Zigtausende Europäer zieht es Jahr für Jahr in die argentinische Hauptstadt – weil sie in einer der zahlreichen Milongas – den Tanzcafés der Metropole – ihre Füße über das Parkett schwingen möchten, um Tango zu tanzen.
Täglich finden in Buenos Aires bis zu 30 solcher Tanztreffen über das gesamte Stadtgebiet verteilt statt. Wenn sich die Stadt der Nachtruhe entgegenneigt, geht es ab 22 Uhr in den Milongas erst so richtig los. Dabei sollte man nicht meinen, dass der nächtliche Tanz in den Ballsälen vorwiegend den jungen Leuten vorbehalten sei – ein guter Teil der Tänzer ist über 60 Jahre alt! Die Tanzflächen verstecken sich meist in den Ballsälen verschiedener Cafés, ganz berühmt: Caféteria Ideal, das Niño Bien und das Café Tortoni. Dort finden neben Tanzcafés auch regelmäßig Tango-Shows statt.
Tango – tief in der Stadtgeschichte verankert
Die hundertjährige Geschichte, dieses sinnlichen Tanzes ist dort förmlich zu spüren. In Buenos Aires tanz man am Puls das Tangos, denn hier ist der eigentümlich leidenschaftlich-melancholischer Tanz entstanden. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Einwanderer in den Armenvierteln der Stadt am Rio Plata aus ihren ganz individuellen Tänzen, die sie von zuhause mitbrachten – andalusischen Folklore, italienische Volksliedern und einheimische Stücke verschmolzen und wurden bestimmend für eine ganze Kultur. Wer heute in Buenos Aires aufwächst, hat Tango im Blut. Tango ist überall: Er bestimmt eine komplette Radiostation, wird in Cafés und Bahnhaltestellen gespielt, auf der Straße getanzt und ist fest in die Wirtschaft integriert.
Tango – ein wichtiger Teil des Wirtschaftslebens
Die gesamte Tangoindustrie setzt jährlich an die 80 Millionen Euro allein in Buenos Aires um – vor allem wegen der unzähligen Tanztouristen. Sie nehmen Unterricht in den diversen Schulen, kaufen sich die passende Tanzkleidung direkt vor Ort und die Frauen mieten sich oft einen Milonguero – einen Tanzpartner, der ganz für sie allein da ist. Zu finden sind sie ganz leicht – die Männer bieten ihren Tanz-Service nämlich auf kleinen Zetteln an, die an Bäumen oder Straßenlaternen kleben. Da heißt es für Frauen: Scheuen Sie sich nicht – einfach anrufen, ein Treffen ausmachen – und als Tango-Profi zurückkehren!