Das Geschäft der Banken ist in Zeiten niedriger Zinsen und preisbewusster Kunden nicht einfach. Schließen Banken wieder einmal Filialen oder erhöhen ihre Gebühren, ist manchmal von Fintechs die Rede. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Kunstwort?
In dem englischsprachigen Begriff stecken die Worte „Financial services“ und „Technology“, auf Deutsch zusammengefasst: „Finanztechnologie.“ Fintechs sind zunächst Start-ups, also junge und dynamische Unternehmen, die neu in den Markt eintreten und oft genauso schnell wieder verschwinden. Sie bewegen sich ausschließlich in der Welt der Finanzen und möchten Dienstleistungen von Banken günstiger, schneller, einfacher und kundenfreundlicher anbieten. Einerseits versuchen sie, den angestammten Banken Geschäft wegzunehmen, andererseits streben sie Kooperationen an. Banken arbeiten mit Fintechs zusammen, fördern sie oder versuchen sie aufzukaufen. Die Zusammenarbeit ist für beide Seiten hilfreich. Die Fintechs kommen mit innovativen Ideen und setzen diese auch technisch elegant um, gleichzeitig mangelt es ihnen an Finanzkraft und Kundenstamm.
Austausch zwischen Banken und Fintechs
Bereits 2016 kaufte eine französische Bankengruppe die Fidor Bank, eines der ersten und sehr erfolgreichen Start-ups aus dem Bankensektor. Die IngDiba arbeitet seit September 2017 mit der Online-Vermögensverwaltung Scalable Capital zusammen. In Deutschland strecken drei von vier Bankhäuser die Fühler nach den ideenreichen Start-ups aus und lassen sich von ihnen bei der Modernisierung helfen. Dennoch ist Deutschland kein einfaches Pflaster für innovative Start-ups: Die Deutschen lieben weiterhin ihr Bargeld und sind technischen Lösungen gegenüber nicht immer aufgeschlossen.
Wer ein Start-up vor Augen hat, denkt an junge Menschen in T-Shirt und Jeans, die in der Pause an ihrem Tischkicker spielen. Das Besondere an Fintechs ist, dass dort häufig ältere und erfahrene Bankmanager mitmischen. Die gestandenen Bankmitarbeiter bringen wertvolle Kontakte mit und für Geldgeber und die Bankenaufsicht strahlt das Unternehmen mit ihnen gleich mehr Seriosität aus.
Keine Extrawurst für Fintechs
Im Vergleich zu einer klassischen Bank bieten die jungen und kleinen Unternehmen häufig nur ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung an. Je nachdem, was sie konkret anbieten, benötigen sie eine Erlaubnis der Bankenaufsicht. Deren umfangreiche Anforderungen zu erfüllen kostet viel Zeit und Geld. Allerdings hat die Europäische Zentralbank deutlich gemacht, dass für Fintechs keine Sonderregeln gelten und sie die gleichen Anforderungen erfüllen müssen wie traditionelle Banken. Vereinzelt gibt es bereits Fintechs, die eine Banklizenz bekommen oder beantragt haben. Nicht alle benötigen eine solche Lizenz, da manche mit ihren Produkten den Banken nur helfen, Prozesse zu vereinfachen.
Es bleibt spannend, den Markt für Fintechs zu beobachten. Ihr Ansatz, Bankdienstleistungen unkompliziert und nutzerfreundlich anzubieten, ist sehr positiv. Allerdings sind die Produkte und Serviceleistungen nur für Menschen interessant, die ihr Geld online und idealerweise mobil verwalten möchten.