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Ruhestand – was nun?

Gerhard Fischer ist Pensionär – und das höchst intensiv. Er betätigt er sich als Fotograf und freier Autor, reist viel. Im Interview mit 59plus.TV verrät er, wie er den Eintritt in den Ruhestand gestaltet hat und stellt sein künstlerisches Schaffen vor.

Gerhard Richter in Patagonien. Bildquelle: fischerphotos.com
Fotograf Gerhard Fischer in Patagonien. Bildquelle: fischerphotos.com

Herr Fischer, Sie sind 65 Jahre alt und seit sechs Jahren in Pension. Was haben Sie beruflich gemacht?

Ich war mein Leben lang Bankangestellter, war in der Kreditabteilung als Bonitätsprüfer tätig. Die Finanzkrise hatte ja einen Stellenabbau zur Folge und so wurde ich frühzeitig pensioniert. Seitdem nenne ich mich ironisch „Opfer der Finanzmarktkrise“.

Wieso ironisch?

Weil ich es nicht wirklich bereue, nicht mehr in der Bank zu arbeiten. Das war nie meine Passion. Seit meinem Eintritt in den Ruhestand kann ich meine Zeit auf spannendere und interessantere Weise nutzen.

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Wie lief Ihr Übergang in den Ruhestand ab?

Nach 40 Jahren Büroarbeit, immer mit dem Stuhl verbunden, waren die letzten drei Monate im Job ein Genuss für mich. Ich war voller Vorfreude auf ein neues Leben. Als es dann soweit war, genoss ich meinen ersten Ruhestands-Tag am Tegernsee. Ich mietete mir dort ein Zimmer mit Blick über den See – und fühlte mich frei. Das war mein Start in den Neubeginn „Pension“.

Wie kam es, dass Sie die Fotografie für sich entdeckten?

Die Fotografie war schon immer mein Hobby, spätestens als ich mit 12 Jahren einen Fotoapparat geschenkt bekam, war das Fotografieren mein Hobby. Und das ist es auch immer noch, trotz kommerziellen Aufträgen, die ich annehme. Dass ich mein Interesse für die Fotografie beruflich ausgeweitet habe, liegt im Wesentlichen an meiner früheren Partnerin. Sie hat mich motiviert, wieder mehr zu fotografieren, hat mir Talent unterstellt. Sie ist sozusagen die Urheberin meiner jetzigen Tätigkeit als Fotograf. Sie hat mich zum Fotografieren „hingelobt“. So kam es, dass ich mir eine ordentliche, moderne Fotoausrüstung zulegte und erst für mich persönlich und dann auch im Auftrag für Privatpersonen zu fotografieren.

Eindrucksvolle Naturfotografien sind sein Markenzeichen. Gerhard Richter in Patagonien. Bildquelle: fischerphotos.com
Eindrucksvolle Naturfotografien sind sein Markenzeichen. Bildquelle: fischerphotos.com

Wie alt waren Sie, als Sie Ihr Hobby zum Beruf machten?

Meine erste Auftragsarbeit hatte ich 2012, da war ich seit drei Jahren pensioniert und 62 Jahre alt. Ich hatte aber schon vor meiner Pensionierung angefangen, vermehrt zu fotografieren.

Was war Ihr erster Auftrag?

Zum ersten Mal wurde ich 2012 als Fotograf für einen historischen Festzug hier in Bayern engagiert. Da habe ich bunte Trachtengruppen bei Ihrem Marsch durch die Straßen in Szene gesetzt. Der Auftrag kam über private Kanäle zustande. Danach erhielt ich immer mehr Anfragen, da sich meine Tätigkeit herumsprach. So kam es, dass ich bei allerlei Festlichkeiten zugegen war.

Wie waren die Reaktionen aus Ihrem Umfeld auf Ihr neugewecktes Interesse? Sind Ihre Freunde ähnlich aktiv?

Neben meiner damaligen Freundin, die mich ja erst dazu motivierte und dementsprechend begeistert war, verhielten sich alle anderen eher neutral. Niemand fand es schlecht, was ich mache und niemand fand es herausragend. Die meisten aus meinem alten Bekanntenkreis sind nicht so aktiv wie ich. Viele sind in dem Alter eben auch froh, dass endlich einmal Ruhe ist. Sie genießen nun den Ruhestand im wahrsten Sinne des Wortes. Für mich ist das nichts. Deswegen hat sich mein Freundeskreis ein wenig verändert, ich habe einige jüngere Freunde und eben aktive ältere, die offen für neues sind.

Wo wären Sie heute, wenn Sie nicht Fotograf geworden wären?

Das frage ich mich selbst beinahe täglich. Wahrscheinlich hätte ich das Fotografieren privat weiter betrieben, vielleicht etwas weniger intensiv. Ich denke, ich hätte meine Zeit dann anders zu nutzen wissen, durch ein anderes Hobby. Höchstwahrscheinlich würde ich noch mehr reisen. Wenn es die Fotografie nicht gäbe, würde ich das noch intensiver betreiben – wobei sich natürlich beides prima ergänzt!

Gibt es eine Hauptthematik in Ihrer Fotografie? Wenn ja, welche ist das?

Ja, man kann schon sagen, dass ich ein Anliegen, bzw. dass meine Arbeit einen bestimmten Charakter hat. Ich achte beim Fotografieren besonders darauf, die Situation einzufangen, den Moment, der mich begeistert. Ich bezeichne diesen Fokus als „Moment des Seins“. Der Betrachter kommt so in den Genuss eines schnörkellosen und unverstellten Blickes auf meine Motive, ob es sich nun um Naturaufnahmen, Stillleben oder Portraitfotos handelt. Es soll alles möglichst natürlich sein, ich bin kein Freund von Bildbearbeitung. Momentan entwickelt sich mein Schwerpunkt vor allem in Richtung der Natur- und Reisefotografie. Aus meinen Fotografien kann ein geschultes Auge lesen, wer ich bin.

Was macht für Sie ein gutes Foto aus?

Ein Foto, das mich anspricht, ist möglichst natürlich. So wie meine eigenen Werke. Ich mag zum Beispiel keine Fotografien, die mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen verändert wurden.

Er ist kein Freund der Bildbearbeitung - Gerhard Fischers Bilder sollen ungeschönte Momentaufnahmen sein. Bildquelle: fischerphotos.com
Er ist kein Freund der Bildbearbeitung – Gerhard Fischers Bilder sollen ungeschönte Momentaufnahmen sein. Bildquelle: fischerphotos.com

Haben Sie ein Lieblingsfoto unter Ihren Arbeiten?

Ich habe zwei. Das erste bildet ein schwimmendes Buchenblatt auf der jungen Isar ab. Dort hat der Fluss noch keinerlei Begradigungen und das Blatt schlängelt sich auf dem Fluss wie der Mensch durchs Leben. Das zweite ist ein Eisberg in Grönland. Grönland ist ein toller Ort für Fotografie, es ist voller schillernder, wunderbarer Farben.

Wer möchte solche Fotografien haben, wer sind Ihre momentanen Auftraggeber?

Oft sind es gar nicht die außergewöhnlichen Naturfotografien oder Reiseberichte, die gefragt werden. Meist werde ich ich über den Freundeskreis angesprochen, ob ich auf Festen und Veranstaltungen fotografieren würde. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich meine Tätigkeit in der Gegend herumgesprochen, das heißt, meine Auftraggeber kommen eigentlich ausschließlich aus der Region Oberbayern und München.

Im Seminarhaus im Blauen Land in Aidling bei Murna stelle ich ab und zu meine Arbeiten aus. Das Haus betreibe ich gemeinsam mit zwei ortsansässigen Biobäuerinnen. Manchmal halte ich auch Foto-Vorträge über meine Reisen. Gerade bin ich dabei, meine erste Fotokalenderserie zu vermarkten. Als vollwertige Berufstätigkeit würde ich das jedoch nicht bezeichnen. Ich bin auch ziemlich froh, dass ich nicht von der Fotografie leben muss.

Was steht als nächstes bei Ihnen an?

Eine Reise in die Südsee, allerding nicht so sehr Fotografie wegen. Dann kommt noch eine Reise nach Island. Die mache ich mit einem kleinen Team von Fotografen, die wie ich „Schlechtwetterfotografen“ sind. Der blaue Postkartenhimmel gibt für uns nicht viel her, vielmehr faszinieren uns Wolkenformationen und bizarrer Lichteinfall. Im Zusammenspiel mit der einzigartigen Landschaft der Insel können sie besonders faszinierende Aufnahmen entstehen lassen. Auf diese Reise freue ich mich deshalb sehr!

Dann ist da noch die Vermarktung meiner Fotokalender. Ich hoffe, damit meine Aufnahmen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Besonders liegt mir dabei der Nepal-Kalender am Herzen. Denn die Einnahmen aus dem Verkauf fließen in die Erdbebenhilfe für Nepal. Wer mehr dazu erfahren möchte – ich freue mich auf Kontaktaufnahme!

Herr Fischer, dabei wünschen wir Ihnen alles Gute! Eine letzte Frage haben wir: Was möchten Sie Menschen, die auch nach ihrem Renteneintritt einer sinnvollen Aktivität nachgehen möchten, empfehlen?

Machen Sie sich schon früh Ihre Interessen bewusst. Es ist schwierig, sich ad hoc ein Hobby oder eine Beschäftigung zuzulegen, nachdem man gerade in Rente gegangen ist. Besser ist es, sich schon einige Jahre vorher in seinen Interessen und Talenten zu festigen. Diejenigen, die diesen Moment schon verpasst haben, möchte ich dennoch ermutigen, sich zu engagieren – sei es sozial, künstlerisch, literarisch oder handwerklich!

 

Kontakt

Wenn Sie Interesse an der Fotografie Gerhard Fischers haben, kontaktieren Sie ihn unter info@fischerphotos.com oder besuchen Sie die Website.

Für Ausstellungen oder Vorträge kann man Herrn Fischer gerne ansprechen.

Über aktuelle Ausstellungen oder Veranstaltungen von Gerhard Fischer im Seminarhaus im Blauen Land können Sie sich hier informieren.

Die aktuellen Fotokalender 2016 DIN A3 sind in verschiedenen Themenreihen zum Preis von je 19,90 € plus Versandkosten direkt beim Fotografen erhältlich.

Verfügbar sind:

  • Kalender „Im Fluss der Zeit – Wasserkalendarium“
  • Kalender „Fotomalerei“
  • Kalender „Arktis – Faszination der Farben und der Stille“
  • Kalender „Nepal – Namaste“ (Sonder-Aktion Erdbebenhilfe)

 

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