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Ja, das „alte Fieber“, das die Toten Hosen besingen, packt einen dann schon, wenn die Lieder aus unserer Jugend im Radio laufen. Ich bin zwar noch keine 59plus, aber ich wurde dieses Jahr immerhin 51. Auch wenn es sicherlich nicht wehtut die 5 vor der Jahreszahl zu haben, mit einem Mal hat man den Blick und die Sensibilität für Themen wie Wechseljahresbeschwerden, Midlifecrisis, erste gesundheitliche Einschränkungen, graue Haare und Lesebrille.

Und das, überall wo man hinhört, denn wir Babyboomer sind ja bekanntlich ganz schön viele. Nie wieder zuvor und nie wieder danach werden so viele Menschen 50 Jahre alt sein. Das 30-jährige Abitreffen, die Silberhochzeit und der Auszug des letzten Kindes waren in den letzten Jahren einschneidende Erlebnisse und tun dann noch ihr übriges. Da kann man schon mal ins Grübeln kommen.

Wo sind die Tage …

Als hätte sich die Welt gedreht, gedreht um den Scheitelpunkt des Lebens. Auf einmal hat man die Hälfte (in Wahrheit sicherlich noch mehr) hinter sich und der Blick auf das Leben wird doch manchmal melancholisch. „Wo sind diese Tage – An denen wir glaubten – Wir hätten nichts zu verlieren“ – Die Unbeschwertheit der Jugend ist weg. Das Gefühl, man hätte unendlich Zeit und man könnte ja noch so vieles anfangen – später dann, irgendwann. Auf einmal schleicht sich die Frage ins Bewusstsein: Klappt das denn noch mit den Zielen und Wünschen? Die Endlichkeit des Lebens wird einem mehr und mehr bewusst.

Das Älterwerden einfach akzeptieren und auch dieser Lebensphase ihren Raum geben, dafür plädiert unsere Gastautorin Sabine van Waasen. Bildquelle: Shutterstock.com
Das Älterwerden einfach akzeptieren und auch dieser Lebensphase ihren Raum geben, dafür plädiert unsere Gastautorin Sabine van Waasen. Bildquelle: Shutterstock.com

Nicht, dass man das nicht bereits vorher gewusst hätte. Rational gesehen, war das mit dem Älterwerden schon klar. Aber man hat eben nicht darüber nachgedacht, man musste es ja auch nicht. „Wir hören Musik von früher – Schauen uns verblasste Fotos an – Erinnern uns, was mal gewesen war“ und gehen zu den Ü50 Partys, um das Gefühl der Jugend wieder heraufzubeschwören.

Meist fällt dann in diese Lebensphase auch noch die Frage der Versorgung der Eltern. So wird man auch mit existentiellen Fragen konfrontiert. Wie schaffen wir es innerhalb der Familie eine Pflegesituation aufzufangen? Wie sehen meine eigenen Vorstellungen aus zum Älter werden? Wie will ich im Idealfall versorgt sein, wenn die ersten Einschränkungen kommen? Was habe ich selbst denn bereits getan, um meine Zukunft gut vorzubereiten? Die Antwort ist meistens – Nichts! Genauer: Noch Nichts! Die Erkenntnis über das eigene Älterwerden kommt ja gerade erst so langsam ins Bewusstsein.

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Wenn nicht jetzt, wann dann …

Ich glaube ganz fest daran, dass jeder Mensch das Bedürfnis hat, etwas Sinnvolles im Leben zu leisten. Erfüllung, Zufriedenheit und Glücklich sein sind das, was wir anstreben. „Denn es geht nie vorüber – Dieses alte Fieber“ – das uns antreibt. Es liegt doch auch eine Chance darin, dass wir uns der Endlichkeit des Lebens bewusstwerden. Nur über diese Selbstreflexion, die Standortbestimmung und die Aufrechnung der erreichten Ziele können wir uns neu ausrichten und noch einmal nachjustieren.

Irgendwo tief drin ist das Feuer, das uns antreibt, es doch noch mal zu wagen und uns an unsere Träume zu erinnern. Immer mehr jenseits der 50 beginnen noch ein Studium, wagen nochmal einen beruflichen Neustart und verwirklichen ihre Träume. Wenn nicht jetzt, wann dann? Genau deshalb steigt die Zahl der Gründer 50plus in Deutschland stetig an. Auch ich habe vor gut einem Jahr den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Der Motor hierzu war tatsächlich für mich der Gedanke, ein gesellschaftlich relevantes Thema anzupacken, etwas mitgestalten zu wollen und hierfür meine Kompetenzen einzubringen.

Sabine van Waasen begleitet Sie mit ihrer Beratung behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen bei anstehenden räumlichen Veränderungen. Bildquelle: Sabine van Waasen
Sabine van Waasen begleitet Sie mit ihrer Beratung behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen bei anstehenden räumlichen Veränderungen. Bildquelle: Sabine van Waasen

Das “alte Fieber” …

Etwas mit dem Geschenk des Lebens anzufangen, sich immer weiter zu entwickeln und immer neugierig zu bleiben, eine sinnstiftende Tätigkeit auszuüben, ob im Beruf, im Hobby oder im Ehrenamt, das ist es, was für mich zählt. Sich zu fokussieren und sich den wirklich wichtigen Dingen zuzuwenden – diese Klarheit gewinnt man erst mit der Lebenserfahrung. Für mich gehört die Frage „Wie und wo möchte ich im Alter leben?“ in jedem Fall mit ganz oben auf die Agenda. Ich hoffe, es sehen noch ganz viele Menschen mehr genauso. Die Wirtschaft entdeckt zunehmend das Potential der größten Käufer- und Nutzerschicht aller Deutschen, nämlich der Generation 50plus. Viele haben auch diese politische Dimension noch gar nicht für sich erkannt. Machen wir was aus diesem Potential und gehen die Herausforderung an, den demographischen Wandel mitzugestalten.

Und wenn mich dann mal wieder das „alte Fieber“ überfällt, dann weiß ich in jedem Fall, da geht noch was!

Herzlichst

 

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