Das perfekte Match – ohne langes Suchen, ohne zwischenzeitliche Enttäuschungen, ohne Liebeskummer, sondern einfach auf einen einzelnen Klick … Kann KI dabei helfen, die große Liebe nüchtern zu berechnen, unabhängig von der Romantik des Zufalls? Was auf jeden Fall inzwischen möglich ist, ist, dass in Apps mithilfe von Algorithmen Passungen verschiedener Nutzerinnen und Nutzer im Hinblick auf Interessen, Vorlieben und Charakter potenzielle Matches recht genau bestimmt werden. Doch hat die KI inzwischen auch das Zeug dazu, langfristige Beziehungen zu schmieden?
In welchem Rahmen wird KI bisher in Dating-Angeboten genutzt?
Bislang scheint die Nutzung von KI bei Dating Partnerbörsen und Apps speziell im Bereich der Sicherheit eine Rolle zu spielen. So wird sie unter anderem bei Tinder und bei Bumble dafür genutzt, Nachrichten herauszufiltern, die gegen die Community-Richtlinien verstoßen. Zusätzlich nutzen Bumble und Parship die KI auch für die Bildanalyse. Bumble, um Nacktbilder zu zensieren, Parship, um Fake-Fotos zu ermitteln. Das passt auch genau zum Ansatz britischer Forscher, die eine KI zur Enttarnung von kompletten gefälschten Profilen entwickelt haben.
Und was ist mit weiteren Funktionen?
Der US-amerikanische Dienst AIMM nutzt KI, um mögliche Partnerinnen und Partner mithilfe von Spracherkennung zu vernetzen. Eine Sprachassistentin ergründet die Vorlieben der Nutzerinnen und Nutzer, um sie bei der Partnersuche zu berücksichtigen. Ist ein Match zustande gekommen, stellt die KI einige Tipps zur Verfügung. Auch wartet sie nach einem erfolgten Treffen auf ein Feedback im Hinblick darauf, ob das Date gelungen oder weniger gelungen war. Die App ist jedoch bislang nicht ganz ausgereift.
Ferner arbeiten Forschende der Universitäten Helsinki und Kopenhagen an neuen KI-Anwendungen im Dating-Bereich. In einer Studie (2021 veröffentlicht) konnten sie dank einer Gehirnwellen-Untersuchung feststellen, dass sich Menschen unbewusst für ganz spezielle Gesichtsmerkmale begeistern. In Kombination mit immer differenzierter gestalteten Persönlichkeitstests könnten solche Methoden Dating-Plattformen weitere Möglichkeiten eröffnen, was das Ermitteln von Matches betrifft.
Hat die KI als Verkupplerin bereits eine reelle Chance?
Jein. Wenngleich sich mithilfe der KI bestimmte Match- oder Nicht-Match-Faktoren ermitteln lassen, kann sie den persönlichen Kontakt eben doch nicht ersetzen. Ganz zu schweigen davon, dass sie bislang kein wirkliches Gefühl für Romantik, Sinn für Humor, emotionale Reife und Konfliktfähigkeit hat. Deren Bedeutungen sind in Beziehungen aber jeweils nicht zu unterschätzen.
Ein weiterer Knackpunkt: Die Analyse der KI ist statisch. Das heißt, dass sie zwar darüber Auskunft geben kann, was im Moment passt – sie ist allerdings nicht dazu fähig, die potenzielle Dynamik während der Weiterentwicklung der Beziehung vorherzusehen. Doch genau diese Dynamik sei laut der Studie Is Romantic Desire Predictable? aus dem Jahr 2017 von größter Relevanz.
Amüsanterweise sieht ausgerechnet ChatGPT das Ganze realistisch. Fragt man das Programm, ob KI das Online-Dating revolutionieren würde, hält es Folgendes fest: Die Partnersuche sei in seinen „Augen“ so komplex und subjektiv sei, dass die Analyse von Daten und das Erstellen von Algorithmen ausreichen würden, um einen Traumpartner oder eine Traumpartnerin auftauchen zu lassen. KI könne aber im Rahmen von Dating-Apps wohl einen Beitrag dazu leisten, potenziell passendere Matches zu finden.
Merke: Man muss sich eben doch noch persönlich beim Online-Dating mit der Suche nach einem humorvollen Gegenüber mit einer ähnlichen Wellenlänge machen und der gemeinsamen Entwicklung genug Raum und Zeit zur freien Entfaltung lassen. Doch das ist ganz sicherlich gut so. Denn wo blieben sonst der zwischenmenschliche Spaß und das Prickeln des Unbekannten, die die Partnersuche im Internet doch eigentlich so spannend machen?