Ab einem bestimmten Alter machen sich viele Menschen immer wieder Gedanken darüber, was sie in ihrem Leben erreicht haben. Sie fühlen sich gerade bei genau derselben Frage ertappt? Dann gehören Sie vielleicht zu denjenigen, die es jetzt mit etwa 60 Jahren noch packt sich selbstständig zu machen. Welche Argumente sprechen dafür? Welche Nachteile kann eine späte Gründung haben? Was sollten Sie bei einer Neugründung beachten?
Der Unterschied zwischen Gründern mit 20 und 60 Jahren
Das Offensichtliche liegt klar auf der Hand: der Altersunterschied. Dennoch zeigt sich in der jährlich durchgeführten KfW-Gründerstudie immer wieder, dass das beste Alter für einen Firmenstart zwischen 45 und 55 Jahren liegt. Diese Gruppe ist statistisch gesehen die erfolgreichste, wenn es um Neugründungen geht. Des Weiteren profitieren erfahrene Arbeitgeber von diesen Erfahrungen:
- Umgang mit Mitarbeitern ist dank jahrelanger Schulung von sozialen Kompetenzen deutlich einfacher.
- Schwerwiegende Entscheidungen werden meist mit mehr Sorgfalt bedacht.
- Viele Geschäftskontakte sind bereits vorhanden.
- Geschäftsvorgänge wie beispielsweise Jahresabschlüsse und die korrekte Buchhaltung mit einem passenden Buchhaltungsprogramm gehen Ihnen leichter von der Hand.
Dagegen sind junge Gründer oftmals risikofreudiger und handeln impulsiver. Die große Lebens- und Berufserfahrung zählt also ganz klar zu Ihren größten Vorteilen, wenn Sie im Alter gründen möchten.
Nachteile einer Gründung im Alter
Natürlich gibt es ebenfalls zahlreiche Argumente, die gegen eine Firmenneugründung ab einem gewissen Alter sprechen. Es liegt an Ihnen, ob Sie sich mit dem Stress, der vielen Arbeit und einer komplett neuen Herausforderung befassen möchten. Zudem könnten Ihnen diese Hürden in den Weg gestellt werden:
- Geringere Kreditwürdigkeit: Da Sie im Alter eher von Krankheiten betroffen sind, können Ihnen Banken Finanzierungen sogar komplett verweigern.
- Kürzungen bei der Rente: Die Altersregelgrenze legt fest, ob und wie viel Prozent Ihrer Rente bei einer Selbstständigkeit gekürzt wird. Wer diese Grenze überschritten hat, kann sich allerdings in eigener Tätigkeit uneingeschränkt dazuverdienen. Darunter liegt die Grenze bei 450 Euro pro Monat.
- Mangelnde oder gar fehlende Technikkenntnisse: Besonders wenn es um die aktuellen digitalen Veränderungen wie beispielsweise Buchhaltung oder allgemeine Geschäftsprozesse geht.
- Angst vorm Scheitern: Gerade diesen psychischen Druck sollten Sie nicht unterschätzen. Hieran zerbrechen, so Studien, die meisten Gründer und das nicht nur im Alter.
Selbständig: Was sollten Sie beachten?
Erstellen Sie, wenn Sie sich unschlüssig sind, eine Pro- und Kontra-Liste. Die kann Ihnen direkt vor Augen halten, welche Punkte dafür und welche dagegensprechen. Haben Sie sich dann für eine Neugründung entschieden geht es ans Eingemachte. Diese Schritte kommen auf Sie zu:
- Erstellung eines Businessplans
- Gegebenenfalls das Anmieten geeigneter Büro- oder Fertigungsräume
- Suche nach passenden Mitarbeitern
Das Kleinunternehmen als Alternative zur Neugründung
Sie möchten noch etwas bewegen, aber einen kompletten Neustart trauen Sie sich nur bedingt zu? Dann ist die Kleinunternehmerregelung eine gute Alternative. Hierbei dürfen die Umsätze des letzten Geschäftsjahres die Marke von 17.500 Euro und im laufenden Jahr 50.000 Euro nicht überschreiten. So ist es im Umsatzsteuergesetz § 19 festgesetzt. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihr Unternehmen von dieser Regelung betroffen ist, hilft dieser Online-Rechner weiter. Der Vorteil hierbei: die Anfangsinvestitionen fallen deutlich geringer aus als bei einer klassischen Selbstständigkeit. Oftmals werden Ihnen auch Rentenansprüche nicht gekürzt oder gar ganz gestrichen.
Es gibt also viele Vorteile, allerdings auch diverse Nachteile für Ihre Gründung im Alter. Dennoch möchten wir Sie nicht entmutigen, Ihren Traum von der eigenen Selbstständigkeit auch spät noch zu verwirklichen.