Dem ein oder anderen langjährigen Autofahrer mag es schon aufgefallen sein: Auch bei langen Fahrten bleibt die Frontscheibe insektenfrei – das liegt am Insektensterben. Noch vor zehn Jahren war das anders. Der angenehme Effekt sauberer Frontscheiben wiegt jedoch die negativen Aspekte des Insektensterbens nicht auf.
Tatsächlich ist das Insektensterben ein besorgniserregendes Zeichen abnehmender Biodiversität. Immer mehr der kleinen krabbelnden oder fliegenden Tierchen sterben, ganze Arten verschwinden aus unseren Ökosystemen – und das hat weitreichenden Folgen!
Forscher stellen starken Rückgang der Insektenpopulation fest
In einem Naturschutzgebiet im Norden Krefelds und an vielen weiteren Standorten gehen Forscher schon seit Jahren dem Ausmaß des Insektensterbens nach. Überblick über die Insektenfauna eines Gebiets bekommen zu können. Die Daten liefern beunruhigende Antworten. Während sich im Sommerhalbjahr 1989 noch 1,4 Kilogramm Insekten in den aufgestellten Insektenfallen fanden, waren es im Jahr 2013 nur noch knapp 300 Gramm. Der Naturschutzbund beziffert den Rückgang um bis zu 80 Prozent, inklusive Schmetterlingen, Bienen und Schwebfliegen. Ähnlich wie die Honigbienen verschwinden Insekten zunehmend aus unseren Gärten, Städten, Wiesen und Wäldern.
Wenig Aufmerksamkeit für das Insektensterben
Im Gegensatz zum Bienensterben ist das Insektensterben nur wenig im Bewusstsein der Menschen präsent. Ihr schleichender Rückgang wird wenig in den Medien thematisiert. Meist werden sie für lästige, schädliche oder gar gefährliche Zeitgenossen gehalten und ausgemerzt wo es nur geht. Nur wenig ist man sich über die Rolle bewusst, die sie im Ökosystem spielen. Sie sind vielfach für die Bestäubung zahlreicher Blütenpflanzen zuständig.
Fehlt diese Symbiose können sich die Pflanzen nicht vermehren. Vögel brauchen die Insekten als Nahrung, für Arten wie etwa das allseits bekannte Braunkehlchen bilden sie die Hauptnahrung. Außerdem sind Insekten Jäger von wiederum anderen Arten, darunter solchen wie zum Beispiel dem Borkenkäfer, die aus menschlicher Perspektive schädlich sind. Sie können sich ohne die Verfolgung durch ihre Fressfeinde ungehindert vermehren und schaden den von uns angebauten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen.
Die Gründe für das Insektensterben
Die Verarmung unserer Landschaft, vor allem durch die intensive Landwirtschaft und einer damit einhergehenden intensiven Flächennutzung und Fragmentierung zählen zu den Hauptursachen für den dramatischen Rückgang der Populationen. Artenreiche Blumenwiesen finden sich immer seltener zwischen riesigen Landstrichen eintöniger Monokulturen. Diese werden vor allem durch Pestizid- und Düngereinsatz künstlich vom Menschen intakt gehalten und machen den kleinen Lebewesen zusätzlich den Garaus. Daneben macht die zunehmende weltweite Stickstoffbelastung den Arten das Überleben schwer.
Kleine Strukturen wie Hecken oder Tümpel sucht man in der deutschen Landwirtschaft fast vergebens. Ackerflächen werden bis an die Wegesränder möglichst effizient genutzt –für Vermehrung bleibt den cirka 30 000 Insektenarten in Deutschland kaum Raum.
Angesichts der Bedeutung der Insekten für die Natur und auch für die menschliche Landwirtschaft, sollte man meinen, die Problematik erführe vor allem in Politik- und Wissenschaftskreisen erhöhte Aufmerksamkeit. Dies ist jedoch nicht der Fall, Forschungsprojekte zum Sterben sind rar gesät, Experten auf dem Gebiet gibt es nur wenige, ebenso staatlich koordinierte Forschung und eine insektengerechtere landwirtschaftliche Gesetzgebung.
Das Insektensterben ist ein Phänomen, das zeigt, wie tief der Mensch in das Ökosystem eingreift. Die Politik sollte dies nicht länger als zweit- oder drittrangig einstufen!