Der Wacholderschnaps diente vor Jahrhunderten als Heilmittel gegen Blasenschwäche und berauschte das Proletariat Englands. Seit einigen Jahren erlebt Gin hierzulande einen regelrechten Boom.
Jede Bar, die etwas auf sich hält, hat mindestens eine Handvoll verschiedener Ginsorten im Repertoire. Neben den Klassikern wie Beefeater und Bombay Saphire besondere Variationen aus lokalen Schnapsbrennereien wie den “Monkey 47” aus dem Schwarzwald, die Berliner Marken “Adler Gin” und “Lebensstern” oder den Münchener “Duke”, die sich einer großen Beliebtheit erfreuen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn die europäische Spirituosenverordnung ermöglicht es, neben der Verwendung von Alkohol und Wacholderbeeren natürliche und naturidentische Aromastoffe und -extrakte zu verwenden, die eine breite Vielfalt an Kräutern und Gewürzen zur Aromatisierung zulässt. Die Bestandteile wechseln von Hersteller zu Hersteller. Unglaublich: Insgesamt kommen bei der Herstellung etwa 120 verschiedene Zutaten als Aromen und Wirkstoffe zum Einsatz.
Etwas für jeden Geschmack
Wem der klassische vom Wacholder stark dominierte Gin zu kräftig ist, kann sich heute aus dem großen Angebot seine Lieblings-Geschmackrichtung aussuchen. Ob Zitrusaromen oder florale Geschmackserlebnisse, kräftige Bergkräuter, Zimt oder Pfefferminze: Auch beim Schnapsgenuss ist Raffinesse und Vielseitigkeit gefragt. Die Aromatisierung geschieht nicht nachträglich, sondern während der Destillation. Es gibt je nach Aromaträger zwei übliche Verfahren, die nebeneinander oder gleichzeitig angewendet werden: Entweder werden die Alkoholdämpfe direkt über die Gewürze geleitet und nehmen dabei die Aromen mit oder die Gewürze werden in die Kornmaische gemischt und mit dieser destilliert.
Erfunden als Mittel gegen Blasenschwäche
Die Erfolgsgeschichte des Gins geht auf den Chemiker und Alchemist Sylvius de Bouve zurück, der Ende des 16. Jahrhunderts an der Universität Leiden lehrte und dort Getreidedestillat Wacholderöl zusetzte – als Mittel gegen Blasenschwäche. Englische Soldaten, die die Holländer im Holländisch-Spanischen Krieg unterstützten, brachten den Wacholderschnaps auf die Britische Insel, wo er seinen Namen erhielt. Der billige und hochprozentige Gin war vor allem in den unteren Gesellschaftsschichten sehr beliebt, da ein Rauschzustand schon nach wenigen Drinks eintrat. Der Ginkonsum stieg so stark an, dass die Regierung sich gezwungen sah, im Zuge der Gin-Krise einzugreifen. 1791 regulierte der sog. Gin Act nicht nur Qualität und Herstellung, sondern brachte ihn in die Kreise der Oberschicht.
Heutzutage bildet der Gin den Grundstock für die beliebtesten Cocktails wie etwa den Dry Martini – in James-Bond Manier geschüttelt, nicht gerührt. Und das alkoholische Lieblingsgetränk der Queen für einen kleinen Schwips soll der Longdrink-Klassiker Gin-Tonic sein. In diesem Sinne: Cheers!
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