Mit älteren Models ist die Hamburger Agentur Elbmodels seit elf Jahren in der Werbebranche erfolgreich. Ein Beweis dafür, dass Ausstrahlung und Schönheit zeitlos sind. Wir sprachen mit Geschäftsführer Paul Müller-Rode über veränderte Rollenbilder und das Model Greta Silver.
Hallo Paul, ist der Jugendwahn in der Werbung vorbei?
Ich denke schon. Man merkt, dass die älteren Modelle immer mehr angefragt werden. Zwar nicht in jedem Bereich der Werbung, denn es gibt immer wieder Kampagnen und Anzeigen, die vor allem junge Menschen ansprechen sollen. Der Trend geht dahin, Jung und Alt in der Werbung zu kombinieren.
Wird die Nachfrage nach älteren Models also weiter wachsen?
Wir erhalten zunehmend Anfragen von Kunden, die nicht das typische Rollenbild der Oma in ihren Kampagnen verkörpert sehen wollen. Models für die klassische Familienrolle werden natürlich immer noch angefragt, für die manche unserer Models eher zu flott sind.
Aus welchen Branchen kommen die Kunden?
Die klassische Oma oder der klassische Opa wird immer noch für Prospekte beispielsweise von Discountern gebucht. Andererseits gibt es viele Modefirmen, die eher auf die flippigen älteren Models setzen. Beispielsweise hatte eine Firma eines unserer Models für eine Kampagne in Lederjacke auf einem Motorrad angefragt. Sogar Zigarettenfirmen machen inzwischen mit älteren Models Werbung.
Würdest du sagen, dass dieser Trend eine gesellschaftliche Veränderung im Umgang mit dem Alter widerspiegelt?
Unser Model Greta Silver hat ein Buch darüber geschrieben, dass glücklich sein keine Frage des Alters ist. Darin erzählt sie, dass Älterwerden nicht bedeutet, mit dem Rollator durchs Leben zu gehen, sondern dass das Leben im Alter eben auch unheimlich Spaß machen kann. Man muss sich darauf einlassen. Mit diesem Thema hat Greta Silver offensichtlich ins Schwarze getroffen. Momentan wird sie in jede Talkshow eingeladen und seit Jahren schon ist sie erfolgreich mit ihrem Youtube Kanal.
Wo siehst du die Chancen für Senioren in der Werbung?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass im Modebereich noch mehr passiert. Aus dem einfachen Grund, dass die Seniordamen sich heute mit 60 Jahren anders kleiden als vor zwanzig Jahren. Da hat sich viel verändert. Und es ist beeindruckend, wie technisch versiert die älteren Leute mit den sozialen Medien umgehen. Wir arbeiten beispielsweise mit einem 84-jährigen Model zusammen, die mit ihrer Apple Watch auch ihre WhatsApp Nachrichten und SMS liest.
Da ist also offensichtlich noch Luft nach oben?
Das hoffen wir. Für uns ist das Kerngeschäft mit den 40 bis 50-jährigen Models. Es ist nicht so, dass Models im Alter wie Heino um die 70 sich vor Aufträgen retten können, aber die Nachfrage steigt. Jemand wie Heino ist gut gebucht und hat tolle Anfragen, weil er auch jeden Unfug mitmacht und einfach Lust aufs Modeln hat.
Vielen Dank für das Gespräch!