Ein Debutroman von Lina Nordquist erschienen im Diogenes Verlag.
Zwei Generationen, eine Familie, zwei Frauenstimmen, die erzählen. 1897. Unni muss mit ihrem kleinen Sohn aus Norwegen fliehen. Ihr Geliebter, Arnod begleitet die beiden nach Schweden und das Paar findet eine schlichte Kate mitten in der Natur. Sie nennen das kleine Heim „Frieden“.
Den aber zu finden wird schwer. Die Naturgewalten mit Kälte und
extremen Hungersnöten machen es „lebens“schwer. Zwei weitere Kinder werden in die extremen Umstände geboren. Kann man wirklich mit Baumrinde und Brühe aus Moos überleben? Das Paar kämpft unerbittlich. Und die große Liebe zwischen den beiden und zu den Kindern kämpft mit.
Dann kommt Arnod um und Unni steht alleine da. Was ein Frauenschicksal. Eine Katastrophe nach der anderen muss sie bewältigen. Entbehrungen zum fast-nicht-aushalten und auch Vergewaltigung, was in diesen Zeiten bei vor allem alleinstehenden Frauen an der Tagesordnung stand. Keine Gnade. Aber für ihre Kinder nimmt sie alles hin. Vieles kann man als Leser eigentlich nur aushalten, weil die Autorin einen mit ihrer beeindruckenden Sprache, klar und gnadenlos, aber auch poetisch und immer die Liebe spürend, durch diese Geschichte begleitet. Und doch verspürt man den Drang einzugreifen und laut zu rufen: es reicht! Mehr erträgt ein Mensch doch nicht!
Dann der Wechsel
Im Wechsel der Kapitel sitzen dann 1973 zwei Frauen, aus der Familie von Unni, in der Küche dieser Kate „Frieden“ und trauern um den gleichen Mann: Roar, Unnis Sohn. Aber auch hier kann noch er nicht gelebt werden: der Frieden. Schwiegermutter Bricken und Schwiegertochter Kara schleichen vorsichtig umeinander, jede mit ihren Geheimnissen, der eignen Trauer. Sie reden und organisieren die Beerdigung, aber gleichzeitig erfahren wir über die erzählenden Gedanken von Kara noch einmal mehr über die schicksalshafte Familie. Und auch hier wieder neben den Abgründen, das Spüren tiefer Liebe. Wer hier wen liebt, lasse ich offen. Das ist ein Teil des roten Fadens, der sich durch diese große Erzählung zieht.
Wenn man dann zum Schluss ein wenig aufatmet und denkt, dass es, naja ein halbwegs erträgliches Ende gibt, macht die Autorin eine so gewaltige Offenbarung, dass es nochmal den Atmen nimmt. Doch bringt genau dieser mutige Schluss Verständnis, klärt vieles. Und was er vor allem bringt ist ein wenig Frieden und Vergebung! Für die Protagonisten und uns Leser!
Ich war beeindruckt von diesem ehrlichen Buch mit langem Nachhall. Der Roman ist nichts für zarte Gemüter. Er spricht aus, wie es war, sicher oft noch so ist, auch in unseren Zeiten! Aber es lohnt sich! Versprochen.
Eure Katharina
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