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Seit vielen Jahren leben wir in einer Gesellschaft immer älter werdender Menschen. Jeder weiß, dass weniger Kinder geboren werden und die Menschen immer älter werden. Das Wort Alterspyramide lernt heutzutage jedes Kind in der Schule. Aber genau diese Alterspyramide steht irgendwann Kopf. Wir alle haben schon davon gehört und können uns der Diskussion über die demographische Entwicklung und deren Folgen kaum entziehen. In Ihrer neuesten Kolumne spricht Livia Karrenberg darüber, wie wir mit dem Alter und den Älteren umgehen sollten.

Alter ist ein Privileg

Die Generation 59plus ist eine wichtige und wertvolle Säule der Gesellschaft und ihr Wissen ist nicht ersetzbar. Bildquelle: Pixabay.de
Die Generation 59plus ist eine wichtige und wertvolle Säule der Gesellschaft und ihr Wissen ist nicht ersetzbar. Bildquelle: Pixabay.de

Es wundert mich immer wieder, dass ältere Menschen einen zunehmend schlechter werdenden Stand in unserer Gesellschaft haben. Gut, Neubauten z.B. müssen altengerecht gebaut werden, um eine Genehmigung zu erhalten. Es stellt sich allerdings in Frage, ob es sich dabei um Philanthropie (Menschenfreundlichkeit) oder schlichtweg um eine monetäre Strategie handelt. Denn wenn Treppenhäuser und Duschen nicht altersgerecht gestaltet sind, werden auch irgendwann die älteren Mieter in diesen Häusern nicht mehr wohnen können. Im Prinzip könnte man sagen, dass wenn die Alten einen konkreten wirtschaftlichen Nutzen darstellen, auch dahingehend geplant werden sollte. So investiert die ARGE aber z. B. in Fortbildungen zur Krankenpflegeausbildungen für Arbeitslose, doch sie investiert nicht darin, ältere Menschen besser zu etablieren bzw. älter werdende Menschen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren bzw. sie länger in diesem zu halten.

Meine Großeltern

In der Generation meiner Großeltern (um 1900) war das Älterwerden ein Privileg. Allein das Alter verschaffte dieser Generation, und allen Generationen davor, Respekt. Auch beruflich hatte man ein gutes Ansehen, wenn man Erfahrung hatte – das Alter war nicht zwangsläufig ein beruflicher Nachteil. Nun habe ich einen Bekannten, der sich beruflich verändern möchte, sich das aber als 43 Jahre alter Vater von 2 Kindern nicht zutraut, weil er auf dem deutschen Arbeitsmarkt ein alter Mann ist.

Früher waren ältere Menschen oft viel mehr in die Familie eingebunden und das Alter erfuhr eine gewisse Wertschätzung. Bildquelle: Pixabay.de
Früher waren ältere Menschen oft viel mehr in die Familie eingebunden und das Alter erfuhr eine gewisse Wertschätzung. Bildquelle: Pixabay.de

Diese Wertung des Alters ist schon an sich absurd und misanthropisch (menschenfeindlich). Allerdings spiegelt sie auch die Entwicklung unserer Kultur wieder. In einer Gesellschaft, in der das Wachstum der Wirtschaft zum Absolutum ernannt ist, wird das Wachstum der Werte ad Acta gelegt. Wir haben jung, gesund, billig und belastbar zu sein.  Jungendliche  Naivität, die mit dem Wunsch des beruflichen Fortkommens kumuliert, macht junge Menschen zu perfekten Angestellten – zumindest aus wirtschaftlicher Sicht,  sind sie doch billig und formbar.

Doch genug der Klage, denn es geht sogar noch schlimmer. Bei unserem Nachbarn Frankreich sieht man als reifer Mensch auch aus beruflicher Sicht wirklich alt aus. Nur 7% der 64-65 Jahre alten Menschen ist in Frankreich überhaupt noch berufstätig.

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In Japan starten alte Menschen eine zweite Karriere

Der positive Kontrast: Japan! Dort sind 30% der 65-jährigen Männer berufstätig. Auch gibt es bei 30% der Familien Dreigenerationenhaushalte, in denen sich die mittlere Generation um die Alten kümmert. Das klingt fast zu schön um wahr zu sein und so ist es auch. In den Großstätten und Ballungszentren Japans ist der Dreigenerationen Lebensentwurf in der Realität nicht immer so positiv wie er zunächst klingt. Deshalb beginnt man in Japan umzudenken und bietet älteren Japanern beispielsweise an, sich fortzubilden und auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren: “Second Career” wird dieses Konzept genannt. Das herausragende an Japan ist, dass die älteren, arbeitenden Menschen dabei ernstgenommen werden. Das Alter wird nicht despektierlich betrachtet.

„Wir müssen nicht mehr upgedatet werden!“

Das Alter ist wertvoll. Die Generation 59plus muss nicht upgedatet oder gar ersetzt werden. Bildquelle: Pixabay.de
Das Alter ist wertvoll. Die Generation 59plus muss nicht upgedatet oder gar ersetzt werden. Bildquelle: Pixabay.de

Der erste Schritt für ein besseres und akzeptierbareres Leben im Alter ist sicher das Umdenken eines jeden einzelnen. Wir sind keine Mode, die auf den neuesten Stand gebracht werden muss und auch kein Smartphone, die dringend gegen das einer neueren Generation getauscht werden muss. Bei all dem Fortschritt und dem Wunsch danach am Puls der Zeit zu leben, sollten wir uns das Recht nehmen, uns als Menschen nicht wertlos fühlen zu müssen, bloß weil wir nicht mehr upgedatet werden können. Beständigkeit und Langlebigkeit sind vergessene aber dennoch sehr schöne und beruhigende Werte oder finden Sie nicht?

Quelle zum Weiterlesen: http://www.zeit.de/gesellschaft/generationen/2009-11/altersbilder-weltweit/seite-2

Möchten Sie mehr von Livia Karrenberg lesen, dann schauen Sie doch einfach mal in ihrer Kolumne vorbei! Oder hinterlassen Sie Ihren Kommentar zu diesem Thema – wir freuen auf über einen regen Austausch!

 

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