Gutes Essen, guter Wein und eine aromatische Zigarre. An Orten wie der Karibikmetropole Havanna gehört die Rauchkultur mit zum Leben. Die jahrhundertealte Tradition steht für Entschleunigung und bewussten Genuss fernab von zügellosem Konsum. Damit das Raucherlebnis tatsächlich zur Genusserfahrung wird, spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle.
Vorab-Tipp zum Zigarrengenuss: Um die Geschmackserfahrung zu verbessern, empfehlen Experten eine Kombination aus aromatischen Zigarren und geschmacklich passenden Getränken. Abhängig von der Zigarrensorte treten durch bestimmte Weine, Spirituosen und Heißgetränke auch die feinsten Tabakaromen hervor.
Kleine Zigarrenkunde: Darauf achten Zigarrenkenner
So wie einzelne Weinsorten unterschiedlich schmecken, zeichnen sich auch Zigarren durch verschiedene Geschmacksnoten aus. Mit würzigen Sorten, die beispielsweise Zimt-, Anis-, Vanille- oder Muskataroma haben, erschöpft sich das Geschmacksspektrum nicht. Fruchtige Aromen wie Pfirsich und Kirsche stehen organischen Nuancen wie cremig, holzig und erdig gegenüber. Hinzu kommen süße Sorten, die nach Honig, Karamell oder Schokolade schmecken. Davon zu unterscheiden sind scharfe Zigarren mit Pfeffer-, Minze- oder Ingwer-Note. Ebenso gibt es nussige Sorten mit Aromen wie Mandel, Hasel- oder Walnuss. Zigarren mit Röstaroma sind etwas seltener und zeichnen sich durch Kaffee- oder Räuchernuancen aus.
Ergänzt wird das Spektrum durch pflanzliche Geschmacksrichtungen wie Heu, Gras und Wildblumen. Welche Nuancen zu erwarten sind, hängt wesentlich von den klimatischen und geografischen Bedingungen der jeweiligen Herkunftsländer ab. Die Bandbreite der hierzulande erhältlichen Zigarrensorten ist mittlerweile riesig. Klassische Herstellungsländer wie Kuba und Honduras werden von Regionen in Mexiko und Brasilien ergänzt.
Grob unterscheiden sich die bekanntesten Zigarrenländer wie folgt:
- aus Kuba kommen mittelstarke bis sehr starke Sorten wie Montecristo, Cohiba, Partido, Romeo y Julieta, Jose L. Piedra und Guantanamera. Geschmacksnoten reichen von erdig über honigähnlich bis hin zu würzig.
- aus Nicaragua stammen mittelstarke bis sehr starke Sorten wie Esteli, Joya de Nicaragua, Nueva Segovia, Padilla, Don Pepin Garcia, Padron, Oliva und La Aroma del Caribe. Geschmacksnuancen reichen von cremig und erdig bis hin zu kaffeeartig, schokoladig und holzähnlich.
- aus Honduras kommen milde bis mittelstarke Sorten wie Danli, Lopan, Carlos Torano, Alec Bradley und Rocky Patel. Geschmacklich reichen sie von cremig bis hin zu holzig, nussig und fruchtig.
- aus der Dominikanischen Republik stammen milde bis starke Sorten wie Arturo Fuente, Don Diego, La Aurora, La Flor Dominicana, Macanudo und Griffins. Geschmacksnuancen gibt es von fruchtig und holzig bis hin zu süß oder nussig.
- aus Mexiko stammen mittelstarke bis starke Sorten wie Santa Clara und Capa Flor, die würzig, nussig oder süß schmecken.
Stärke und Format: Worauf es ankommt
Die Wahl der richtigen Zigarre hängt nicht allein von der bevorzugten Geschmacksnote ab. Auch die Stärke des Tabaks spielt eine Rolle. Beeinflusst wird der Nikotingehalt insbesondere vom Anbauort. Als Ursprungsland der mildesten Sorten nennen Experten die Dominikanische Republik. Kubanische Zigarren sind als kräftigste Arten bekannt. Neben der Herkunft beeinflusst auch der Fermentierungsgrad, wie stark der verarbeitete Tabak ist. Nach der Ernte werden die Blätter zunächst getrocknet, bevor Eiweißbestandteile, Kohlenhydrate und Chlorophyll abgebaut werden. Abhängig von der Tabakart dauert dieser Fermentierungsprozess zwischen vier Wochen und acht Monaten. Je länger die Dauer, desto geringer der Nikotingehalt.
Wie stark einzelne Zigarrensorten sind, lässt sich an der Farbe der Tabakblätter erkennen. Grundsätzlich sind helle Zigarren sanfter als ihre dunklen Artgenossen. Relevant ist die Stärke vor allem für Nichtraucher. Je weniger man Tabak gewohnt ist, desto milder sollte die erste Zigarrenerfahrung sein. Sorten aus der Dominikanischen Republik bieten sich für Einsteiger deshalb eher an als kubanische. Raucher können für den ersten Zigarrengenuss bereits auf Kuba oder Honduras setzen.
Kenner-Tipp: Zigarrenformat nicht vergessen! Fast genauso wichtig wie die richtige Stärke ist ein angemessenes Zigarrenformat. Die Entscheidung zwischen dünnen Zigarillos oder dickeren Long Panetelas hängt beispielsweise davon ab, wie viel Zeit man zum Rauchen hat. Bei einigen Sorten dauert der Genuss bis zu drei Stunden.
Rauchkultur: So raucht man Zigarren richtig
Zigarrenrauchen will gelernt sein. Die Herausforderung beginnt schon beim Anschneiden. Drei Formen werden hierbei unterschieden: Bohren, Cutten und Ausstanzen. Bei letzterer Methode stanzt man mit einem V-Cutter eine Kerbe in den Kopf. Beim Zigarrenbohren ist der Vorgang ähnlich. Allerdings presst man hierbei einen geschärften Ring in den Kopfbereich, wodurch eine Rauchöffnung entsteht. Das Cutten schafft eine etwas größere Fläche zum Ziehen, birgt aber Risiken. Das Deckblatt könnte bei der Methode beispielsweise versehentlich verletzt werden.
Grundsätzlich werden kleinere Sorten eher gecuttet als größere Formate. Accessoires wie Zigarrenscheren helfen beim Schneiden. Auch abgesehen davon gibt es einige Hilfsmittel, die den Zigarrengenuss erleichtern. So beispielsweise passende Lagerungsbehälter und Feuerzeuge. Benzin sollte in letzteren nicht enthalten sein, sondern nur kohlegefiltertes Gas. Übrigens sind Kerzen keine geeigneten Feuerspender, weil das Wachs die Aromen ruiniert.
Abschluss-Tipps zum Zigarrengenuss:
Beim Anzünden röstet man den Zigarrenfuß aus etwas Entfernung und bringt die Fläche anschließend zum Glühen. Hierbei regelmäßig absetzen und pusten, bis die Zigarre überall gleichmäßig brennt. Ist es soweit, wird ein- bis zweimal pro Minute gezogen. Geraucht werden Zigarren niemals auf Lunge! Auch zu heiß sollten sie nicht werden, weil sie sonst bitter schmecken und an Aroma verlieren.