Die große Hamburger Volksschauspielerin machte das Plattdeutsche salonfähig und war der Star des berühmten Ohnsorg-Theaters. 66 Jahre lang stand sie dort in mehr als 160 plattdeutschen Stücken auf der Bühne und spielte sich in die Herzen eines Millionenpublikums. Am 27. August wäre Heidi Kabel 102 Jahre alt geworden.
Geboren wurde sie am 27. August 1914 gegenüber der “Niederdeutschen Bühne” in Hamburg, dem späteren Ohnsorg-Theater. Dort wurde durch Zufall ihr schauspielerisches Talent entdeckt, als die damals 18-jährige eine Freundin zum Vorsprechen begleitete. Heidi Kabel wurde ins Ensemble aufgenommen und begeisterte das Publikum mit norddeutscher Geradlinigkeit, Witz und Herz. Mit der bundesweiten Übertragung der Ohnsorg-Aufführungen im Fernsehen nahm ihre beeindruckende Karriere Mitte der 50er-Jahre ihren Anfang.
Couragiert auf der Bühne und im Leben
Neben ihren Theaterrollen wirkte sie auch in zahlreichen Fernsehfilmen und -serien mit. Zu den bekanntesten zählen “Klein Erna auf dem Jungfernstieg” (1969), “Grün ist die Heide” (1972) mit ihrem langjährigen Bühnenkollegen Henry Vahl, die Krimireihe “Tante Tilly” (1986-1987) und die musikalische Unterhaltungsshow “Haifischbar” (1970-1973).
Ihre letzte Rolle spielte Heidi Kabel mit 92. An der Seite ihrer Tochter Heidi in dem Detlev-Buck-Film “Hände weg von Mississippi”. Nicht nur auf der Bühne nahm sie kein Blatt vor dem Mund. Auch privat scheute sie sich nicht, ihre Meinung zu gesellschaftlichen Fragen und Problemen öffentlich zu äußern. So nutzte sie ihre Beliebtheit für ihr ehrenamtliches Engagement. Disziplin galt als eine ihrer besonderen Eigenschaften, aber auch Dickköpfigkeit und Schlagfertigkeit.
Am Silvesterabend 1998 stand sie mit 84 Jahren in einer Doppelrolle in dem Lustspiel “Mein ehrlicher Tag” ein letztes Mal vor ihrem Ohnsorgpublikum. Über ihren Abschied von der Bühne sagte sie: “Ich wollte in Würde abtreten, bevor ich meinen Text nicht mehr behalten kann.” Am Ende ihres Lebens war sie an Demenz erkrankt und lebte in einem Altenheim in Othmarschen. Einen großen öffentlichen Auftritt hatte sie nochmals 2004, als sie in Hamburg den Bambi für ihr Lebenswerk entgegennahm. Im Alter von 95 Jahren starb sie am 15. Juni 2010 in Hamburg.
Eine hanseatische Institution: Das Ohnsorg Theater
Das Ohnsorg-Theater wurde 1902 durch Richard Ohnsorg gegründet. Anfangs wurden die Stücke nur auf Plattdeutsch vor Live-Publikum gespielt. In 1954 erfolgte mit “Seine Majestät Gustav Krause” die erste Übertragung im deutschen Fernsehen. Seit der Spielzeit 2011/2012 befindet sich das Ohnsorg-Theater im Bieberhaus am Heidi-Kabel-Platz 1. Unter der Leitung von Christian Seeler hat es sich zu einer hoch professionellen Bühne mit über hundert Mitarbeitern, rund 160.000 Zuschauern pro Spielzeit und einem Millionenetat entwickelt.
Informationen über das Ensemble und den aktuellen Spielplan des Ohnsorg Theaters in Hamburg finden Sie hier.