Mehr als zehn Millionen Menschen leiden in Deutschland an einem Hallux valgus, der meist zusammen mit oder als Folge von einem Spreizfuß auftritt. Dabei weicht die Großzehe nach außen ab, während sich der erste Mittelfußknochen zur Innenseite bewegt. Diesen Frostballen oder diese Ballengroßzehe nennt der Volksmund auch Überbein.
Welche Gründe verursachen, dass ein Hallux Valgus entsteht?
- Genetische Faktoren, der Hallux wird also vererbt
- Eine bestehende Schwäche des Bindegewebes
- Eine schwache Fußmuskulatur
Auch rheumatische und andere Gelenkerkrankungen oder ein schlecht verheilter Knochenbruch können dazu führen, dass sich ein Hallux valgus ausbildet. Diese Ursachen treten vergleichsweise selten auf.
Der Hallux tritt öfter bei Frauen auf
Frauen leiden deutlich häufiger an dieser Fußkrankheit: Neun von zehn Patienten sind weiblich. Vielleicht fragen Sie sich, warum es mehr Frauen trifft. Das liegt an einer weiteren Ursache, die ausgesprochen oft diese Fehlstellung auslöst. Tragen Frauen gerne Schuhe mit hohen Absätzen, die zudem zu schmal sind, wird die große Zehe stark abgewinkelt. Zudem verliert die Muskulatur des Fußes an Kraft und die Fehlstellung verstärkt sich weiter. Kommen Übergewicht und langes Stehen hinzu, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für die unangenehme Fußkrankheit. Leiden Männer daran, löst häufig starkes Übergewicht den Hallux aus, wie eine Studie in den USA zeigte.
Lässt sich der Hallux Valgus bekämpfen?
Hat sich der Hallux gebildet, verschwindet er durch konservative Heilmethoden nicht mehr. Abhängig vom Schweregrad kann nur noch eine Operation helfen. Allerdings gibt es ein paar Empfehlungen, um zumindest den Krankheitsverlauf zu verzögern, und die Schmerzen zu linden.
Wir haben für Sie einige Tipps zusammengetragen:
- Kaufen Sie gute und bequeme Schuhe mit flachen Absätzen.
- Wählen Sie einen Schuh, der breiter als normal ist. Viele Hersteller bieten Schuhe in speziellen Weiten an. Es geht mit der Bequemweite H los und es folgen weitere Spezialweiten die mit aufsteigenden Buchstaben benannt werden.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Schuhe eher steife Sohlen haben und Ihrem Fuß seitlich Stabilität gewähren.
- Gehen Sie möglichst oft barfuß, am besten auch mal auf Sand oder Steinen. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe einen Barfußpfad?
- Machen Sie regelmäßig Fußgymnastik: Fangen Sie gleich heute Abend beim Fernsehen damit an. Während Sie die Sendung verfolgen, können Ihre nackten Füße versuchen, verschiedene Gegenstände aufzuheben.
- Gönnen Sie sich eine Fußreflexzonenmassage
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, ob eine Einlage für Spreizfüße oder eine Nachtlagerungsschiene sinnvoll sein kann.
Zur Wirkung von Einlagen und Nachtlagerungsschienen haben wir Herrn Dr. Jörn Dohle befragt. Er ist Präsident der Deutschen Assoziation für Fuß und Sprunggelenk (D. A. F.) und in Wuppertal als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig. Er sieht die Nachlagerungsschiene als sinnvolles Instrument, um nach einer Operation, die Korrektur für einige Zeit zu unterstützen. Bei einem ausgeprägten Hallux, der Schmerzen und weitere Beschwerden verursacht, lässt sich damit eine Operation allerdings nicht verhindern.
Operation des Hallux – ja oder nein?
Lassen Sie sich zu einer Operation beraten, falls die Fehlstellung Ihres Fußes stark ausgeprägt ist oder der Gelenkverschleiß voranschreitet. Holen Sie sich immer eine zweite Meinung ein: Sie sollten nicht leichtfertig und überhastet einem operativen Eingriff zustimmen. Jede Operation birgt auch Gefahren: Schauen Sie deshalb genau, wie Ihre persönlichen Heilungschancen diesen Risiken gegenüberstehen. Die Entscheidung hängt davon ab, wie ausgeprägt die Fehlstellung ist, ob diese bereits eine Arthrose auslöst und ob Sie starke Schmerzen haben. Bei manchen Menschen löst der Hallux keine Beschwerden aus. Leiden Sie an einer Krankheit wie Diabetes, Rheuma oder einer Gefäßerkrankung berücksichtigt dies Ihr Arzt, wenn er Sie zu der Entscheidung berät.
Die Operation wird in den meisten Fällen in einem Krankenhaus durchgeführt, das Sie für ein paar Tage stationär aufnimmt. Es gibt mittlerweile auch die Möglichkeit, den Eingriff ambulant vornehmen zu lassen.
Wir haben Herrn Dr. Dohle zu den Vor- und Nachteilen der ambulanten Operation befragt.
Dr. Dohle: „Viele Patienten äußern den Wunsch, die geplante operative Korrektur des Hallux valgus ambulant durchführen zu lassen. Erstaunlicherweise schläft man im eigenen Bett besser als in einem Krankenhausbett! Zudem ist die Nervendichte im Fuß sehr hoch. Er ist in dieser Hinsicht mit der Hand verwandt, weshalb es nach einem operativen Eingriff in von Fuß- und Sprunggelenk zu erheblichen Schmerzen kommen kann. Naturgemäß sind die Möglichkeiten einer Schmerztherapie im Krankenhaus besser, als wenn sich der Patient bereits in der häuslichen Umgebung befindet. Zusammenfassend lautet meine Empfehlung deshalb: Kleinere Eingriffe, bei denen postoperativ nur wenig Schmerzen zu erwarten sind, können durchaus ambulant durchgeführt werden. Mittelgroße und große operative Korrekturen sollten besser im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes vorgenommen werden. Die postoperative Schmerztherapie ist unter stationären Bedingungen deutlich potenter als im ambulanten Bereich.“
Wie geht es nach der Operation des Hallux weiter?
Nach einem solchen Eingriff dürfen Sie den Fuß einige Zeit nicht oder nur teilweise belasten. Zudem müssen Sie den Fuß stabil halten. Um ihn ruhigzustellen und zu stabilisieren gibt es Verbände oder Schienen sowie spezielle Schuhe, um den Vorderfuß zu entlasten. Am Anfang sollten Sie den Fuß zudem häufig hochlegen, damit es nicht zu Schwellungen kommt. Treten diese dennoch auf, verschreibt Ihr Arzt Ihnen wahrscheinlich eine Lymphdrainage. Bis Sie Ihren Fuß wieder vollständig belasten können, vergehen durchaus einige Wochen. Das heißt aber keinesfalls, dass Sie in dieser Zeit zur Bewegungslosigkeit gezwungen werden. Ganz im Gegenteil, möglichst bald nach der OP sollte ein Physiotherapeut beginnen, Ihren Fuß wieder zu mobilisieren, damit das Gelenk nicht versteift.
Wie genau der Heilungsprozess abläuft, müssen Sie mit Ihrem Arzt besprechen, da es davon abhängt, wie er sie operiert. Abhängig von der individuellen Ausprägung des Krankheitsbildes gibt es zahlreiche Varianten der Operation.
Holen Sie sich Hilfe für die Zeit nach der Operation
Bedenken Sie schon vor dem Eingriff, dass Sie danach eine Weile Unterstützung benötigen. Sofern Sie alleine leben, könnten Sie Verwandte, Nachbarn und Freude um Hilfe bitten. Sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse darüber, ob Sie für eine stationäre Kurzzeitpflege infrage kommen oder diese Ihnen Hilfe in Ihrer häuslichen Umgebung bereitstellt. Für eine solche Übergangspflege als häusliche Pflege oder damit Ihnen die Krankenkasse eine Haushaltshilfe finanziert, ist es nicht nötig, einen Pflegegrad festzustellen. Bis zu vier Wochen pro Kalenderjahr gewähren die gesetzlichen Krankenkassen eine solche Unterstützung nach Unfällen, Krankheiten oder Operationen.
Sie leiden an einem Hallux Valugus?
Sie haben den Verdacht, dass Sie an einem Hallux Valgus leiden? Sprechen Sie zunächst mit Ihrem Hausarzt und dann mit einem Facharzt für Orthopädie darüber. Die reine Diagnose stellt dieser in der Regel durch bloßes Anschauen – Röntgenaufnahmen sind erst nötig, um Details zu klären, insbesondere wenn eine Operation infrage kommt. Selbst wenn Sie heute noch keine Schmerzen haben, sollten Sie sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen. Im Laufe der Zeit wird der Hallux schlimmer und kann sogar einen Gelenkverschleiß, also eine Arthrose, im Grundgelenk der großen Zehe auslösen.
Empfiehlt Ihr behandelnder Arzt eine Operation, schlägt er in aller Regel auch einen Kollegen vor, der den Eingriff vornimmt. Falls nicht, fragen Sie bei dem Fachverband D.A.F. (Deutsche Assoziation für Fuß- und Sprunggelenk e.V.) nach einer Empfehlung. Dieser ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU).
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der eigenen Erfahrungen mit einer erfolgreich verlaufenen Hallux Valgus Operation, empfiehlt Ihnen unsere Gründerin Simone Brüggemann unbedingt die Rücksprache mit einem Fußspezialisten. Bei Fragen zum Thema senden Sie uns auch gern eine Email an redaktion@59plus.de!