Wie begrüßt man die anderen Gäste auf einer größeren Veranstaltung? Ist es unhöflicher zu früh oder zu spät zu kommen? Und ab wann darf man sich ruhigen Gewissens wieder verabschieden? Gerade wir Deutschen neigen oft zu großen Unsicherheiten in puncto Benehmen und Umgangsformen. Das ist auch dem deutsch-italienischen Autor Enrico Brissa aufgefallen. Kurzerhand schrieb er daraufhin sein Buch von Auf dem Parkett – Kleines Handbuch des weltläufigen Benehmens.
Seit mehr als 7 Jahren arbeitet Enrico Brissa als Protokollchef, zunächst für das Bundespräsidialamt und seit 2016 auch für den Bundestag. So manchen Fauxpas hat er in seiner Zeit bisher erlebt. Und nicht nur die deutschen Politiker lassen in ihrem Auftreten immer wieder Stilbewusstsein missen.
So macht vor allem US Präsident Trump seit seinem Amtsantrittt durch fehlende Handschlag-Etikette von sich reden: Im Juni 2018 gaben er und Frankreichs Regierungschef Macron sich auf dem G7-Gipfel so feste die Hand, dass dieser letztlich weiße Druckstellen davon trug. Im März vergangen Jahres bei einem treffen mit Angela Merkel ließ er eine Begrüßung per Handschlag, trotz mehrmaliger Aufforderung von seiten der Journalisten und Merkel, hingegen gleich ganz aus.
Von kleinen und großen Missgeschicken
Es sind solche Fehler und Ungeschicklichkeiten, die Brissa zu seinem Buch Auf dem Parkett – Kleines Handbuch des weltläufigen Benehmens inspirierten. Denn häufig sei es weder Absicht noch Unwissenheit, sondern allenfalls Unsicherheit im Bezug auf das angemessene Verhalten, die den Einen oder Anderen Fauxpass veranlasst. Vor allem wir Deutschen sind nach Brissas Dafürhalten ein Paradebeispiel für unsicheres Benehmen – und das rührt, so sagt er, aus unserer Historie.
So haben sich nach Weimarer Republik, Nationalsozialismus, der deutschen Besetzung und der Ost-West-Teilung über Jahrzente immer wieder neue Umgangsformen im Land eingeschlichen. Begrüßt man sich mancherorts in französischer Marnier mit einem Kuss auf die Wange – eins, zwei, dreimal? – wird andernorts ein schlichter Handschlag gepflegt. Peinlich wird es meist dann, wenn beide Begrüßungsformen unabgesprochen aufeinanderprallen.
Auf dem Parkett: Benehmen für Dummies
Diese Beobachtung machte auch Brissa, der nicht nur auf der politischen Bühne, sondern auch im Alltag immer wieder kleinerer und größere Fauxpas beobachtet. Auf dem Parkett, erschienen im Siedler Verlag, soll da Abhilfe schaffen. Dabei möchte er keine antiquierten Benimmregeln á la Knigge herauf beschwören. Vielmehr möchte er eine souveränere Kommunikation zwischen seinen Mitmenschen ermöglichen – quasi ein „Plädoyer für die schönen Künste der Höflichkeit”.
Von A wie Arm anbieten. Über K wie Kuss und N wie Neureich bis hin zu Z wie Zurückhaltung. Er gibt über 150 kleine Lektion in puncto Höfflichkeit. Dabei bekommt der Leser nicht nur den ein oder anderen Einblick hinter die politische Bühne, sondern auch ganz praktische Tipps und Tricks, die das Alltägliche miteinander erleichtern und die nächste Firmenweihnachtsfeier garantiert vom Spießrutenlauf zum gelungenen Abend verwandeln.
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