Laufen Sie durch die Fußgängerzone, werden Sie gelegentlich angesprochen. Der örtliche Tierschutzverein, Greenpeace oder eine Bürgerinitiative gegen Windkrafträder bitten um Ihre Unterstützung. Die Organisationen sammeln Geld oder Unterschriften und häufig suchen sie aktive Mitglieder oder Förderer.
Ist diese Form des Engagements noch zeitgemäß? Wir überweisen und kaufen online, warum engagieren wir uns nicht online? Die Vorteile liegen auf der Hand. Ein Klick im Internet vom heimischen Sofa aus ist eine unkomplizierte Möglichkeit, seine Stimme zu erheben und sich zu engagieren. Sie informieren sich ausführlich und müssen nicht viele Informationen in kurzer Zeit in einer lauten Geräuschkulisse verarbeiten. In der Tat gibt es längst vielfältige Varianten der Online-Petition. Mit Anbietern wie openpetition.de, avaaz.org, change.org oder campact.de können Sie für den guten Zweck unterschreiben oder einfach selbst eine Petition aufsetzen.
Wie unterscheiden sich die Anbieter von Online-Petitionen?
Die 2004 gegründete Bürgerbewegung Campact kämpft für eine progressive Politik. Nach eigenen Angaben sind dort fast zwei Millionen Menschen registriert, die sich an den Kampagnen beteiligen. Spender und Förderer finanzieren die Non-Profit-Organisation mit Sitz in Verden (Aller). Die weitaus größere und global aufgestellte Change.org aus San Francisco blickt seit der Gründung in 2007 auf Erfolge in über 190 Ländern. Das Geschäftsmodell besteht darin, dass große Organisationen wie Oxfam oder Amnesty International Geld zahlen, damit die Plattform ihre Petitionen priorisiert bewirbt. Dennoch kann bei Change.org jeder kostenfrei eine Kampagne starten.
Die Online-Petition für den Deutschen Bundestag
Seit über zehn Jahren kann jeder Bürger beim Deutschen Bundestag und den Parlamenten einiger Bundesländer Petitionen online einreichen. Dazu heißt es offiziell: „Diese Petitionen können höchstpersönliche Angelegenheiten betreffen, aber auch Forderungen von allgemeinpolitischer Bedeutung (zum Beispiel Bitten zur Gesetzgebung) zum Inhalt haben.“ Damit der öffentliche Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages den Antrag diskutiert, müssen innerhalb von vier Wochen mindestens 50.000 Menschen unterzeichnen. Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regel.
Richten Sie eine Online-Petition an den Bundestag, können Sie keinen direkten Kontakt mit den Unterzeichnern aufnehmen und folglich nicht deren Daten sammeln. Campact und Change sowie deren Wettbewerber hingegen sammeln Kontaktdaten, um sie für künftige Aufrufe zu nutzen. Ohne Kontaktdaten ist es allerdings schwer möglich, aus dem reinen Sammeln von Unterschriften eine größere Bewegung zu starten.
Online-Petitionen sind hilfreich, um ein Bewusstsein für Themen zu schaffen und stellen ein niedrigschwelliges Angebot für soziales Engagement dar. Doch wie nachhaltig ist das Engagement und wie intensiv beschäftigen sich die Unterzeichner mit dem Thema? Bleibt es bei dem einen Klick und falls ja, wäre das schlimm? Den betreffenden Organisationen würde es helfen, wenn einige der Unterzeichner sie als aktive Unterstützer oder Fördermitglieder auch längerfristig unterstützen.