Wer das Gefühl von feinem Kaschmir auf der Haut liebt, wird mit den handgestrickten Mützen, Schals und vielem mehr von Filomontini glücklich werden. In jedem Stück stecken viel Herzblut, italienische Lebensart und die Leidenschaft fürs Stricken von Inhaberin Claudia Schiaretta. Wir erreichen sie am Telefon unterwegs in Italien auf dem Weg zu einer ihrer Strickerinnen. Von den Entwürfen bis zur Logistik, Materialbeschaffung und Kundenbetreuung laufen alle Fäden bei Claudia Schiaretta zusammen.
Hallo Claudia, seit wann widmen Sie sich beruflich ganz der Strickmode?
Bis vor einiger Zeit habe ich als Anwältin gearbeitet und hatte bis dahin beruflich nichts mit Mode zu tun. Mit Filomontini möchte ich mich ganz auf das Stricken konzentrieren, weil das immer meine große Leidenschaft war. Stricken hat ja gar nicht so viel mit Mode zu tun, sondern eher mit Handwerk. Es ist etwas ganz Zeitloses und ich glaube, dass ich ein ganz gutes Gespür dafür habe, was schön ist und was den Leuten gefällt.
Ihr Vater ist Italiener. Als Kind haben Sie oft die Ferien bei Ihren Großeltern in dem Dorf Montini in Umbrien verbracht. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Tatsächlich war es dort für mich als Kind und Jugendliche sehr langweilig. Dort gab es vor allem Felder und Menschen, die von der Landwirtschaft leben. Es war auch ein sehr asketisches Leben. Eine Heizung gab es nicht, meine Großeltern heizten mit dem Kamin. Aber die Dinge, die wichtig waren, wie essen und Kleidung, waren immer sehr fein und gut im Sinne von qualitativ hochwertig. Wie man es sich heute erträumt. Meine Großeltern waren sehr liebe Menschen und haben sich natürlich gefreut, wenn ich mit meinem Vater zwei- bis dreimal im Jahr zu Besuch kam. Dann war immer Leben in der Bude. Meine Großmutter hat mir viel Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet und mir die Kunst des Strickens beigebracht. Das war ein ganz anderes Leben als das, was ich in Deutschland in der Stadt gelebt habe.
Und nun vereinen Sie diese beiden Welten, indem Sie das Kunsthandwerk nach Düsseldorf geholt haben. Was ist das Besondere Ihrer Produkte?
Das traditionelle Stricken und Häkeln der Italienerinnen sieht oft so aus, dass man es als moderne Frau nicht unbedingt anziehen möchte. Ich nutze diese Techniken und versuche, sie modischer zu interpretieren. Und das Material ist natürlich sehr wichtig. Die Kaschmirwolle kommt aus der Mongolei, die unverarbeitet im Rohzustand nach Italien gebracht wird. Die Italiener haben ein ganz besonderes Know-how bei der Herstellung und Verarbeitung von Stoffen. Kaschmir “Made in Italy” bedeutet, dass das Gewässer sauber ist, in dem das Rohmaterial gewaschen wurde, dass die Farben nachhaltigen Standards entsprechen und die Menschen angemessen bezahlt werden. Das merkt man am Ende den daraus gefertigten Dingen an. Man fühlt einfach den Unterschied.
Neben Pullovern, Mützen und Schals gibt es auch wunderschöne Babysachen. Wer kauft bei Ihnen ein?
Zum Beispiel Großmütter, die etwas Besonderes verschenken möchten und vielleicht auch an früher denken, als man die Babysachen noch selbst gestrickt und weitergegeben hat. Oder Frauen, die sich in der Schwangerschaft verwöhnen mit einem großen Tuch oder Ähnlichem. Es geht um Wertschätzung für den ganzen Herstellungsprozess und der daran beteiligten Personen, und dass man ein Teil kauft, das zum Lieblingsstück wird wie der klassische dunkelblaue Schal und dadurch zu einem beständigen Begleiter im Alltag. Ich weiß aus Erfahrung, wenn ich für meinen Mann oder für meinen Sohn Sachen gestrickt habe, dass man die Sachen, die sich gut anfühlen auch nicht weggibt.
Wie sehr hat Sie diese Erfahrung bei der Gründung von Filomontini geprägt?
Das war die Entscheidung für mich zu sagen, dann machen wir es auch richtig. Die Kombination aus tollem Material, das sehr hochwertig ist und die individuelle Anfertigung gibt es in dieser Form noch nicht. Bei uns werden Teile auf Anfrage nach den Wünschen der Kundschaft gestrickt. Filomontini wendet sich an Menschen, die Freude an langlebigen, hochwertigen und schönen Produkten haben. Ich bin eine Manufaktur und habe keine Massenprodukte im Angebot. Unsere Teile werden von Menschen gestrickt und eben von keiner Maschine, sodass auch mal ein Fehler passiert, wodurch jedes Stück sehr individuell und ein Unikat ist.
Kennen Sie alle Ihre Strickerinnen persönlich?
Meine Strickerinnen wohnen verteilt in der Umgebung von Montini, wo das Haus meiner Großeltern steht. Eine von ihnen kannte ich bereits aus dem Nachbarort und die anderen drei habe ich im Zuge meiner Recherchen kennengelernt. Jede kann etwas besonders gut, die eine strickt tolle Pullover und die andere kann gut geradeaus stricken.
Wie oft sind Sie in Italien?
Mindestens einmal im Monat. Es kommt auch auf die Saison an. Momentan bin ich öfter da, um meine erste Sommerkollektion vorzubereiten. Die Muster müssen begutachtet und das Material vorbereitet werden, was ein aufwendiger Prozess ist.
Die Kollektion kann man online bestellen. Und es gibt einen Showroom in Düsseldorf. Mit Öffnungzeiten?
Bei Interesse können die Leute mich anrufen und dann vereinbaren wir einen Termin. Der Showroom ist wie ein kleiner Schneiderbetrieb, wo ich Materialien und Schnitte zeigen kann, wo die Menschen mir im Gespräch ihre Wünsche erzählen und wir dann schauen, ob und wie wir sie umsetzen können. Diese Möglichkeit wird inzwischen gerne aufgegriffen, was mich sehr freut. Das ist, was ich mir gewünscht habe, ein Atelier oder ein kleiner Handwerksbetrieb, der auf Wunsch und mit viel Liebe und Leidenschaft seine Produkte anfertigt.
Herzlichen Dank für das Gespräch!