Die Vorläufer unseres heutigen Bikinis gab es bereits in der Antike. Schon im 4. Jahrhundert nach Christus trugen Frauen knappe Höschen und Brustbänder, die sehr stark an Bikinis erinnern. Dies belegen sowohl antike Wandmalereien als auch Mosaike in römischen Villen. Sie zeigen Frauen beim Sport.
Erste Entwürfe für die Bikinis der Neuzeit gibt es bereits seit 1900. Valentin Lehr entwarf einen Zweiteiler, der lediglich die Brust und die Scham bedeckte. Er wurde jedoch ausschließlich von Anhängern der Freiköperkultur getragen. Noch in den 1920er Jahren wurden Frauen, die am Strand zu viel Haut zeigten, verhaftet. Das gängige Schönheitsideal war die vornehme Blässe. In den 1930er Jahren setzte sich ein neuer Trend durch und plötzlich war „die gesunde Bräune“ in. 1932 wurde jedoch in Deutschland der sogenannte „Zwickelerlass“ verhängt, der fortan das Untersagen von Zweiteilern in der Öffentlichkeit verbot. In der NS-Zeit waren nun nur noch Einteiler mit Beinansatz erlaubt.
Siegeszug des Bikinis begann im Jahr 1946
Louis Réard, ursprünglich Maschinenbauingenieur, übernahm die Unterwäsche-Boutique seiner Mutter. Er nahm die Idee der zweiteiligen Bademode wieder auf und kreierte „den kleinsten Badeanzug der Welt“. Zuvor hatte er am Strand viele Frauen beobachtet, die ihre Hosen an den Beinen und am Bund aufrollten, um so viele Körperpartien wie möglich bräunen zu können. Die insgesamt vier kleinen Dreiecke waren am Oberteil und am Unterteil mit Schnüren miteinander verbunden, verbrauchten weniger als 70 Zentimeter Stoff und fanden sogar in einen kleinen Streichholzschachtel Platz. Réard meldete seine Erfindung sogar zum Patent an. Zeitgleich machten die Amerikaner Atombombenversuche am Bikini-Atoll, dies inspirierte Réard zum Namen „Bikini“ für sein sündiges Kleidungsstück.
Model – verzweifelt gesucht
Der Bikini war erfunden und sollte nun der Öffentlichkeit präsentiert werden. Louis Réard suchte Models, die seine gewagten Kreationen der Modewelt vorstellen sollten. Aber alle Profi-Models lehnten ab, empfanden die Entwürfe als zu skandalös. So engagierte er eine Nackttänzerin aus dem Pariser Moulin Rouge, die den ersten Bikini auf dem Catwalk präsentierte. Der Mut der Tänzerin wurde belohnt, denn sie erhielt nach ihrem Auftritt viele tausend begeisterte Briefe.
Der Bikini – eine Provokation
In den 40er und 50 er Jahren empfanden viele Frauen die Bikinis als schamlose Provokation. Vom Vatikan als „sündiges Gewand“ verteufelt, war der Bikini sogar in einigen klassischen Badeurlaubsländern verboten. Kurios: Im katholischen Passau in Bayern war das Tragen eines Bikinis in öffentlichen Schwimmbädern sogar bis 1968 strengstens verboten!
Schauspielerinnen und ihre Bikinis
Marylin Monroe, Brigitte Bardot, Sophia Loren und Anita Ekberg flimmerten mit ihren Bikinis über die Filmleinwände und ermutigten fortan immer mehr Frauen die knappen Zweiteiler gegen ihre langweiligen Badeanzüge einzutauschen. Die französische Frauenzeitschrift „Marie Claire“ sagte über den Bikini: „die beste Erfindung, um nackt zu baden und doch angezogen zu sein“. 1960 inspirierte das knappe Kleidungsstück einen Musiker sogar zu einem späteren Welthit: „Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini“.
Legendär auch die Filmszene aus „007 jagt Dr. No“, als Ursula Andress in einem knappen weißen Bikini aus den Fluten steigt und Sean Connery alias James Bond völlig den Kopf verdreht. Danach stiegen die Verkaufszahlen für Bikinis sprunghaft an und der „Dr. No-Bikini“ wurde sogar zur teuersten Badebekleidung der Welt, denn er erzielte bei einer Auktion im Jahr 2011 rund 60 000 Dollar.
Der Bikini – Diskussionsstoff auch im 21. Jahrhundert
Auch heute noch wird über den Bikini kontrovers diskutiert. Kritiker fürchten ein drohendes Hautkrebsrisiko durch zu häufige Sonnenbäder, andere zweifeln das gängige Schönheitsideal an, das den Frauen durch den Bikini aufgezwungen wird. Hinzu kommt ein Kulturstreit, der aus konservativen buddhistischen und muslimischen Kreisen hervorgebracht wird, in denen man davon ausgeht, dass das Tragen eines Bikinis eine Frau degradiert.
Und trotzdem ist der Siegeszug des Bikinis nicht aufzuhalten, die Umsatzzahlen steigen ständig. Die Modelle reichen vom Tankini, der viel verhüllt und dessen Oberteil bis zur Bikinihose reicht und der sich optisch kaum von einem Badeanzug unterscheidet bis zum Brazilian Microbikini, dessen Schnürstring gerade noch die Schamlippen bedeckt und dessen Oberteil aus zwei winzige kleinen Stoffdreiecken besteht.