Über Grippe oder Pollenallergie tauschen sich Menschen gerne mit Freunden oder Nachbarn aus. Meist kennt jemand ein gutes Hausmittel oder kann den passenden Facharzt empfehlen. Bei Inkontinenz hingegen, umgangssprachlich Blasenschwäche, handelt es sich immer noch um ein Tabuthema.
Daher gibt es auch keine exakte Zahl der Betroffenen, sondern lediglich Schätzungen. Einen Anhaltspunkt geben die Verkäufe von Inkontinenzhilfsmitteln. In Deutschland werden fünf bis zehn Millionen Leidtragende vermutet, wobei Frauen aufgrund ihrer Anatomie häufiger betroffen sind. Da ein hoher Anteil älterer Menschen an dieser Volkskrankheit leidet, erhöht sich die Zahl der Patienten durch den demografischen Wandel. Der Selbsthilfeverband Inkontinenz e. V. schätzt, dass im Jahr 2050 bis zu 30 Prozent der deutschen Bevölkerung betroffen sein könnten. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Thema endlich aus der Tabu-Ecke zu holen.
Woher kommt die Blasenschwäche?
Je nach Ausprägung hat eine Blasenschwäche unterschiedliche Ursachen. Die „Belastungsinkontinenz“, auch Stressinkontinenz genannt, bewirkt, dass beim Husten, Niesen oder sogar Lachen unkontrolliert Urin abgeht. Ist diese Form stark ausgeprägt, kann bereits Treppensteigen oder Laufen die Blasenschwäche auslösen. Überwiegend leiden Frauen unter Belastungsinkontinenz. Ist die Erkrankung nur leicht ausgeprägt, können Patienten die Symptome mit regelmäßigem Beckenbodentraining zumindest reduzieren.
Bei der „Dranginkontinenz“ ist die Blase extrem sensibel und liefert mitunter falsche Signale an das Gehirn. Der Mensch verspürt einen starken Harndrang, obgleich sich die Blase noch nicht vollständig füllte. Diese Variante tritt mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf.
Männer sind seltener von Inkontinenz betroffen als Frauen. Die „Überlaufinkontinenz“ beobachten Ärzte jedoch häufiger beim männlichen Geschlecht. Ist die Prostata vergrößert und entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht vollständig, kann eine Operation helfen. Ist der Grund eine überdehnte Blasenmuskulatur, wird meist mit Medikamenten behandelt. Die sogenannte „extraurethrale Inkontinenz“ tritt hingegen nur bei Frauen auf und wird mit einem kleinen Eingriff behandelt.
Bei der „Reflexinkontinenz“ kommt die Information über die gefüllte Blase nicht rechtzeitig im Gehirn an. Erkrankungen der Nerven und des Rückenmarks können Auslöser sein.
Leben mit Blasenschwäche
Leiden Sie an Blasenschwäche, vertrauen Sie sich Ihrem Urologen an oder befragen Sie als Frau Ihren Gynäkologen. Versuchen Sie schnell herauszufinden, woher das Problem kommt. Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig, und Ihr Arzt wird mit Ihnen die richtige Vorgehensweise besprechen. Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten, und in bestimmten Fällen ist eine Operation das Mittel der Wahl. Ergänzend können Beckenbodengymnastik und pflanzliche Heilmittel helfen. Lässt sich die Blasenschwäche nicht ganz beseitigen, gibt es diskrete Einlageprodukte.
Nehmen Sie weiter ausreichend Flüssigkeit zu sich und gehen Sie nicht übertrieben häufig zur Toilette. Die Blase ist ein Muskel, der trainiert werden möchte. Sollten Sie noch nicht betroffen sein, empfehlen wir vorbeugend ein regelmäßiges Beckenbodentraining. Passende Kurse finden Sie im Sportverein, im Fitnessstudio oder bei der Volkshochschule.