Im Ausland wird man als Deutscher, neben Mercedes und Volkswagen, vor allem für die heimische Bierbrauerei respektiert. Kaum einer weiß jedoch, wo das Getränk seinen Ursprung hat.
Deutschland – Bierland?
Man vermutet: Es wurde bereits vor 10.000 Jahren entdeckt, und seit zirka 5.000 Jahren im großen Stil gebraut. Erfunden wurde die Braukunst von den Sumerern, der ersten Hochkultur der Menschheit. Mehr oder weniger durch Zufall entdeckten die Bewohner des Zweistromlandes, des heutigen Irak, damals den Gärungsprozess. Die Sumerer waren die erste große sesshafte Kultur und lebten in einer bäuerlichen Gesellschaftsordnung. Sie betrieben ein ausgetüfteltes Bewässerungssystem, bauten Getreide an und buken Brot. Das war unabdingbare Voraussetzung für die Entstehung des Gärproduktes Bier. Man vermutet, dass das erste Ur-Bier dadurch entstand, dass ein Stück Brot in Wasser fiel und zu gären begann.
Wissen können wir dies alles, weil die Sumerer als Erfinder der ersten Schrift, der Keilschrift, engagierte Geschichtsschreiber waren. Sie ritzten alle möglichen Informationen auf kleinen Tontäfelchen ein, die Archäologen heute die Erforschung ihrer Kultur und Traditionen erlauben. So ist auch die Kunst des Bierbrauens exakt auf den Täfelchen wiedergegeben.
Bier als Währung
Im Laufe der Zeit machten sich die Sumerer den Gärungsvorgang in größerem Umfang zunutze. Anfangs röstete man Teigfladen aus Gersten- und Weizenkorn und legte sie dann in Wasser, wo der Gärungsprozess einsetzte. Man wusste zwar nicht, dass der Gärungsvorgang eigentlich auf die Hefe im Inneren der Fladen zurückgeht, das tat dem Effekt jedoch keinen Abbruch. Schließlich professionalisierte man die Arbeitsschritte zum Bierbrauen immer weiter, bis man große Mengen davon herstellen konnte.
In manchen Jahren, so behaupten Forscher, nutzten die Sumerer die Hälfte ihres gesamten Getreides, um Bier zu brauen. Das Bier war jedoch nicht nur Genussmittel, sondern auch Zahlungsmittel bei den Sumerern. Um eine Bestattung durch einen Priester zu bezahlen, musste man beispielsweise sieben Kannen aufbringen. Der Staat verteilte täglich je zwei bis fünf Kannen an jeden Bürger, je nach sozialer Stellung.
So wuchs die Bierkultur mit der Hochkultur der Sumerer und Kulturentfaltung war eng an die Weiterentwicklung des Bierbrauens geknüpft. Das Gilgamesch-Epos verdeutlicht die herausragende Rolle, die das Bier in der sumerischen Gesellschaft spielte. In diesem ersten Stück Weltliteratur zeichnen die Sumerer das Bild von einem wilden Affen, der durch den Konsum eines Stück Brotes und einiger Krüge Bier zum Menschen wird: „Sein Herz frohlockte und sein Angesicht strahlte. Er wusch sich den zottigen Leib mit Wasser, salbte sich mit Öl – und ward ein Mensch“.