Was bleibt am Ende? Fragen wir uns das nicht alle? LUCKY der 90-jährige Eigenbrötler tut das auch. Vor allem nachdem ihm ein kleiner Unfall seine Vergänglichkeit bewusst gemacht hat. So beginnt der Atheist und Freigeist dann doch noch einmal genauer darüber nachzudenken, was im Leben wirklich zählt.
LUCKY (Harry Dean Stanton) hat die 90 bereits überschritten. Er verbringt seine Tage aber nach wie vor mit altbekannten Ritualen, morgens Yoga und einen kühlen Eiskaffee. Den Tag über eine Packung Zigaretten rauchen und am Abend Bloody Mary trinken gepaart mit philosophischen Gesprächen in einer Kleinstadt-Bar. Viel mehr Alternativen hat ihm das verschlafenen Wüstenstädtchen irgendwo im Nirgendwo Amerikas sowieso nicht zu bieten.
LUCKY: der schrullige Provokateur vom Rande der Stadt
Bislang ist LUCKY pumperlgesund. Er ist zwar klapperdürr, aber trotz seines hohen Alters plagen ihn keinerlei größere Zipperlein. Zudem ist er ein himmlischer Provokateur. Der überzeugte Atheist versteht es ganz wunderbar, seine Mitmenschen mit einem frechen Spruch immer wieder aus der Reserve zu locken. Dennoch mag den schrulligen Alten eigentlich jeder.
Luck fühlt sich auch nicht einsam. Er lebt zwar allein in seiner kleinen Hütte am Stadtrand, aber das tut er mit Stolz. Seine Devise lautet: „Es besteht ein Unterschied zwischen allein sein und einsam sein“. Und für ihn mag das wohl zu hundert Prozent zutreffen, denn LUCKY hat alles was er braucht. Sein Häuschen, Freunde, die er tagtäglich trifft und natürlich die abendlichen Gespräche mit Freund Howard (David Lynch) in der Bar bei einer leckeren Bloody Mary.
Wir alle werden alt
Doch einer morgens kippt LUCKY bei seiner täglichen Routine plötzlich um. Was ist bloß los mit ihm? Besorgt geht er zu seinem Arzt Dr. Kneedler (Ed Begley Jr.), der ihm zwar bestätigt, dass ihm nichts fehle, außer dass er mittlerweile zu den Senioren zählt und darüber hinaus auch noch jeden Tag älter wird – wie wir alle eben – und er solle sich doch bitte so langsam darauf einstellen, dass seine Tage gezählt sind.
Das hat gesessen. Nach diesem Arztbesuch ist alles anders. Dem alten Mann fällt es auf einmal schwer, seine lieb gewonnenen Rituale fortzuführen. Dabei fühlt er sich von Tag zu Tag schlechter und die Bewohner des kleinen Wüstenstädtchens machen sich allmählich wirklich Sorgen um ihr Urgestein.
Wann ist es Zeit, Abschied zu nehmen?
An dieser Stelle beginnt der eigentliche Kern des Films. LUCKY beginnt sich allmählich von seinem Leben und seinen Lieben zu verabschieden. Und dieses Abschiednehmen transportiert dieser Film auf ganz besondere Weise. Hier verabschiedet sich nicht nur die Filmfigur LUCKY. Hier verabschiedet sich auch der Hauptdarsteller Harry Dean Stanton von seinem Filmpublikum, denn LUCKY sollte sein letzter Film sein, bevor Stanton im September 2017 verstarb.
Dabei gelingt es den Filmemachern, Filmfigur und reale Person miteinander verschmelzen zu lassen. So erzählt LUCKY irgendwie vom Sterben, aber eigentlich vielmehr vom Abschiednehmen. Man mag den Film als traurig empfinden, er zeigt aber auch das Glück, das im Abschiednehmen enthalten sein kann. Er vermittelt den trostbringenden Eindruck eines gelungenen Lebens – auf und auch abseits der Leinwand. Und zum Abschied schenkt uns Harry Dean Stanton alias LUCKY noch einmal sein wunderschönes Lächeln.
LUCKY ist seit heute in den Kinos!