Israel ist berühmt für seine Kibbuzim (Mehrzahl von Kibbuz). Ihre Einwohner teilen Arbeit und Besitz, aber die Zeit ist nicht spurlos an den Kommunen vorüber gegangen. Heute sind viele Kibbuzim beliebte Urlaubsziele.
Ziemlich genau 100 Jahre ist es her, dass 1909 am See Genezareth die erste sozialistische Produktionsgemeinschaft namens Kibbuz gegründet wurde. Die Kommunen dienten der Absicherung jüdischer Gebiete und zur Aufnahme der aus Europa und Nordafrika fliehenden Juden. Die Siedler waren nicht nur Zionisten, sondern auch Sozialisten, die eine neue, gerechtere Welt aufbauen wollten. Es war eine Reaktion der Juden auf den jahrhundertlangen Ausschluss von jeder landwirtschaftlichen und gewerblichen Betätigung.
Vor allem in Israel haben die in Kubbuzim lebenden Menschen große Teile des Landes fruchtbar gemacht. Die langen Trockenperioden haben die Täler meist unfruchtbar sein lassen. Doch durch die kontinuierliche Arbeit und Entwicklung der technischen Möglichkeiten ist Israel im landwirtschaftlichen Bereich, auch Dank der Kibbuzim, inzwischen führend in der Welt.
Die Gemeinschaft steht im Zentrum
Der Kibbuz ist eine ländliche Kommune, in der die Produktionsmittel der Gemeinschaft gehören und auch die Bedürfnisse der Mitglieder von der Gemeinschaft gedeckt werden. Seither entstanden ca. 270 Kibbuzim, deren Einwohner nach folgenden Prinzipien leben:
– Gemeinschaftliche Produktion, Konsumtion und Erziehung:
Das gesamte Kibbuz-Eigentum gehört der Gemeinschaft als Kollektiveigentum.
– “Selbstarbeit” der Mitglieder:
Der Kibbuz stellt mit seinen Mitgliedern einen geschlossenen Arbeitsmarkt dar.
– Die Arbeitskräfte im Kibbuz stehen der Gemeinschaft zur Verfügung:
Die Gemeinschaft bestimmt durch gewählte Organe die Zeiteinteilung zwischen Arbeit, Ausbildung, Studium und Freizeit sowie über die Verteilung auf die verschiedenen Beschäftigungen in den Produktions- und Dienstleistungsbetrieben (es werden individuelle Neigungen und Wünsche berücksichtigt). Alle Haushalts- und Erziehungsfunktionen erfüllen die kollektiven Institutionen, wodurch die Frauen des Kibbuz von den Pflichten des privaten Haushalts und von Pflege und Erziehung der Kinder befreit sind.
– Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen:
Der Zusammenhang zwischen individueller Arbeitsleistung, persönlichem Beitrag zur Produktion und realer Einkommenssituation des Einzelnen wird aufgehoben.
– Der Kibbuz ist ein selbstverwaltetes Kollektiv, welches nach demokratischen Ordnungsprinzipien verfasst ist.
Vor allem die ältere Generation profitiert sehr von diesem Lebensmodell. Eingebettet in der Gemeinschaft können vor allem Isolation und Einsamkeit nicht entstehen.
Kibbuz: Tourismus statt Landwirtschaft
Heute wohnen nur noch 100.000 der rund siebeneinhalb Millionen Israelis in Kibbuzim. Viele ihrer Einwohner besitzen, anders als früher, längst ein eigenes Häuschen, ein Bankkonto und eine Waschmaschine. Dutzende der 270 über das ganze Land verteilten Kibbuzim bieten Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber. Der Tourismus ist zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden, denn die ländliche Umgebung in frischer Luft zieht in Verbindung mit komfortablen Unterkünften viele Besucher aus dem In- und Ausland an. Heute stammen etwa 50 Prozent aller Kibbuzeinkünfte aus Industrie und Fremdenverkehr.
Was halten Sie von diesem Lebensmodell? Haben Sie vielleicht sogar persönliche Erfahrungen damit gemacht, dann schreiben Sie uns gerne einen Kommentar!