Letzte Woche erhielt ich einen Anruf einer netten älteren Dame Mitte 70. Sie hätte gehört, man könne eine Badewanne gegen eine Dusche tauschen, ohne das ganze Bad sanieren zu müssen.
Ich bejahte die Frage und wie ich es bei solchen Erstkontakten immer tue, fragte ich auch einiges darüber hinaus. Zum Beispiel: „Gibt es einen konkreten Anlass, warum Sie mich gerade jetzt kontaktieren?“ Oder „Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus, wollen Sie denn gerne in der gewohnten Umgebung bleiben?“ Dann biete ich einen Termin in der eigenen Häuslichkeit zur Erstberatung an. So stelle ich immer wieder fest, dass die Ratsuchenden einen Aufhänger suchen, sich Rat zu holen. Beim näheren Hinsehen zeigt sich dann ganz schnell, dass die Probleme ganz anders liegen bzw. über das formulierte Problem weit hinausgehen.
Dienstleistungen zum Thema “Wohnen im Alter”
Ich bin als Architektin ja per Definition für das Bauliche zuständig. Darüber hinaus bin ich aber Pflegediensthelferin und Fachkraft für barrierefreies Bauen. Über die Architektur hinaus weiß ich um die vielen Bedarfe, die ein Mensch in der Lebenssituation hat, in der er sich die Frage stellt, ob er denn im gewohnten Zuhause auf Dauer bleiben kann?
Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass die Menschen nicht wissen, wo sie sich mit ihren Sorgen hinwenden können. Wir sehen in der Regel zwei Ansprechpartner, bei denen Rat gesucht wird. Das ist bei Einfamilienhausbesitzern zunächst einmal der Makler. Denn als erstes will man prüfen, was das Haus überhaupt Wert ist, um dann die verschiedenen Optionen ausloten zu können. Der zweite Ansprechpartner ist der Heizungs- und Sanitärinstallateur, der gerufen wird um eine bodengleiche Dusche einzubauen.
Wer ist der richtige Ansprechpartner bei generellen Fragen?
Leider verkennen die Meisten, dass es über das Badezimmer hinaus noch vieles mehr an Maßnahmen bedarf, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Zumal der Handwerker in der Regel ja auch gar nicht geschult ist bei der Fragestellung. Genauso der Makler, der natürlich gerne das Haus verkaufen möchte. Also, wo kann man stattdessen hingehen, um eine unabhängige Beratung zu bekommen, die umfassend und individuell ist? Da gibt es zuallererst einmal die kostenlose Wohn- und Pflegeberatung bei jeder Stadt. Was viele aber nicht kennen, ist das allerorts neu entstehende Angebot von Dienstleistern, die in der Situation dieser wichtigen Lebensentscheidung beraten.
Zurück zu der Dame von letzter Woche. Auf Nachfrage sprudelte es nur so aus ihr heraus. So stellte ich ganz schnell fest, dass die Badewanne eigentlich nur der Aufhänger war, das Problem ging viel tiefer. Die Kinder wohnen weit weg und drängen schon seit Jahren, die Mutter soll doch zu ihnen nach Süddeutschland ziehen. Die Eigentumswohnung ist auf Dauer nicht zu halten, da nicht über einen Aufzug zu erreichen. Also würde die Dusche das eigentliche Problem nur nach hinten verschieben.
Ich habe sie auf unser Netzwerk aufmerksam gemacht und ihr von dem breiten Angebot der Hilfestellung berichtet. Zu dem Netzwerk gehören natürlich auch Makler und Heizungs- und Sanitärinstallateure, aber eben nicht nur. Es gibt zunächst den Bereich der Pflegeberatung, der Mediation in der Familie, uns Wohnberater. Dann im Falle der Entscheidung wohnen zu bleiben, uns Architekten, die entsprechend geschult sind im Bereich barrierefreies Bauen. Zudem natürlich alle Gewerke an Handwerksleistungen für die Umsetzung. Fällt die Entscheidung eine neue Bleibe zu suchen, kommt der Makler ins Spiel. Die vorhandene Immobilie soll veräußert werden, eine neue muss gefunden werden. Auch ein Partner zum Thema Seniorenwohnwechsel ist mit im Boot.
Was tun mit meinem Geld?
Und überhaupt, was mache ich sinnvoll mit dem Geld, das als Überschuss bliebt? Finanzberater und auch die ganz wichtigen Partner, die sich um das Themenfeld Erben, Vererben, Schenken kümmern, also Rechtsanwälte und Notare, gehören zu unserem Netzwerk. Sollte das Problem im finanziellen Bereich liegen, indem jemand zwar „Betongold“ besitzt, aber nicht über die Barmittel verfügt, um im eigenen Haus im Pflegefall verbleiben zu können, gibt es auch hier Lösungen. Immobilienverrentung und lebenslanges Wohnrecht sind hier die Stichworte. Ist das Finanzielle gelöst, kommen die haushaltsnahen Dienstleistungen, Seniorenassistenz und die 24 Stunden Pflege ins Spiel.
Hier kann man ganz schnell sehen, wie breit gefächert die Thematik in Wirklichkeit doch ist. Also ist es unsere Aufgabe, die Bedarfe mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen zu erfragen und über die eigentliche Anfrage hinaus, die Sorgen und Nöte ernst zu nehmen und Hilfestellungen anzubieten. Denn „hinter der Badewanne“ gibt es oft noch viel mehr zu entdecken!
Herzlichst Ihre
Sabine van Waasen