Neben der klassischen Erdbestattung entscheiden sich immer mehr Menschen für alternative Bestattungsformen. Naturbestattungen erfreuen sich dabei immer größerer Beliebtheit. Eine davon möchten wir hier vorstellen: Die Bestattung auf einem Waldfriedhof.
Früher war klar: Wer stirbt, kommt auf den Friedhof, ob im Sarg oder in einer Urne. Inzwischen hat sich dies geändert. Wer ein individuelles Leben führte, soll nun auch individuell für sich entscheiden können, wo er sich beisetzen lässt. Eine Beisetzung auf einem der Waldfriedhöfe erscheint für viele Menschen attraktiver als die Vorstellung, neben vielen anderen ewig Ruhenden eine Grabstätte auf einem klassischen Friedhof zu wählen.
Der Waldfriedhof in Deutschland
In Deutschland entstand der erste Waldfriedhof in München, der gleichzeitig der größte der Stadt ist. Inzwischen können sich Menschen aus der gesamten Bundesrepublik in der Nähe ihres Heimatortes beisetzen lassen. Insgesamt gibt es bundesweit zirka 160 Bestattungswälder. Gemeinsam ist ihnen allen die Bestattung in der Urne. Sie wird üblicherweise direkt im Wurzelbereich des Baumes vergraben. Je nach Waldfriedhof kann man Holzurnen, Bioplastik und Edelstahlurnen wählen. Ein Grab in einem Waldfriedhof ist vor allem eines: Naturnah und bescheiden. Lediglich ein kleines Schild am Baum gibt Auskunft darüber, wer hier ruht.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Waldfriedhöfe sind meist von privater Hand betrieben, für eine Ruhestätte auf dem Waldfriedhof zahlt man deshalb ein Entgelt, das je nach Betreiber variiert. Die Träger sind weiterhin entweder Gemeinden oder öffentlich-rechtliche Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Auch die Genehmigung von Bestattungswäldern unterliegt immer noch der Zuständigkeit der Bundesländer und deren Betrieb ist durch geltende Rechtsnormen im Bestattungswesen abgesichert. Wie bei konventionellen Friedhöfen wird eine Ruhezeit von 20 Jahren gewährt. Eine Umbettung erfolgen normalerweise nur im Falle von Sturm- oder anderweitigen Schäden am Baum, wenn zum Beispiel die Urne bei einer Entwurzelung freigelegt wird.
Kirchen und Kommunen üben Kritik am Waldfriedhof
Seitens religiöser Gemeinschaften und auch Kommunen werden erhebliche Bedenken zu der Bestattung im Wald geäußert: Auf religiöser Seite macht man sich Sorgen, die Trauer um die Toten und damit deren Andenken an die Nachwelt werde durch die geografische Verlagerung weiter weg von bewohnten Gebieten aus dem Alltag verbannt. Zudem könne man anhand der knappen Kennzeichnung der Waldgräber und deren schwierigerer Zugänglichkeit die Lebensgeschichte der Verstorbenen nicht mehr nachvollziehen und dies trage wiederum zu einer Kultur des Vergessens und der Verdrängung bei.
Kommunen, die das Friedhofswesen traditionell zu ihrem Aufgabenbereich zählen äußern Kritik bezüglich steigender Preise für Bestattungen auf den traditionellen Friedhöfen. Durch die Verlagerung von Bestattungen in den Waldfriedhof könne die Erhaltung klassischer Friedhöfe nur durch eine Gebührenerhöhung oder staatliche Subventionen sichergestellt werden. Kurzum: Man fürchtet den Erhalt des klassischen Friedhofswesens.
Bestattung auf dem Waldfriedhof – eine individuelle Entscheidung
Interessierte sollten also Pro und Kontra gründlich abwägen, auch vor dem Hintergrund dieser beiden grundsätzlichen gesellschaftlichen Bedenken. Jeder sollte für sich bedenken, welche individuellen Vorzüge die Bestattung auf dem Waldfriedhof in seiner Gedankenwelt hat. Für naturverbundene Menschen ist es sicher eine schöne Vorstellung auch im Tode näher am Naturkreislauf zu ruhen. Auch für Tierliebhaber könnte eine Ruhestätte auf einem Waldfriedhof besonders interessant sein, da einige Betreiber eine Bestattung im gemeinsamen Grab mit dem Haustier anbieten. Es ist eine Frage der Lebenseinstellung für welche Bestattungsvariante man sich entscheidet. Ein Waldfriedhof kann eine schöne und friedvolle Umgebung bieten für die letzte Ruhestätte – auch für Familie und Freunde, die den Verstorbenen in der Stille des Waldes besuchen möchten.