Die japanische Ratgeberautorin Marie Kondō ist derzeit in aller Munde. Ihre Bücher sind weltweit Bestseller, und sie hat eine eigene Serie bei Netflix. Kurz zusammengefasst motiviert sie ihre Leser, Ordnung zu halten und systematisch auszumisten. Dabei sollte jeder einzelne Gegenstand geprüft werden, ob er noch das Herz erfreut. Wer dieser Strategie streng folgt, kann bis zu zwei Dritteln seines Besitzes loslassen und sich danach besser fühlen.
Ziehen Menschen nicht regelmäßig um, geraten sie in Gefahr, zu viele Dinge anzuhäufen. Neben der Wohnung gibt es oft noch Sammlungen im Keller, auf dem Dachboden, im Gartenhaus oder in der Garage. Kleidung, die nicht mehr passt, Bücher, die uns nicht mehr interessieren und Geschenke, die uns nie gefallen haben. Bieten eine große Wohnung oder ein Haus ausreichend Platz, sammelt sich viel an. Insbesondere ältere Menschen, die die karge Nachkriegszeit miterlebt haben, können sich oft schwer von Besitztümern trennen. Werden sie krank und pflegebedürftig, muss der Haushalt vor dem Umzug ins Pflegeheim aufgelöst werden. Dann ist nicht mehr der richtige Zeitpunkt, um gründlich auszumisten.
Entrümpeln mit Herz und Freude
Lösen nach dem Tod Angehörige den Haushalt auf, stellt die schiere Menge an Dingen eine große Herausforderung dar. Wer kein Unternehmen für die Entrümpelung beauftragt, ist oft viele Wochen beschäftigt, um Dinge zu ordnen, zu verkaufen, zu verschenken oder wegzuwerfen.
Um der Familie im Falle des Falles die Arbeit zu erleichtern, bietet es sich an, die eigenen Besitztümer regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Wer schon zu Lebzeiten seinen Besitz unter die Lupe nimmt und systematisch verkleinert, kann dabei auch in Erinnerungen schwelgen. Der Prozess kann lustvoll sein und muss nicht von dem Gedanken an das eigene Ende überschattet werden.
Wer tatkräftig entrümpelt, verschafft sich Luft und freut sich über weniger überfüllte Räume und übersichtlichere Schränke, Schubladen und Keller. Doch es steckt noch mehr dahinter. Mit dem Loslassen können auch Freude und Begegnungen verbunden sein. Wer seine Sachen an bedürftige Menschen weitergibt, freut sich darüber, Gutes zu bewirken.
Loslassen mit Second hand Verkauf
Über das Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Bücher, Platten, Kleidung oder Möbel zu verkaufen oder zu verschenken. Auch auf direktem Wege können Sie anderen Menschen eine Freude machen und Gutes tun. In Kirchengemeinden und städtischen Einrichtungen gibt es beispielsweise Kleiderkammern oder Sozialkaufhäusern, die gut erhaltene Kleidung entgegennehmen. Menschen mit geringem oder keinem Einkommen, können sich dort etwas zum Anziehen aussuchen. Hat sich Ihre Figur im Alter verändert und Sie stellen fest, dass Ihnen ein chices Kleid oder ein eleganter Anzug zu groß oder zu klein geworden ist? Dann geben Sie die Kleidung dort ab oder bieten Sie diese in einer Filiale von Oxfam an. Oxfam verkauft gut erhaltene und gespendete Secondhand-Mode für einen guten Zweck.
Fühlen Sie sich fit genug, können Sie an Ihrem lokalen Flohmarkt einen Stand mieten. Vielleicht hat aus der Familie oder Nachbarschaft jemand Zeit und Lust, den Stand mit Ihnen gemeinsam anzubieten. Ein Tapeziertisch als Unterlage reicht und schon geht es mit dem lustigen Feilschen los. Noch unkomplizierter lässt sich ein Flohmarkt zu Hause veranstalten, sogenannte Garagen- oder Hofflohmärkte sind im Trend. Sie brauchen nur ein paar Zettel zur Ankündigung in der Nachbarschaft einzuwerfen oder aufzuhängen – und die ersten Kunden werden aufmerksam. Laden Sie Familie, Freunde und Bekannte ein, damit sich der Aufbau lohnt.
Loslassen und Bücher in gute Hände abgeben
Quellen Ihre Bücherregale über und es finden sich zahlreiche Werke, die Sie nicht mehr interessieren? Sie können den Lesestoff über eBay oder eine Plattform wie momox.de verkaufen. Bieten Sie nicht gerade gesuchte Raritäten an, bringen Bücher meist wenig Geld ein. Empfinden Sie daher den Aufwand als zu hoch, können Sie bei jedem Spaziergang ein paar Bücher mitnehmen und in Ihren lokalen öffentlichen Bücherschrank stellen. Solche Bücherschränke gibt es mittlerweile in fast jedem Ort und jeder Stadt. Auch in den städtischen oder kirchlichen Büchereien können Sie anfragen, ob Interesse an den Büchern besteht.
Eine schöne Weise Bücher weiterzugeben ist das sogenannte Bookcrossing. Sie legen Ihr Buch an einen öffentlich zugänglichen Platz und versehen es mit einem Aufkleber. Über die dort genannte Nummer gibt der neue Besitzer auf der Seite bookcrossing.de an, wo er das Buch liest oder wohin er es gegeben hat. Auf diese Weise reisen Bücher mitunter um die ganze Welt und der ursprüngliche Besitzer kann ihren abenteuerlichen Weg online verfolgen.
Alles außer Bücher – wie finde ich für meinen Besitz ein neues Zuhause?
Neben Marktplätzen wie eBay gibt es auch kleine Seiten oder Gruppen auf Facebook, wie beispielsweise „free your stuff“, in denen sich Menschen gegenseitig beschenken.
Auf der Seite https://alles-und-umsonst.de/ bieten Menschen meist Möbel, aber auch sonstige Gegenstände aus Haushalt und Garten kostenfrei an. Ähnlich funktionieren die lokalen Gruppen von https://de.freecycle.org/. In Hamburg gibt es die Organisation Aktion Buch, die gespendete Bücher, CDs und DVDs annimmt. Die Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt sortieren die Bücher, die anschließend an Schulbibliotheken, Museen, Krankenhäuser oder Stiftungen gegeben werden. Die internationale Website craigslist mit Unterseiten für deutsche Städte, bietet unter „Zum Verkauf“ auch die Kategorie „kostenlos“. Dort können Sie kostenfrei etwas inserieren, das Sie verschenken möchten.
Auch für spezielle Gegenstände gibt es meist eine gute Lösung, zum Beispiel in Vintageläden, Auktionshäusern oder bei Antiquitätenhändlern.
Loslassen: Weltweit oder in der Nachbarschaft
Die Möglichkeiten des Internets sind unerschöpflich, aber manchmal sind die althergebrachten Wege auch nicht schlechter. Falls Sie in einem Mehrfamilienhaus wohnen, können Sie einen Zettel ans Schwarze Brett hängen. Sind Nachbarn an dem interessiert, was Sie verkaufen oder verschenken möchten, ergeben sich vielleicht gleich noch nette Kontakte. Auch Supermärkte oder kleinere Läden haben oft ein Schwarzes Brett im Eingangsbereich. Dort können Sie einen Zettel aufhängen, wenn Sie etwas anzubieten haben.
Vielleicht laden Sie auch Ihre Familie, Freunde und Nachbarn zu einer fröhlichen „Ausmistparty“ ein. Kündigen Sie an, dass Sie einige Dinge abgeben wollen und die Gäste mit einem kleinen Beitrag zum Buffet dafür bezahlen. Auf diese Art und Weise haben Sie wenig Arbeit mit der Feier, verbringen einen netten Tag und sind hoffentlich am Ende einiges losgeworden.
Falls Sie sich an den Prozess des Ausmistens und Loslassen noch nicht herantrauen und Ihnen Marie Kondo zu forsch vorgeht, lesen Sie das Buch „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“. Die 1934 geborene Schwedin Margareta Magnusson beschreibt darin, wie sie systematisch ihren Haushalt geordnet und viele Dinge verschenkt hat. Die Schweden kennen sogar ein eigenes Wort, um am Lebensende für Ordnung zu sorgen: „döstädning“ setzt sich aus Tod (Dö) und aufräumen (städning) zusammen.