Kaum ein anderer Sport ist so von Vorurteilen behaftet, wie das Golf spielen. Was verbirgt sich hinter all den Klischees? Ist Golf nur etwas für gut betuchte Rentner in weißen Stoffhosen, die Drinks im Country Club schlürfen und mit anderen Privilegierten netzwerken? Ein bisschen vielleicht.
Das mag vielleicht auch in der Historie begründet sein, denn Golf war bei Hofe ein beliebter Zeitvertreib. Fakt ist, dass bereits seit dem 15. Jahrhundert gegolft wird, denn die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1457. Während James II., seines Zeichens König von Schottland, das Golfen am Hofe noch per Dekret verbieten ließ, war sein Nachfahre James IV. leidenschaftlicher Golfer. Und da das, was Königs gefällt, natürlich auch den ganzen Hof begeistert, breitete sich diese Sportart zuerst am englischen Hof aus, um sich dann in der Oberschicht zu etablieren. Erst im 20. Jahrhundert kam die Sportart schließlich auch bei der breiten Bevölkerung an.
Das Vorurteil, Golf sei lediglich etwas für Snobs und Privilegierte, hat sich jedoch hartnäckig gehalten. Und taucht man in die Welt des Golfs tiefer ein, erschließt sich einem recht schnell wieso das leider auch heute noch so ist.
Golf-Vorurteil Nr. 1: Karos, Golfcaps und Co. – die Kleidung macht den Golfer
So vielseitig wie das Spiel, ist auch die Ausrüstung. Der Markt für Golfzubehör ist riesig. Es gibt unzählige unterschiedliche Schläger, einer besser als der andere. Von den „Golfer-Klamotten“ ganz zu schweigen. „Ein Traum aus Karos“, wenn man den Unwissenden fragt. Aber wie so häufig im Sport, ist auch hier die Regel: dass perfekte, durchorchestrierte Outfit macht nicht zwangsläufig auch den guten Golfer aus, sondern möglicherweise doch den Snob. Nutzen Sie doch ihren nächsten Golfplatzbesuch für eine kleine Feldstudie.
Was aber tatsächlich sein muss, ist ein guter Schläger.
Golf-Vorurteil Nr. 2: Du kommst hier nicht rein – der Golfclub
Einen etwas snobistischen Anstrich erhält Golf auch durch eine herrlich deutsche Regel. Wer spielen will braucht eine Platzerlaubnis. Damit darf er dann übrigens auf jeden Golfplatz, es besteht nämliche keine Clubpflicht. Bei der Platzerlaubnis handelt es sich lediglich um eine Art „Golfführerschein“, den man in einem Grundkurs erwerben kann. Kostenpunkt: 150-300 Euro. Also auch, entgegen der Vorurteile, in der erschwinglichen Variante zu haben. Neben dem „Recht, Golf spielen zu dürfen“, erwirbt man hier außerdem die Grundfertigkeiten des Golfens. Also gar keine so schlechte Idee. Wer den Grundkurs dennoch umgehen möchte, findet in Deutschland ca. 200 Clubs, die auf die Erlaubnis verzichten.
Wer regelmäßig spielen möchte, für den empfiehlt sich tatsächlich ein Club. Hierbei handelt es sich nicht um exklusive elitäre Gemeinschaften, in die man nur mit entsprechendem Gehaltsnachweis aufgenommen wird, sondern um den Sportverein. Vorteil ist, neben den niedrigeren Kosten für einzelne Spiele, das Clubhaus. Denn wer weiß, vielleicht lernen Sie ja bei einem Glas Whiskey doch den einen oder anderen hilfreichen Kontakt kennen – denn netzwerken lohnt sich immer.
Warum golfen aber dennoch ein toller Sport für jung und alt ist
Wer es schafft, sämtliche Klischees hinter sich zu lassen und über mögliche Snobs großzügig hinweg zu sehen, wird schnell merken, dass Golf eigentlich ein toller Sport ist.
Das Spiel an sich ist schnell erklärt: Ein Golfball soll mit möglichst wenig Schlägen vom Abschlag ins Loch befördert werden.
Klingt erst mal einfach, aber auch hier gibt es natürlich offizielle Golfregeln. Diese geben zum Beispiel die Schläge vor, die man ausführen darf, um den Ball auf den Weg zu bringen. Sie regeln aber auch, wie der Schläger gehalten werden muss. Und jetzt wird es kompliziert. Die Haltung des Schlägers hat nichts mit Intuition zu tun. Wer das erste Mal von seinem Golftrainer in die richtige Abschlagsposition gebracht wird, wird merken, wie sich sein Körper gegen diese unnatürliche Haltung wehrt. Wer die Herausforderung meistert, wird dann aber recht schnell mit seinem ersten guten Abschlag belohnt – ein unvergleichliches Gefühl. An welches Sie sich aber besser nicht gewöhnen, denn die richtige Haltung ist so kompliziert, dass man sich nur schwerlich auf seine Fähigkeiten verlassen kann.
Sein Talent weist man über sein Handicap aus. Das Handicap ist die Zahl, die die Spielstärke eines Spielers zeigt. Sie setzt sich aus der Anzahl der Schläge vom Abschlag zum Loch zusammen. Es gilt: Je mehr Schläge ein Spieler benötigt, desto höher ist sein Handicap. Es gibt verschiedene Zählweisen. In Deutschland ist die Zählweise nach Stableford am weitesten verbreitet. In ihr wird der sogenannte Nettowert gezählt, also der tatsächlich gespielte Score, der nach jedem Spiel mit den vorherigen verglichen wird, um so den Spielfaktor eines Spielers zu ermitteln. Ausschlaggebend ist also nicht nur, wie schnell ein Spieler einlocht, sondern auch, wie viele Schläge er durchschnittlich braucht und um welchen Faktor er sich verbessert hat.
Was uns letztlich zum ersten Punkt auf der Liste führt „Was macht Golf eigentlich so beliebt“: Beim Golfen handelt es sich um einen altersunabhängigen Sport. Dank Handicap können Spieler unterschiedlicher Generationen und Spielstärken in einem fairen Spiel gegeneinander antreten. Wer an einem Tag ein glückliches Händchen hat, schafft es unter Umständen sogar, einen neuen Rekord aufzustellen. In anderen Sportarten undenkbar.
Richtig golfen – eine Anleitung
Die Diving Range: in diesen seitlich offene Häuschen tummeln sich die Golfer in Scharen, um ihren Abschlag zu üben – und werden dafür gerne belächelt. Wer selbst anfängt zu golfen, wird aber schnell merken, wie wichtig diese Übung ist. Denn wer den Ball ins Loch befördern will, sollte die Grundschläge beherrschen. Davon gibt es vier, alle aus unterschiedlichen Ausgangsstellungen geschlagen. Mal steht der rechte Fuß näher am Ball, mal der Linke. Mal ist eine Pendelbewegung gefordert, mal der Abschlag aus der rechten Schulter.
Zu Beginn eines Spiels startet man zumeist mit dem vollen Abschlag. Die Beine schulterbreit, die linke Hand greift am oberen Ende von unten um den Schläger, der Daumen bildet eine senkrechte Linie. Der Zeigefinger wird seitlich an den Schläger gelegt, wobei der Winkel zum Daumen 45 Grad beträgt. Die rechte Hand orientiert sich am Daumen und nimmt ihn in der Wölbung zwischen Daumenballen und Handfläche auf. Der Rücken ist gerade, der Oberkörper leicht vorgebeugt, die Schultern hängen. Der Abschlag erfolgt nun aus der rechten Schulter. Der Blick ruht ständig auf dem Ball, so dass Kopf und Körper beim Abschlag mit drehen. Klingt ganz schön kompliziert, und so ist es auch.
Nachdem man auf dem Vorgrün gelandet ist, geht es weiter in Richtung Loch. Für Abstände bis zu 50 Meter Entfernung wird das Putten empfohlen, eine Pendelbewegung für das kürzere Spiel. Im Abstand von 10 bis 50 Meter kann man sich außerdem durch das Pitchen, einen hohen Schlag, ans Loch annähern. Durch das Chippen, einen schwachen Annäherungsschlag aus unmittelbarer Entfernung zum Loch, befördert man den Ball schließlich vom Vorgrün aufs Grün, dem kleinen Radius um das Loch herum. Dann muss „nur noch“ eingelocht werden.
Sie sehen, neben den hartnäckigen Vorurteilen ist golfen ist ein toller Zeitvertreib: viel Bewegung an der frischen Luft, und nebenbei kann man interessante Menschen kennenlernen. Wenn Sie es noch nicht getan haben, dann probieren Sie es ja vielleicht jetzt einfach mal aus – wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!