Heute möchten wir Ihnen zwei 59plus Leserinnen vorstellen. Ihre Geschichte ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie soziale Netzwerke zu Begegnungen führen können, die das ganze Leben verändern. Ruth* schrieb uns von ihrer Freundschaft mit Anna*, nachdem sie im Magazin „Meins“ den Artikel über das Kennenlernen der beiden Gründerinnen von 59plus, Ute Kördel und Simone Brüggemann, gelesen hatte. Ruths und Annas ähnliche Geschichte begann vor vier Jahren auf Facebook, die uns beide in einem lebendigen Gespräch erzählt haben.
Hallo Ruth und Anna, wie haben Sie sich gefunden?
Ruth: Ich hatte mich bei Facebook angemeldet, weil ich wissen wollte, wie das soziale Netzwerk funktioniert. Anna war schon in einer Gruppe ihres Wohnortes bei Facebook aktiv, aus dem ich gebürtig komme. Deshalb schloss ich mich dieser Gruppe an, sah das Foto von Anna und dachte, „sie sieht aber nett aus“. Anna meldete sich öfter in der Gruppe zu Wort und schrieb Kommentare, die ich sehr sympathisch fand. Aus einem Kommentar ging hervor, dass sie um ihren Hund trauert. Da ich selbst bis heute immer Hunde gehabt habe, nahm ich das als Aufhänger, um ihr zu schreiben, dass ich sie verstehe.
Anna: Ich fand es sehr aufmerksam, dass Ruth darauf einging. Das tat mir richtig gut. Als wir das erste Mal darüber am Telefon miteinander gesprochen hatten, wollte ich mehr mit ihr reden, weil wir sofort eine Wellenlänge hatten.
Sie haben dann also schnell den direkten Kontakt gesucht?
Ruth: Wir haben zwar noch ein paar Kommentare auf Facebook ausgetauscht, aber es dauerte nicht lange und ich habe sie einfach angerufen. Ich wollte ihre Stimme hören und wir sind uns überhaupt nicht fremd gewesen. Es hat sofort gefunkt. Anna ist der fehlende Mensch in meinem Leben, von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn gesucht habe.
Sie wohnen vier Autostunden voneinander entfernt. Wie pflegen Sie Ihre Freundschaft?
Ruth: Wir telefonieren jeden Tag und schreiben uns über WhatsApp. Wir besuchen uns auch gegenseitig. Am Anfang haben wir uns drei bis vier Mal im Jahr getroffen. Jetzt ist es aus familiären Gründen nur noch ein bis zwei Mal im Jahr.
Wie war es, als Sie sich das erste Mal getroffen haben?
Ruth: Das erste Treffen war sehr aufregend. Ich habe mich zurechtgemacht, als würde ich zu einem Rendezvous gehen. Anna kam mit dem Zug. Ich stand am Bahnhof, der Zug fuhr ein und ich glaube, ich hatte einen Puls von 180 (lacht). Und dann stand sie da, vor Aufregung war sie käsebleich und ich bin ihr um den Hals gefallen und habe sie festgehalten. “Angekommen, wir sind angekommen“, habe ich zu ihr gesagt.
Anna: Ruths Mann fragte dann, wie lange ich bleiben würde. Es wurde dann eine Woche. Auch mit Ruths Mann verstehe ich mich sehr gut.
Ruth: Mein Mann hat kein Problem damit, dass Anna und ich auch viel allein unternehmen. Er weiß, wie wichtig uns diese Zeit zusammen ist, und gönnt sie uns auch. Unsere Männer haben sich kennengelernt, als wir vor zwei Jahren bei Anna zum Geburtstag zu Besuch waren.
Anna: Und im Oktober feiern wir Ruths Geburtstag zusammen. Das ist unser nächstes Highlight.
Ruth: Die Familie steht an erster Stelle, aber gleich danach kommt unsere Freundschaft.
Sind Sie nach wie vor aktiv in den sozialen Netzwerken?
Ruth: Ja, zwar etwas zurückgenommener, weil wir beide feststellen, dass das Niveau teilweise zu Bedenken gibt. Das Forum von 59plus gefällt uns sehr gut. Wir sind beide neugierig und haben uns bei Instagram angemeldet, wo wir Fotos aus unserem Alltag posten.
Ihre Geschichte zeigt, dass soziale Netzwerke wie Facebook Chancen für neue Kontakte bieten.
Ruth: Man muss einfach neugierig sein. Ich kann nicht erwarten, dass ein einzelner Mensch alle meine Bedürfnisse abdeckt. Das ist der Grund, weshalb ich mich bei Facebook angemeldet habe. Ich will wissen, was außerhalb meines Lebensmittelpunktes passiert, was andere Menschen denken und sagen.
Wann werden Sie sich das nächste Mal wiedersehen?
Ruth: Wir zählen die Tage: Dieses Jahr können wir uns nur einmal zu meinem Geburtstag im Oktober sehen. Die Zeit bis dahin überbrücken wir mit Skype, WhatsApp und wir telefonieren jeden Nachmittag, wenn ich mit dem Hund gehe. Wir sind ständig in Verbindung. Unsere Freundschaft muss aufgrund der Entfernung Rituale haben, um sicherzugehen, dass die Entfernung etwas mit den Kilometern, aber nichts mit den Gefühlen zu tun hat.
Anna: Manchmal könnte ich mich morgens einfach ins Auto setzen und zu Ruth fahren. Die Sehnsucht ist schon da, aber das lässt sich nun mal nicht ändern.
Ruth: Wir machen das Beste daraus. Es ist, wie es ist und sind froh, dass wir uns getroffen haben.
Anna: Wir genießen, dass es so gekommen ist. Ich bin froh, dass ich das noch erleben durfte.
Vielen Dank für das Gespräch!
*Namen von der Redaktion geändert