Bereits im Alter von 14 Jahren wurde Bobby Fischer der bis dato jüngste US-Champion im Schach. In den folgenden Jahren weckte sein hervorragender Spielstil als Kämpfer und Stratege, sein rasanter Aufstieg zum Schachweltmeister und nicht zuletzt sein exzentrischer Charakter das Interesse der Öffentlichkeit. Der außergewöhnliche Schachspieler Bobby Fischer verstarb im Jahr 2008 abseits der Medien. Doch sein Leben, das bereits zweifach verfilmt wurde, polarisiert die Menschen noch heute.
Geboren am 9. März 1943 in Chicago, Illinois lebte Fischer als Sohn einer alleinerziehenden Krankenschwester eine bescheidene Kindheit. Das Schachspielen erlernte er bereits im frühen Alter von sechs Jahren, von da an war sein Interesse für das Spiel entfacht. Die ersten Erfolge für das Ausnahmetalent sollten nicht lange warten. Nachdem er 1958 der jüngste Schach US-Champion wurde, folgten verschiedene nationale und internationale Auszeichnungen.
Bobby Fischer: Ein Volksheld im Kalten Krieg
Im Sommer 1972 – mitten im Kalten Krieg – forderte Bobby Fischer den amtierenden Schachweltmeister Boris Spasski heraus. Schon seit 1948 lag der Titel auf der Seite der Sowjetunion. Durch das Interesse der öffentlichen Medien wurde die Partie zum symbolischen Kampf zwischen den Ost-West-Mächten und ist bis heute als „Match des Jahrhunderts“ bekannt.
Bobby Fischer gewann und wurde zum amerikanischen Volkshelden. Sein Triumph löste schließlich einen regelrechten Schachboom aus. Doch mit dem Interesse der Öffentlichkeit wuchs auch der exzentrische Charakter Bobby Fischers. Bereits als Kind hatte ihm der ehemalige Weltklassespieler und Psychiater Reuben Fine schwere psychische Schäden und Verhaltensauffälligkeiten diagnostiziert. Das Schachspiel böte ihm die Möglichkeit, mittels seiner Erfolge, erlittenen Kränkungen zu rächen und Machtphantasien auszuleben.
Zwischen Jähzorn und Eigensinn
Im Jahr 1975 wurde Bobby Fischer der Titel des Schachweltmeisters wieder aberkannt. Der amtierende Weltmeister weigerte sich gegen seinen Herausforderer, Anatoli Karpow, anzutreten. Die Verhandlungen zum Titelmatch gestaltete er mit einem umfassenden Forderungskatalog so schwierig, dass Karpow schließlich ohne ein tatsächlich gewonnenes Spiel zum neuen Schachweltmeister ernannt wurde. Dieses launenhafte Verhalten war für Fischer nicht unüblich, er war bekannt für seine eigensinnigen Forderungen und seine unbequeme Art.
Als er 1992 gegen seinen alten Rivalen Spasski antrat und ein Preisgeld von 3,35 Millionen Dollar erhielt, verstieß er damit gegen ein US-amerikanisches Wirtschaftsembargo gegen Jugoslawien. Öffentliche antiamerikanische und antisemitische Äußerungen rückten ihn weiter in das Fahndungslicht des FBIs. Obwohl er selbst jüdischer Abstammung war, leugnete er bis zu seinem Tod den Holocaust.
Schließlich erklärte die amerikanische Regierung seinen Reisepass für ungültig. Infolge dessen wurde er 2004 in Tokyo, bei dem Versuch auszureisen, festgenommen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Miyoko Watai erhielt er Asyl in Island, wo er bis zu seinem Tod zurückgezogen lebte.
Das Leben von Bobby Fischer dient als Grundlage für den Film “Bauernopfer – Spiel der Könige“.