Katharina stellt vor: “Pi mal Daumen” von Alina Bronsky

„Jordansche Normalform, lineare Unabhängigkeit, Mittwoch multipliziert mit Mittwoch macht Dienstag“. Wie bitte? … Also ich liebe die Bücher von Alina Bronsky. Die Art der Sprache, die schrägen Figuren, die Geschichten mit Humor, Charme und Tiefe. Mit diesem neuen Roman „Pi mal Daumen“ musste ich mich allerdings erst einmal anfreunden. Muss das sein, dieses anfängliche „Mathegedöns“? Ja, es muss sein, denn nach den ersten 30 Seiten gewinnt diese Geschichte über eine schier „unmögliche“ Freundschaft (auch zur Mathematik) richtig an Fahrt!

Die 55jährige, schrille Moni, Mutter einer überforderten Tochter, 3-fache Großmutter, Mädchen und Babysitter für alles und alle, liiert mit dem übellaunigen Pit, erfüllt sich einen Traum. Als Kind immer nur als dumm abgestempelt, schreibt sie sich in der Uni für Mathematik ein!

Der Ich-Erzähler Oscar ist das krasse Gegenteil. 16 Jahre, verwöhntes Einzelkind, Mathegenie (zwei Klassen übersprungen), kontaktgestört, sitzt im gleichen Hörsaal und fällt fast vom Hocker, als Moni im pinken Leopardenlook sich neben ihn platziert. Zu seinem Entsetzen auch mal mit Enkel, Tupperdose, Windel und Handy, welches regelmäßig klingelt, weil es wieder irgendwo „brennt“.

Was unmöglich scheint, entwickelt sich im wahrsten Sinne über „Tische und Bänke“ zu einer liebenswerten Freundschaftsgeschichte.

Moni, verzweifelt zwar am Stoff (Mathematikstudium, geht’s noch?), aber verzaubert durch ihre unkonventionelle Art den Hörsaal inkl. Professor. Da stehen klar Zahlen und Fakten gegen Mensch und Herz(ensangelegenheiten).

Oscar erzählt diese Geschichte abwechselnd zwischen herablassendem Entsetzten und langsam wachsender Zuneigung, dass es ein Vergnügen ist. Er unterstützt Moni mit seinem Fachwissen, sie öffnet ihm Türen zu Empathie und Gefühlen. Menschlichkeit, Witz, Tiefgang ist in diesem Buch wundervoll vereint. Ein bisschen Pippi Langstrumpf für Große. Ich sage nur: „Mittwoch multipliziert mit Mittwoch macht Dienstag“.