Was eine Influencerin ist, haben wir Ihnen am Beispiel der Bloggerin Gabriele vorgestellt, die sich im Netz Gabriele immerschön nennt. In ihrem Blog und auf Instagram macht die 60-jährige Lust auf Mode und Lifestyle für gereifte Frauen. Im Gespräch erzählt sie uns erfrischend offen, warum ihr Bloggen Spaß macht und welche Botschaft ihr wichtig ist.
Du bist ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht jung sein muss, um im Internet als Bloggerin aktiv zu sein. Wie reagieren die Leute, wenn Du sagst, du bist Bloggerin?
Als ich mit meinem Blog gestartet bin, kam mir großes Unverständnis entgegen, weil sich kein Mensch vorstellen konnte, was ich eigentlich mache. Auch wenn ich mein Gesicht ununterbrochen ins Internet stelle, kann ich trotz alledem über Inhalte etwas bewirken. Und genau diese Öffentlichkeit ist meiner Generation ein bisschen suspekt.
Was hat dich dazu bewegt, einen Blog zu starten?
Vor einigen Jahren suchte ich eine neue Herausforderung. Weil ich mein Leben lang fotografiere, schreibe und mich für Mode und die schönen Dinge des Lebens interessiere, brachte mich meine Tochter in dieser Lebensphase auf die Idee „Mach doch endlich einen Blog“. Ich bin eine Wortsucherin und ich schreibe, wie ich spreche. Außerdem bin ich wahnsinnig neugierig und beschäftige mich mit Dingen, die ich noch nicht kenne. Bis dato hatte ich noch nichts mit Webdesign, Content Management Systemen etc. zu tun gehabt und mit großer Unterstützung vieler Freunde habe ich dann im August 2015 den Blog tatsächlich gestartet.
Auf deinem Blog veröffentlichst du Interviews und stellst interessante Frauen und ihre Mode vor. Und du machst Werbung für Produkte und Reisen, von denen du überzeugt bist.
Das mache ich ganz transparent und sehe, dass das gut ankommt und meine Glaubwürdigkeit bei meinen Leserinnen eher erhöht. Dies lässt sich auch auf meine Produkte übertragen, die ich bewerbe und es gibt kein einziges Produkt, hinter dem ich nicht 100 Prozent stehe. Und trotzdem wird mein Blog kein Marktplatz werden.
Über welche Themen schreibst du außer Mode und Lifestyle noch?
Am Anfang habe ich nur über Mode geschrieben und habe im Laufe der Zeit erst verstanden, dass ich auch privat bleiben kann, wenn ich über andere Themen schreibe. Privatsphäre ist mir sehr wichtig. Ich vertrete eine klare Meinung, dennoch erzähle ich nicht, was in meinem Leben passiert.
Ich schreibe auch über das Älterwerden und meine Lebenseinstellungen. Mich stören besonders die Bezeichnungen Ü50 oder Ü60 und ich weigere mich zu akzeptieren, dass 50 das neue 40 ist. Ich lasse mir diesen Druck nicht machen. Denn ich bin eine Frau von 60 Jahren und ich möchte nicht einen Tag jünger sein.
Mit deinen Leserinnen bist du auch in den Kommentaren auf deinem Blog im Dialog. Warum ist das als Influencerin wichtig?
Der Dialog ist besonders entscheidend. Welchen Einfluss ich auf meine Zielgruppe habe, ist am ehesten im direkten Austausch zu erkennen. Viele trauen sich nicht, direkt im Internet zu kommentieren, aber ich bekomme viele E-Mails, teils auch sehr private. Der Blog nimmt inzwischen mehr Zeit in Anspruch, da er sehr arbeitsaufwendig ist. Das kann man sich so als Leser gar nicht vorstellen. Ich veröffentliche zweimal in der Woche Artikel, über die ich mir viele Gedanken mache, denn ich möchte, dass sie inhaltlich etwas rüberbringen. Zusätzlich müssen Fotos gemacht und ausgesucht werden. Und der Zeitaufwand für Instagram ist ebenfalls recht hoch.
Wer liest deine Artikel?
Überraschenderweise sind es nicht nur reife Frauen, die meinen Blog lesen. Ich habe sogar Leserinnen, die weitaus jünger sind. Wie immer im Leben, geht es auch hier mehr um den Gleichklang der Seelen.
Was möchtest du mit deinem Blog erreichen?
Ich möchte mit meinem Blog Frauen zusammenbringen und gerne möchte ich ein Treffen mit allen Frauen organisieren, die ich bisher interviewt habe. Es sind alle gereifte Frauen, die versucht haben, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Eine Botschaft ist mir besonders wichtig: Es gibt egal in welchem Alter immer Lebenswünsche, die darauf warten, erfüllt zu werden. Sie müssen gar nicht groß sein. Wichtig ist, einfach anzufangen sie zu realisieren. Wenn nicht jetzt, wann dann. Mir geht es darum, mit meinen Texten Mut zu machen und nicht so einen Unsinn nachzuquatschen wie „Fühlt euch jung, denn ihr seid es“. Sondern es geht darum, die wunderbare Vielfalt des Alterns als einen Gewinn zu betrachten. Denn genauso erlebe ich mein persönliches Älterwerden.
Vielen Dank für das Gespräch.