Als Planer kommt man von einem Seminar oder einem Symposium zum Thema AAL (die Abkürzung für den sperrigen Namen: Altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben) und ist beeindruckt von den vielen Neuerungen und Produkten im Bereich der Technik. Forschungsprogramme zuhauf. Die Maxime heißt: Immer kleiner, immer schneller – die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Begriffe wie Smart Home, Internet der Dinge und Vernetzung sind in aller Munde.
Braucht man das?
Zurück im Büro holt einen die Wirklichkeit schnell ein. „Nein, das brauche ich nicht!“ wird das Thema im Rahmen einer Wohnberatung zumeist kategorisch abgelehnt. Und außerdem wäre es bestimmt viel zu teuer und die Bedienung sei ja sicherlich zu kompliziert. In Zeiten, in denen die Bedienungsanleitung vom Fernseher schon so dick ist wie ein Taschenbuch, kann man es den Menschen ja nicht wirklich verübeln, dass da erst mal abgeblockt wird. Im Bereich der Wohnungsanpassung wird die Technik immer noch sehr kritisch gesehen.
Merkwürdig, denn in anderen Lebensbereichen hat die Technik bereits Einzug gehalten und wird dort auch vorbehaltlos akzeptiert. Assistenzsysteme feiern z. B. in der Automobilbranche gerade einen Siegeszug. Das selbstfahrende Auto befindet sich in der Testphase. Der Kunde im Autohaus fragt inzwischen ganz gezielt nach technischen Assistenzsystemen: Einparkhilfe, Abstandskontrolle, Müdigkeitserkennung, ABS, das automatische Absetzen eines Notrufes bei einem Unfall, um nur einige zu nennen. Wie schön, das Auto denkt ja heutzutage mit!
Auch in der Küche ist die Technik ein must have und schon wie beim Auto zum Statussymbol geworden. Der Thermomix steht inzwischen in fast jedem Haushalt und Rasenmäherroboter oder Staubsaugerroboter werden immer beliebter.
Stigmatisierung ist hier kein Kriterium. Nein, das kauft man ja auch nicht, weil man alt ist und es nicht mehr selbst tun könnte, sondern weil man einen Komfort- Anspruch hat und es einfach bequemer ist. Die gesparte Zeit verbleibt dann für die Freizeitgestaltung. Hier erkennt man den Mehrwert im Zugewinn an Lebensqualität sofort. Lifestyle heißt hier das Zauberwort!
Wie sieht es im Bereich der AAL-Produkte aus?
Bei den AAL-Produkten ist das leider nicht so einfach. Hier gilt es noch einige Hürden zu nehmen. Aber die oben erwähnten Branchen machen es uns vor wie es funktionieren kann: Erstens, die Technik muss einfach zu bedienen sein. Einfach meint intuitiv und selbsterklärend, ohne dass es notwendig ist eine lange Bedienungsanleitung zu lesen. Dazu gehört auch der technische Kundendienst und ein erreichbarer Service, im Falle, dass mal etwas nicht funktioniert. Zweitens muss die Technik einen Nutzen haben. Erst wenn man einen Mehrwert sieht, zum Beispiel eine Zeitersparnis, einen Zugewinn an Sicherheit oder ganz einfach ein Komfortgewinn, dann benutzt man die Produkte auch. Weiterhin muss die Technik auch für die breite Masse erschwinglich sein.
Und zu guter Letzt ist eine fundierte Beratung zu dem individuellen Bedarf des Nutzers unerlässlich. So konnten wir Anfang Januar auf der Messe „50+ Freude am Leben“ viele Besucher mit unserer interaktiven Wand zum Thema Smart Home für die Technik begeistern. Gerade im persönlichen Gespräch kombiniert mit dem Anfassen und Testen der Produkte können Hürden im Umgang mit der Technik abgebaut werden. Wer sich darauf einlässt, erkennt schnell den Zugewinn an Lebensqualität, Sicherheit und die Chance auf selbstbestimmtes Wohnen im Alter.
Herzliche Grüße,
Ihre Sabine von Waasen