getan, denn bei körperlicher Anstrengung schnappen wir oft unwillkürlich nach Luft und atmen zusätzlich durch den Mund. In der Nacht können wir die Atmung noch weniger kontrollieren, und wer schnarcht, atmet durch den Mund. Allerdings ist das Schnarchen nicht nur für den Partner unangenehm: Atemaussetzer können dem Menschen gefährlich werden. Betreiben Sie daher mit Ihrem Arzt Ursachenforschung.
Warum sollten wir vermeiden, durch den Mund zu atmen? Die durch den Rachen eindringende Luft ist trocken, nicht gereinigt und im Winter zudem kalt. In der Konsequenz können die Schleimhäute, der Kehlkopf und sogar das Zahnfleisch an Feuchtigkeit verlieren. Insbesondere in der kalten Jahreszeit und bei Heizungsluft haben Krankheitserreger dann ein leichtes Spiel.
Die Atemtechnik 4-7-8
Es gibt sogar Atemtechniken, die beim Einschlafen helfen sollen. Wer von Ihnen Yoga praktiziert, hat dort vielleicht die Atemmethode „4-7-8“ kennengelernt. Sie wurde von dem amerikanischen Yogalehrer und Mediziner Andrew Weil entwickelt. Was nach einem Spionagecode klingt, ist ganz einfach und hilft überraschend schnell.
Es funktioniert so:
- Sie zählen zunächst lautlos und so schnell oder langsam wie es für Sie angenehm ist bis vier. Dabei atmen Sie durch die Nase ein. Während Sie bis vier zählen, atmen sie nicht zwischendurch aus.
- Anschließend halten Sie sieben Atemzüge lang die Luft an.
- Als Letztes atmen Sie hörbar und vollständig durch den Mund aus, und zwar genau acht Atemzüge lang.
- Entscheiden Sie selbst, wie oft Sie die Methode wiederholen.
Sind Sie in dieser Technik erprobt, schlafen Sie innerhalb kurzer Zeit ein. Probieren Sie es einmal vor dem Einschlafen oder falls Sie in der Nacht wach liegen. Die Methode können Sie nicht nur im Bett liegend anwenden, sondern auch im Sitzen oder Stehen. Sie hilft ebenfalls, sich zu beruhigen, wenn Sie einer anstrengenden Situation ausgesetzt sind. Durch das lange Einatmen und das noch längere Ausatmen wirkt die Atemtechnik beruhigend. Ihr Puls senkt sich und im Idealfall schlafen Sie schnell ein. Seien Sie liebevoll und geduldig mit sich selbst, und erwarten Sie nicht, dass es gleich beim ersten Mal perfekt funktioniert.
Die Vielfalt der Techniken für den Atem
Rückenschmerzen sind in Deutschland mittlerweile eine Volkskrankheit. Fast jeder Dritte hat oft oder gar ständig Schmerzen im Rücken, dabei sind Männer stärker betroffen als Frauen. Durch Sport im Allgemeinen und spezielle Rückengymnastik die Beweglichkeit zu erhalten, hilft gegen akute Rückenschmerzen besser, als sich ins Bett zu legen. Vielleicht gelingt es Ihnen ergänzend, kurzfristig einen Massagetermin zu vereinbaren.
Sind die Schmerzen sehr stark, ist ein leichtes Schmerzmittel sinnvoll, damit sich der Schmerz nicht festsetzt und chronisch wird. Anwendungen mit Wärme können ebenso helfen, beispielsweise mit einer Wärmflasche, einem Wärmekissen oder einem Entspannungsbad. Außerdem kann die richtige Atmung das Schmerzniveau senken. Verursachen verkrampfte Muskeln im Rücken die Pein, empfiehlt sich die Bauchatmung. Dabei senkt sich der Bauch sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen – gleichzeitig bleibt der Brustkorb ruhig. Mit der richtigen Atmung erhöht sich die Konzentration von Sauerstoff im Blut, und die Muskelfasern arbeiten wieder normaler. Dieser Effekt reduziert in aller Regel das Schmerzniveau.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Thema Atmen. Kennen Sie besondere Atemtechniken, die wir nicht erwähnt haben? Schreiben Sie uns gerne.