Höher, schneller, weiter – dabei bleibt die Entspannung bei vielen Leuten auf der Strecke. Denn von Kindesbeinen an wird uns beigebracht, uns Ziele zu stecken und sie zu erreichen. Wenn wir das getan haben, stecken sich viele von uns neue, höhere Ziele und gehen an ihre Grenzen um sie zu erreichen.
Der Stresspegel steigt
Viele Menschen haben heutzutage das Gefühl, dass die Welt um sie herum sich immer schneller dreht. Zeit wird knapp und der Leistungsdruck steigt. Am Arbeitsplatz pendeln viele zwischen Meetings und Terminen, Beantworten von Emails und Telefonanrufen. Oft haben wir den Eindruck, dass wir gar nicht dazu kommen, unsere eigentliche Aufgabe zu erledigen.
Aber nicht nur in der Berufswelt haben Hast und Hektik Einzug gehalten. Sie haben sich auch vielerorts bereits im Privatleben vieler Menschen eingenistet. Die Folgen sind Gefühle des Ausgebranntseins und der Erschöpfung, medizinisch „Burnout-Syndrom“ genannt.
Immer, überall und nirgendwo
Wir arbeiten bis spät am Abend, pflegen zahlreiche soziale Kontakte – nicht nur in unserem direkten Umfeld, sondern auch mit entfernten Bekannten und Freunden und Familie im Ausland. Die moderne Technologie hilft uns dabei. Telefon, E-Mail und Skype stehen uns ständig zur Verfügung. Heute sind wir noch am Frankfurter Flughafen, morgen treffen wir Geschäftspartner in Shanghai oder New York, machen danach einen Abstecher auf der Finca von Freunden im spanischen Hinterland oder sonnen uns auf Mallorca am Strand um uns zu entspannen.
Wer viel unterwegs ist, sich mit vielen verschiedenen Menschen umgibt, erntet Anerkennung. Wenn er ein aktives Freizeitleben mit beruflichem Engagement und familiärer Verantwortung unter einen Hut bringt, erntet Anerkennung.
Zeit nehmen sollte das Kredo sein
Und weil wir so beschäftigt sind, füllen wir unseren Terminkalender in der wenigen verbleibenden Zeit mit Terminen. Dann gehen wir zum Yoga, verabreden uns zum Meditationskurs und erlernen in einem der zahlreichen Fitnessstudios moderne Entspannungstechniken, die uns helfen sollen, mit dem täglichen Rhythmus der Schnelllebigkeit im Einklang zu sein.Dabei merken wir nicht, dass uns auf der Jagd nach einem bunten und aufregenden Leben in materiellem Wohlstand die Zeit durch die Finger rinnt.
Lassen Sie uns alle versuchen, dem entgegenzuwirken, die kleinen Momente des Alltages zu genießen, wieder ein besseres Bewusstsein für die Zeit zu entwickeln. Lassen Sie sich nicht zu sehr ablenken, konzentrieren Sie sich auf Ihre engen Freunde und Familie. Trennen Sie Ihre Arbeit vom Privatleben. Schaffen Sie sich Freiraum für echte, unspektakuläre Freizeit – eine Freizeit ohne Terminkalender!
Was sind die Auslöser unseres beschleunigten Alltags? Welche Auswirkungen hat der immer schneller werdende Lebenstakt auf unsere Psyche? Und wie können Sie der Beschleunigung des Alltages entgegenwirken? Das erfahren Sie von Hartmut Rosa, Soziologe der Universität Jena. Wir haben einige seiner Artikel und Interviews hier für Sie zusammengetragen:
- Muße braucht Zeit – zum Artikel geht es hier.
- Sich genügend Zeit lassen – zum Artikel geht es hier.
- Philosoph Richard David Precht hat sich mit Hartmut Rosa über unseren beschleunigten Alltag unterhalten. Das Gespräch im Video finden Sie hier.
Wenn Sie nun Interesse an der Langsamkeit gewonnen haben, können Sie sich beim Verein für die Verzögerung der Zeit weitergehend informieren. Den Mitgliedern des Vereins ist ein angemessener Umgang mit der Zeit ein besonderes Anliegen: www.zeitverein.vom