Deutschland ist gespalten: In den bekannten Großstädten kosten selbst „günstige“ Wohnungen monatlich 9 Euro kalt; wohlgemerkt für einen mal einen Meter Fläche. Im Vergleich dazu gibt es in den weniger großen Städten und in den ländlichen Regionen viel Leerstand, wenige Ärzte und viel Langeweile. Vielfach klappt oft nicht einmal das Internet.
Wer „deutsche Rentner in Bulgarien“ in die Suchmaschine des Internets eingibt, der bekommt seitenlange Infos: Zehntausende Golden Ager leben nicht mehr in Schwarzheide, in Schwelm oder in Schweinfurt: Der Goldstrand am Schwarzen Meer ist ihre vorletzte Station. Man spricht längst Deutsch dort. Man lebt in der Europäischen Union. Die Rente ist problemlos verfügbar.
Bulgarien ist das neue Mallorca, nur ursprünglicher, nicht so teuer und nicht so oft schlechtes Wetter. Die Türkei ist auch wieder günstig: Sechseinhalb Landes-Lira gibt es inzwischen für einen Euro. Der Preis: Man gibt alles auf, was man bislang als Heimat geliebt hat; ein neuer Anfang fern der alten Heimat.
Grundsteuererhöhung ist wie Rentenkürzung
Die abbezahlte Eigentumswohnung oder das schuldenfreie Eigenheim mit Garten, das sei die beste Vorsorge für’s Alter. So heißt es. Alles gut. Alles teuer, wenn die Kinderzimmer nur noch Weihnachten und zu den Geburtstagen belegt sind. Die Grundsteuer droht demnächst noch teurer zu werden. Umgerechnet 100 Euro pro Monat sind da schnell weg. Verfassungsrichter haben das entschieden: So werden Politiker den schwarzen Peter weiterschieben. Faktisch ist das wie eine Rentenkürzung.
Vermieter legen die Grundsteuer um. Schon jetzt schreibt z.B. das Oberbayerische Volksblatt: „Mieten ziehen auch in Kleinstädten an.“ Mieter klagen schon seit einiger Zeit über die Modernisierungsfalle: Die Mieten steigen durch umgelegte Modernisierungen solange, bis die alten, langjährigen Mieter entnervt ausziehen. Doch wohin?
Die Vermietungsplattform Airbnb entwickelt sich darüber hinaus vielfach als neue Herausforderung für Eigenheimer. Die Teilzeitvermietung an Studenten oder Wochenpendler kann neues Leben ins Haus bringen und Geld in die Kasse spülen. Am Ende aber ist der Garten jedoch immer noch zu groß. Der Gärtner ist zu teuer. Der Preis ist verlockend, der vielerorts heute für Betongold geboten wird. Das Versilbern von Betongold bringt jedoch ein gravierendes Problem: Was tun mit dem Geld?
Inflation lebt bei Immobilien
Die Geschichten sind Legenden, wie die Erlöse aus Verkäufen von Grund und Boden plötzlich zu kaum mehr reichten als für Brot und Butter. Hyper-Inflation ist auch im 21. Jahrhundert keineswegs Geschichte. Hyper-Inflationen in Venezuela und Argentinien sind brandaktuell. Die obersten Währungshüter der EU wünschen sich mehr Inflation und weniger Renten-Kaufkraft in deutschen und in europäischen Landen. Die Politik nimmt das hin: Gegen den Wahnsinn der Null-Zinsen kann die Politik angeblich nichts tun.
Immobilien und Mieten in deutschen Großstädten sind längst hyper-inflationiert. Dass Preise und Kosten wieder zurückgehen, das ist hoch unwahrscheinlich. Die deutschen Preise und Mieten sind nur dahin gestiegen, wo sie im Ausland schon lange waren. Städte können Land gar nicht günstig frei geben für den Bau von Sozialwohnungen. Städte sind arm. Sie brauchen das Geld; z.B. für Kinder- und Altentagesstätten.
Als Sozialdemokrat Olaf Scholz sich jüngst stark machte, die Renten dauerhaft wenigstens bei 48 Prozent des allgemeinen Richtlohns zu halten, da war das schon politisches Teufelszeug. Wenn immer mehr Rentner Wohngeld beantragen (müssen), dann wird man diese Bezüge deckeln (müssen) bzw. erschweren. Die Not wird man sozialisieren.
Das ist für Kenner keine Frage. Hinsichtlich Rentenversicherungen ist das längst ein offenes Geheimnis: Sollten Versicherer angesichts von Null-Zinsen bald nicht mehr in der Lage sein, ihre Verzinsungsgarantien zu halten, dann werden gerichtliche Klagen gegen solche Garantiebrüche ins Leere laufen: Der Einzelne muss mit seinem Anspruch zurückstehen, wenn ansonsten die Versicherung als Ganzes zusammenbricht. Alle kriegen weniger. Dieses christlich-soziale Prinzip gilt nicht nur für Versicherungen. Das Prinzip ist auch auf das Thema Wohnen zu übertragen. Globalisierung auf symbolischen Vietnam-Niveau nennen Realisten diesen Trend. Nur Mieten und Wohnkosten sind noch auf West-Niveau.
Immobilienfonds halten nicht
Die Wohn- und Immobilien-Lage ist sogar doppelt fatal: Millionen Sparer sind dem Rat ihrer Banken gefolgt: Milliarden-Summen haben sie – zusammengerechnet – in sog. „Immobilien des kleinen Mannes“ gesteckt. Diese populären Offenen Immobilienfonds halten jedoch nicht, was Banken, Sparkassen und Verwalter jahrzehntelang mit höchst fragwürdigen Darstellungen fehlerhaft verbreiten. Die Anteilwerte Offener Immobilienfonds steigen schon seit Jahren nicht mehr. Die Anteile sind 2018 weithin weniger wert als 2008. Die naheliegenden Gründe müssen hier nicht vertieft werden. Mit Immobilien- und Hypotheken-Anleihen oder sog. Geschlossenen Immobilienfonds sind Milliarden von Sparer- und Anlegergeldern versenkt worden. Das ist die traurige Wahrheit im Land der Sparweltmeister.
Obendrein greifen auch die Gebäudeversicherer zu. Die harmlos als „Beiträge“ bezeichneten Versicherungspreise steigen jedes Jahr. Das Vorgehen hat kartellhafte Züge. Und wenn Herrschaften, ihre Häuser mit modernster Energie- und Wärmeversorgung und zudem noch mit umweltschonender Solarnutzung aufrüsten wollen, dann gibt die Bank nicht mal Kredit dafür. Bürokratie erschwert die klimaschonende Umsetzung zusätzlich.
Europäische Sicherungs- und Kontrollvorschriften würden Kredite für “die Alten” verhindern, heißt es alibimäßig. Warum? Weil unkontrollierte Banken vor zehn Jahren die Finanzkrise herbeigezockt haben, mussten Sicherungen und Kontrollen eingeführt werden. Die Zinsen mussten gesenkt werden – für Kredite, die keiner der Generation 59plus mehr bekommt.
Vorsicht: Ironie. Seither steigen Immobilien und Mieten. Fluchtgelder aus aller Welt strömen in Deutschlands Immobilien und treiben die Rentner an den Goldstrand. Die Hoffnung stirbt aber ja bekanntlich zuletzt, ganz nach mit dem rheinischen Grundgesetz: „Et hätt noch emmer joot jejange“; heißt soviel wie: “Am Ende wird alles gut.” Ob es auch in diesem Fall zutrifft, wird die Zukunft zeigen.
Ihr Martin Beier