Liebhabern eines guten badischen Weines ist das Markgräflerland sicherlich ein Begriff. Im äußersten Südwesten Deutschlands am Dreiländereck zu Frankreich und der Schweiz gelegen erfreut sich die Gegend eines besonderen Klimas. Durch die sogenannte Burgundische Pforte strömt warme Luft ins Markgräflerland. Deshalb gedeihen hier Rebsorten, die in anderen deutschen Weinbaugebieten eher selten vorkommen.
Die Spezialität der Winzer zwischen Müllheim/Baden und Weil am Rhein ist der Gutedel – ein sommerlich leichter Weißwein. Wer hier etwas auf sich hält, kultiviert den Gutedel. Doch auch Freunde eines guten Rotweins kommen im Markgräflerland auf ihre Kosten.
Übernachten im Weinberg
Wir haben das südliche Ende der Badischen Weinstraße mit dem Wohnmobil bereist. Denn entlang dieser touristisch-kulinarischen Route öffnen Winzer ihre Höfe und Gärten für Wohnmobil-Reisende. Mitten in den Weinbergen oder im Schatten von Obstgehölzen genießt man hier die nächtliche Ruhe – häufig ganzjährig und kostenfrei.
Natürlich erlauben die Winzer einen Blick in die Keller und laden zum Verkosten der eigenen Erzeugnisse ein. Wir haben mancherorts die Gelegenheit genutzt und den Laderaum mit edlen Tropfen für zuhause gefüllt. Wenn der Stellplatz zu einem Restaurant gehört, versteht es sich von selbst, beim Gastgeber zu essen.
Die Küche des Markgräflerlandes
Diesem Brauch folgend haben wir nicht nur Weine und hervorragenden Winzersekt, sondern auch die Besonderheiten der Markgräfler Küche kennengelernt. Dazu zählen neben Spargel Innereien aller Art. Eine reiche und schmackhafte Auswahl an Gerichten mit Innereien haben wir im Landgasthof Ochsen in Feldberg im Eggenertal entdeckt.
Schon auf der Vorspeisenkarte lockt Löwenzahnsalat mit geschnetzelter Kalbsleber. Als Hauptgerichte stehen beispielsweise frische Kutteln in Weißweinsoße mit Rösti und Salat zur Wahl. Oder geschnetzelte Kalbsleber sauer, alternativ geschnetzelte Kalbsnieren in Pommery-Senfsoße oder Kalbsleberschnitten in Butter gebraten. Wir haben uns für Kalbsnieren und Kalbsleber entschieden und jeden Bissen genossen. Vorher gab es ein Gutedelsüppchen und als Aperitif einen Zunzinger Nobling Winzersekt. Köstlich! So entwickelte sich unsere Reise durchs Markgräflerland unversehens zu einer Genießer-Tour.
Feiern im Markgräflerland
Doch die Menschen hier wissen nicht nur zu kochen und Wein herzustellen. Sie feiern auch gerne. Weinfeste und andere Ereignisse, in deren Mittelpunkt meist der Gutedel steht, sind an der Tagesordnung. Wir haben anlässlich des Gutedelwandertags an Christi Himmelfahrt die Wanderschuhe angezogen und sind mit den Markgräflern durch die Weinberge gezogen – auf Schritt und Tritt bestens versorgt mit Speis und Trank.
Sehenswürdigkeiten im Markgräflerland
Schloss Bürgeln: Einen besonders schönen Einblick in die Geschichte des Markgräflerlandes gewährt Schloss Bürgeln in Schliengen. Mehr als das: Schon die Fahrt zum Schloss ließ uns vermuten, dass man von dort oben das ganze Markgräflerland überschauen kann. Und so war es. Bis nach Frankreich und in die Schweizer Alpen mit dem markanten Trio Eiger, Mönch und Jungfrau reicht der Blick. Davor liegen die sanften, sattgrünen Hügel des Markgräflerlandes mit kleinen, pittoresken Ortschaften und der Rhein.
Schloss Bürgeln ist schon von außen eine Augenweide und auch einen Besuch im Garten sollten Sie sich nicht nehmen lassen. Rund ums Schloss und im Haus selbst sorgen die Mitglieder des Bürgeln-Bundes e.V. – meist Senioren – dafür, dass alles seine Ordnung hat.
Auch Wolfram Hartig, der uns durchs Schloss führt, zählt zu ihnen. Hartig ist ein wandelndes Buch und reichert seinen Vortrag mit Geschichten und Anekdoten an. Er weiß, wer hier auf dem Bürgeln-Berg gewohnt und gewirkt hat, wer die Menschen auf den Bildern im Bildersaal sind und woher die zahlreichen Kachelöfen im Schloss kommen. Und er kann ein Lied singen von den Gewalten der Natur, denen das Haus aus dem 18. Jahrhundert direkt ausgesetzt ist.
Vitra-Haus und Vitra Design Museum Weil: Was die Autostadt in Wolfsburg für Automobil-Interessierte ist das Vitra-Haus und das Vitra Design Museum für Freunde von Möbel-Klassikern. Viele Sitzgelegenheiten, die heute in fantasievollen Variationen in unseren Wohn- und Esszimmern stehen, kommen im Original aus Weil am Rhein. Willi Fehlbaum, Gründer der Schweizer Vitra AG, entdeckte auf einer USA-Reise Möbel des Designer-Ehepaares Charles und Ray Eames. Fehlbaum war begeistert und erwarb die Rechte. Dazu zählten auch Entwürfe von George Nelson. Diese und die Entwürfe weiterer bekannter Designer und Architekten dienten als Vorlage für Vitra-Klassiker, die teilweise auch nach über 50 Jahren noch produziert werden. Einer davon ist Mario Bellinis Drehstuhl-Entwurf Figura, auf dem die Bundestagsabgeordneten während der Plenarsitzungen sitzen.
Während im Vitra Design Museum beispielsweise wechselnde Ausstellungen zum Thema Design zu sehen sind, zeigt das Vitra-Haus als Flagshipstore die komplette Vitra-Möbel-Kollektion und die Entstehungsgeschichte der einzelnen Stücke. Wir waren nur im Vitra-Haus, weil wir schon wieder spät dran waren. Dennoch: Es lohnt sich! Als lehrreich und sehr inspirierend empfand ich die kurze Zeit im Vitra-Haus.
Tipp: Der Eintritt ins Vitra-Haus ist frei, das Vitra Design Museum kostet 11 Euro Eintritt.
Oberrheinisches Bädermuseum Bad Bellingen: Das Markgräflerland ist Thermenland. An unzähligen Stellen sprudelt warmes und mineralstoffreiches Wasser aus der Erde. Im Oberrheinischen Bädermuseum in Bad Bellingen geht die Ausstellung auf diese Besonderheit ein. Sie zeigt, wo es Thermalquellen gab und gibt und wie sich die Badkultur im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Im Erdgeschoss des Museums, das in einem Staffelgiebelhaus im Ortsteil Bamlach untergebracht ist, befindet sich auch ein heimatkundlicher Bereich. Wie die Winzer und der Schmied früher gearbeitet haben, ist hier anschaulich dargestellt.
Wissenswert: Der Eintritt zur Dauerausstellung ist in der Regel frei. Während Sonderausstellungen wird 1 Euro Eintritt für das gesamte Museum erhoben.
Staufen: Noch bevor der Besucher die mittelalterliche Altstadt von Staufen betritt, präsentiert sich ihm Schwarzwaldromantik wie aus dem Bilderbuch. Munter rauscht der kleine Fluss Neumagen unter den Fußgängerbrücken, flankiert von Fachwerkhäusern mit rot blühenden Blumen an den Fenstern. Dabei liegt Staufen nicht einmal im Schwarzwald, sondern im Breisgau, am Fuße der Berge.
Das Städtchen ist ein Publikumsliebling: In den verwinkelten Gassen und auf dem Markplatz wimmelt es an einem sonnigen Freitagvormittag nur so von Menschen. Doch die Pracht droht zu zerbrechen: Viele der alten Fassaden sind von langen Rissen durchzogen. Vor mehr als zehn Jahren hatte man Geothermie-Sonden bohren lassen, um die beiden frisch renovierten Rathaus-Gebäude mittels Erdwärme zu beheizen und zu kühlen. Dabei ist etwas schiefgegangen. Grundwasser stieg in eine ursprünglich trockene Gesteinsschicht auf. Infolge einer chemischen Reaktion hat sich der Boden angehoben – mittlerweile um mehr als 60 Zentimeter. Die Menschen, die in den rund 260 betroffenen Häusern leben, hoffen, dass der Spuk bald ein Ende hat. Zumindest die Geschwindigkeit, mit der sich der Boden hebt, konnte inzwischen reduziert werden.
Auf einer natürlichen Erhebung nördlich der Stadt liegt die Burgruine Staufen. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert errichtet und kann besichtigt werden. Am Hang des Burgbergs wächst Wein.
Tipp: Das Markgräfler Weinfest findet jedes Jahr am ersten Augustwochenende in Staufen statt. Winzer aus dem gesamten Markgräflerland bewirten auf dem Schladererplatz die Gäste. Auch die Markgräfler Weinprinzessin wird aus diesem Anlass gekürt.