Blaue Zone – das sind 5 Orte auf der Welt, wo Menschen besonders alt werden. Sie finden sich in Griechenland, Italien, Japan, Kalifornien und Costa Rica. So eine blaue Zone gab es in der Zeit vom 17. – 30. Juli 2017 auch in Hannover. Sie lag in der nicht besonders abgasarmen City, gleich hinter dem Hauptbahnhof.
Das Kulturzentrum Pavillon und der Verein Spokusa hatten zusammen „ein Kulturcamp für Menschen ab 55, das inspirieren soll zur mutigen und freudigen Gestaltung des eigenen Alters und der Gesellschaft“ auf die Beine gestellt. Ein hoher Anspruch, geboren aus den eigenen Bedürfnissen einiger engagierter 60er Jahrgänge an das bevorstehende Alter. „Wir haben uns überlegt, was uns selber interessiert,“ erklärte Susanne Müller-Jantsch vom Pavillon.
„Es gibt zwar schon einiges für Senioren, aber nicht im alternativen Sektor.“
Und so war auf dem Andreas-Hermes-Platz, der vom „Platzprojekt Hannover“ phantasievoll gestaltet wurde, ein buntes Treiben zu beobachten. Bunt, weil die Farben beige und grau bei den gefühlten 90% der älteren Frauen verpönt sind, und bunt, weil das Programm von alternativen Bestattungsformen über Tanzimprovisationen bis zum Thema „Wohnen im Alter“ eine Menge zu bieten hatte. Eine Kochgruppe sorgte mit mediterraner Küche für das leibliche Wohl der Besucher und Akteure.
Täglich wiederkehrende Angebote wie den „bewegten Morgen“ oder ein „offenes Atelier“ boten die Möglichkeit sich regelmäßig wieder zu begegnen. Es gab Veranstaltungen wie den „Markt für weises Wissen“. Hier konnte man zu persönlichen Themen ein 20minütiges Gespräch buchen oder an öffentlichen Gesprächsrunden teilnehmen. Darüber hinaus wurden Workshops über Politik und Philosophie und viele andere Themen angeboten.
Die Blaue Zone: Für jeden erschwinglich
Sehr viele Angebote waren kostenlos. Die mehrtägigen Workshops waren mit 20 € somit auch für nahezu jeden erschwinglich. Abends fanden von 18 -19 Uhr das „Blaue Dinner“ und danach Lagerfeuergespräche statt. Und es durfte getanzt werden. An vier Abenden konnten sich die jungen Alten beim „wilden Tanzen“ austoben, an drei Nachmittagen traf man sich zu den Tänzen aus aller Welt“.
Ein bemerkenswertes Projekt fand im Rahmen der blauen Zone außerhalb des Veranstaltungsortes, in der Senioreneinrichtung Johanniter Quartier, statt: Mitglieder der Tanzcompagnie aus Rouen haben mit Bewohnern und Personal der Einrichtung eine Woche lang deren Geschichten getanzt. Das Ergebnis wurde allen Interessierten am 29. Juli dann in der Blauen Zone präsentiert.
„Ich persönlich mag keine Info-Tische und langweilige Vorträge,“ meinte Susanne Müller-Jantsch, Veranstalterin und Organisatorin. „Deshalb war es uns ganz wichtig, ein Programm zum Mitmachen und Mitgestalten anzubieten.“
Das ist den Initiatorinnen zweifelsfrei gelungen. Die Blaue Zone wurde gut angenommen: zum Auftakt-Brunch am 17. Juli kamen bereits ca. 120 Personen. Der Abschluss-Brunch, am letzten Tag der Veranstaltung, gab dann allen Aktiven die Möglichkeit noch einmal zusammen zu kommen, um miteinander zu essen, zu reden, Eindrücke, Ideen und Erlebnisse auszutauschen.
Die Blaue Zone – im nächsten Jahr wieder?
„Vielleicht ist der Grundstein für die nächste Blaue Zone in der Welt gelegt,“ hofft Initiatorin Müller-Jantsch. Diese Hoffnung wird sicherlich nicht enttäuscht. Einige Projekte wie die Kochgruppe oder „Wohnen im Alter“ laufen jetzt schon weiter.
In regelmäßigen Abständen wird es in Hannover nun einen “Blauen Brunch“ geben. Wer Interesse hat, wird hier wahrscheinlich viele Gleichgesinnte finden. Alles in allem also ein viel versprechender Start für hoffentlich viele blaue Zonen – an vielen Orten in der Welt. Finanziert wurde das Projekt aus verschiedenen Töpfen der Stadt Hannover und des Landes Niedersachsen, und natürlich durch die Mitarbeit der vielen Helfer und Unterstützer.
(Zitate wurden dem Programmheft „die blaue zone“ entnommen)
Wir danken Frau Marion Niermann, die sich als freie Mitarbeiterin bei uns gemeldet hat, um über diese Veranstaltung zu berichten!