Gerburg Jahnke ist wortgewandt, direkt und sehr komisch. Die Kabarettistin wurde durch das Kabarettduo Missfits bekannt. Im Ersten moderiert sie die Ladies Night, führt Regie und tourt mit ihrem Programm „Frau Jahnke hat eingeladen“ durch die Lande. Wir wollten von ihr wissen, ob es sich mit Humor besser altert.
Frau Jahnke, fangen wir an, als Sie noch blutjung waren. Sie haben mal geschrieben, dass Ihnen am 50 sein gefällt, dass alle Karten noch mal neu gemischt werden. Welche Karten waren das bei Ihnen?
Als ich 50 wurde, haben wir uns als Missfits getrennt. Das fühlte sich an wie eine Scheidung, allerdings eine in gegenseitigem – sehr freundlichem – Einvernehmen. Nur war das “danach” völlig unklar: Was mach ich jetzt, allein? Solo? Oder TV? Will das jemand sehen? Oder Regie? Alles offene Fragen. Und dann öffnet sich eine Tür nach der anderen.
Man muss nur durchgehen, Entscheidungen treffen und auf seine innere Stimme hören. Eigentlich weiß der Bauch immer als Erster, was man will, lange bevor der Kopf es merkt.
In Hamburg haben Sie “Heiße Zeiten” produziert – eine Geschichte über die Wechseljahre. Was ist am Älterwerden witzig oder anders: Hilft Theater/Kabarett machen (oder anschauen) dabei besser mit dem Älterwerden zurechtzukommen?
Ja! Unbedingt! Wenn ich mit den anderen Kolleginnen unterwegs bin oder auch in der Ladies Night im Fernsehen, ist oft das Älterwerden ein Thema. Gerade für Frauen, die im Prozess sind. Man muss sich ja auch mit einigen Verlusten rumschlagen: Jugend, glatte Haut, eine Haarfarbe! Dafür bekommt man auch was dazu: Falten z.B. oder Gewicht oder Unterhautfettgewebe. Ganz zu schweigen von Hitzewallungen, Unkonzentriertheit und sehr sehr schlechter Laune.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut tut, darüber zu sprechen und vor allem: sich darüber lustig zu machen. Wenn man lachen kann über diese ganzen Veränderungen, hat man den halben Weg schon gemacht. Alles nicht einfach, aber sooo schlimm ist das auch nicht. Wir sind halt Frauen!
Gibt es etwas, was Ihnen am 59 plus sein gefällt?
Um es mal ganz deutlich zu sagen: Ich bin 64. Und wenn ich guter Dinge bin, bin ich mit mir zufrieden. Wenn nicht, sehe ich auch so aus: verkniffen! Ich genieße es, dass ich böse sein kann, wenn das nötig ist. Dass ich Dinge ablehnen kann, wenn ich sie nicht will. Dass ich mich nicht mehr mit jedem Unsinn auseinandersetzen muss. Bin ich da privilegiert? Weil ich selbstständig bin? Oder ist es vielleicht eine Art Selbstbewusstsein? O.k., ich passe schon lange nicht mehr in das Beuteschema von jüngeren Männern, aber das Gute ist: Ich will es auch gar nicht! Und das macht dann Spaß!
Wann tut das Alter weh (vor allem nicht nur körperlich gemeint)?
Weh tut, dass man so unsichtbar wird. Besonders als Frau! Das ist anstrengend, wenn man immer erst mal etwas “beweisen” muss wie Kompetenz oder Humor oder Tatkraft. Weh tut auch, wenn es keine schöne Kleidung zu kaufen gibt für Frauen in diesen Jahren. Es fehlen der Respekt und eine freundliche Wahrnehmung. All das muss man sich Tag für Tag erkämpfen, und das sollte doch eigentlich überflüssig sein.
Wie schauen Sie in die Zukunft? Gibt es Konkretes, was noch umgesetzt werden soll oder Träume, die noch gelebt werden wollen?
Die Frage hört sich ein bisschen so an, als hätte ich nur noch wenig Zeit? Ich habe keinen “großen” Traum, wie mit dem Wohnmobil nach Alaska reisen, und zwar allein! Auf gar keinen Fall!!! Es gibt Projekte, die ich im nächsten Jahr machen werde, wie Regie führen und Filmarbeit, Auftritte. Und im übernächsten Jahr werde ich mit einem grandiosen Kollegen ein Stück zusammen machen. Und dann?
Guck ich mal, was so anliegt und wie es mir so geht!!
Ich hoffe, gut!
Vielen Dank für das Gespräch!
Wenn Sie Lust bekommen haben, Gerburg Jahnke live zu erleben, finden Sie hier die nächsten Termine ihres aktuellen Programms „Frau Jahnke hat eingeladen“.