Der 76jährige Martin, ehemaliger Professor der Rechtswissenschaften ist mit der 30 Jahre jüngeren Künstlerin Ulla verheiratet. Er kümmert sich um den 6jährigen Sohn David und den Haushalt. Manchmal verfasst er noch kleine Artikel oder hält Vorträge. Man kann sagen, er führt ein zufriedenes, geordnetes Leben.
Dann erhält er die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihm bleiben nur noch wenige Monate. Natürlich ist er zunächst erschüttert, trägt diesen Schlag dann aber mit einer unglaublicher Fassung, Würde und Klarheit.
Martin möchte alles richtig machen und plant. Sein großer Wunsch: er möchte so sterben, dass Ulla und David kein Traumata davontragen. Was kann er seinen Lieben noch mitgeben? Wie die restliche Zeit mit ihnen verbringen?
Aber wie das Leben so ist: auch „das späte Leben“ steckt noch voller Überraschungen und Herausforderungen, die seine Pläne queren und denen er sich stellen muss.
Seiner Ehe geht es scheinbar gut. Das Paar liebt sich, setzt sich offen mit der tragischen Diagnose auseinander, spricht auch darüber, was Martin seinem kleinen Sohn hinterlassen kann. Verständlich, sein Wunsch, nicht vergessen zu werden. Was kann den erfüllen? Noch ein großes Lego-Schiff mit David bauen, welches dann im Regal steht und irgendwann verstaubt? Wohl eher nicht.
Schließlich verfasst Martin einen Brief an seinen Sohn.
Er schreibt über Gott, die Liebe, eigene Kindheitserinnerungen. Er formuliert auch Wünsche an den Sohn. Zum Beispiel, dass dieser seinen schon selbst vom Großvater geerbten Schreibtisch übernimmt. Doch plötzlich steht da die Frage im Raum: Schreibt er nicht eigentlich für sich selbst? So rührend sein Bemühen auch ist, man spürt auch so eine Art Übergriffigkeit, Forderungen … Ein Stück Erbe, dass David auch belasten könnte.
Dann findet Martin zufällig heraus, dass Ulla trotz der großen Liebe zu ihm, ein Verhältnis hat. Auch hier wieder große Selbstbeherrschung. Martin behält das Wissen für sich, sucht heimlich den Liebhaber auf und verlangt von ihm, dass dieser sich nach seinem Tod um Ulla und David kümmert. Wieder so ein mulmiges Gefühl, dass er Dinge im Alleingang so regelt, wie er sie für richtig hält. Ohne die Betroffenen, hier Ulla, einzubeziehen.
Trotzdem; er ist schon tapfer und sympathisch, unser „Mann“. Er möchte wirklich nur „das Beste“ für seine Familie. Aber wie schwer ist es, im Angesicht des nahenden Endes zu erkennen, was das eigentlich ist, „das Beste“. Und letztendlich doch loszulassen für einen Abschied in Frieden.
Bernhard Schlink beschreitet in seiner bekannten, ruhigen, nüchternen Erzählweise ein großes Thema. Ich bin gerne mitgegangen.
Viele Spaß beim lesen, Eure Katharina
Das Buch können Sie ganz einfach und versandkostenfrei online hier, in der Buchhandlung unseres Vertrauens, bestellen!Mehr zu Katharina Martini erfahrenSie unter: www.katharinamartini.de oder bei Instagram unter katharina_liest vor.