Was haben ein Fahrrad und ein Rollator gemeinsam? Das Rad! Die Erfindung des Rads hat das Leben und die Mobilität der Menschen vor Jahrtausenden von Jahren in vielen Bereichen revolutioniert. Aber erst 1990 kam die Schwedin Aina Wifak dazu, eine zu der Zeit übliche Gehhilfe mit Rädern zu versehen. Sie war an Kinderlähmung erkrankt und dadurch in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Erstaunlich, wo doch Gehhilfen selbst eine bereits jahrtausendalte Erfindung sind. Im Rätsel der Sphinx aus der berühmten Ödipus Sage heißt es bereits „am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig“. Damit ist niemand anderes als der Mensch gemeint, der am Lebensabend, eine Gehhilfe als dritten Fuß benötigt.
Heute müsste die Sphinx ihre Formulierung wohl noch einmal überarbeiten. Denn der Rollator mit seinen vier Rädern gehört inzwischen zu den verbreitetsten Gehhilfen. Er wird jährlich über 500.000 Mal verkauft. Als Folge des demografischen Wandels unserer immer älter werdenden Gesellschaft, ist der Rollator de facto nicht nur ein nützliches Hilfsmittel, um die Beweglichkeit und Mobilität zu unterstützen, sondern er findet inzwischen auch eine immer größer werdende Akzeptanz. Damit dieser schließlich salonfähig wird, bedarf es aber an erster Stelle einem Umdenken bei den Betroffenen.
Für viele ist er als Sinnbild des Alterns und der Hilfebedürftigkeit immer noch negativ besetzt und damit verpönt. Eine klischeebehaftete Ablehnung, die der Realität möglicherweise gar nicht gerecht wird. Das breitgefächerte Sortiment verschiedener Modelle ermöglicht es, einen Rollator zu finden, der optimal auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet ist und zu einer erheblichen Steigerung der Lebensqualität beiträgt. Mit mehr Mobilität und Sicherheit kann der Rollator den Menschen, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind, aus der Hilflosigkeit heraushelfen und so ein Stück Freiheit zurückgeben.
Würden Sie sich denn für ein Fahrrad schämen?
Im Grunde sind die Möglichkeiten, die ein Rollator bietet, sogar ein bisschen vergleichbar mit denen des Fahrrads – nur eben für eine andere Altersklasse. Und heute leben schließlich weit mehr als 20 Mio. Menschen über 60 in Deutschland. Das macht ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus! (Quelle: Statista)
In einem Punkt lässt sich die Abneigung der zeitgemäßen Gehhilfe: Rollator dann aber doch nachvollziehen: langweilige Einheitsmodelle, die sich kaum voneinander unterscheiden lassen – das ist nämlich überhaupt nicht zeitgemäß. Doch zum Glück ist diese Marktlücke von der tüchtigen Geschäftswelt bereits entdeckt worden.
Pimp my Rollator – Das große Geschäft der Gehhilfen-Tuner
Salonfähig? Aber hallo! Innovative Gehhilfen können modernste Ausstattung mit medizinischer Relevanz besitzen, wie etwa technische Systeme, die beginnende Gesundheitsgefahren am Gang erkennen können. Zu den neuesten Herstellerangeboten gehören aber auch Kommunikations- und Navigationssysteme, LED-Leuchten genauso wie alle möglichen ästhetischen Aufwertungen. Der Markt hat die Bedürfnisse der Verbraucher erkannt und bietet ein wachsendes Angebot. Nicht mehr ganz im Namen der Mobilität, aber dafür très chic. Es scheint als sei der Trend zum Statussymbol: Rollator schließlich ins Rollen gebracht worden. Und warum auch nicht? Wenn ein Rollator wirklich etwas über uns aussagen sollte, dann doch bitte mit Mitspracherecht.
Die Old Ass Basterds jedenfalls beweisen in diesem witzigen Clip wieviel Spaß man tatsächlich auch mit dem einfachsten Rollator haben kann.