„Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Board“, so heißt es in einem bekannten deutschen Volks- und Seemannslied. Das Lied wird auf etwa 1934 datiert, doch wieviel Wahrheit steckt auch heute noch in den Zeilen?
Denn der schwarze Tod, wie die Pest auch genannt wird, ist auf der Insel Madagaskar, die vor der ostafrikanischen Küste im indischen Ozean liegt, bis heute eine sehr reale Bedrohung.
Die Pest grassierte in Europa seit dem Mittelalter
Im Spätmittelalter grassierte die Krankheit in Europa und raffte schätzungsweise zwischen einem Drittel und der Hälfte der gesamten Bevölkerung dahin. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine erneute Pestpandemie. Diese hatte ihren Ursprung in Zentralasien und forderte in den darauffolgenden 50 Jahren weltweit rund 12 Millionen Todesopfer. 1897 fand schließlich eine internationale Sanitätskonferenz in Venedig statt. Um die weitere Ausbreitung der Pest zu verhindern, war das Ziel Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie zu ergreifen. Das Überwachungsgremium wurde zum Vorläufer der heutigen Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Es ist strittig, ob die katastrophalen Pestepidemien seit dem Mittelalter tatsächlich alle dem heute bekannten Pesterreger Yersinia pestis zugeschrieben werden können. Nichtsdestotrotz gehört sie zu den tödlichsten Krankheiten der Welt. Unbehandelt führen die verschiedenen Formen wie Lungen- oder Beulenpest fast immer zum Tod.
Träger der Pesterreger sind häufig Nagetiere wie Ratten. Übertragen werden kann die Krankheit dann vor allem über infizierte Flöhe, die auch auf Menschen springen. Unter schlechten hygienischen Bedingungen wird die Ausbreitung der Erreger begünstigt.
Hohe Heilungschancen bei Früherkennung
Heute kann die Pest mit Antibiotika behandelt werden. Bei frühzeitigem Erkennen sind die Heilungschancen hoch. In Madagaskar, wie auch in den meisten anderen Entwicklungsländern ist die Versorgung mit Antibiotika allerdings keine Selbstverständlichkeit. Die hohe Armut der Bevölkerung bietet einen idealen Nährboden für die Krankheit. Ein Ausbruch in einer großen Stadt könnte fatale Folgen haben. In der Hauptstadt Madagaskars Antananarivo wird deshalb der Bakterienstamm mit Unterstützung des US-Militärs am Institut Pasteur genau erforscht.
Nicht zuletzt aber auch, weil der Pesterreger als potentielle Bedrohung in Form einer Biowaffe gilt. Bereits 2003 schreibt der Bakteriologe Alexander Rakin von der Ludwig-Maximilians-Universität in München 2003 im Bundesgesundheitsblatt: „Das Pest-Bakterium ist eine der wahrscheinlichsten Biowaffen für terroristische Anschläge“. Im Pest-Institut in Madagaskar lagern mehr als 5000 Bakterienstämme, wer Zutritt zum Forschungsbereich möchte, muss zwei Fingerabdruckkontrollen passieren. Die genauen Sicherheitsvorkehrungen sind aber sicherheitshalber geheim.