Der Wohnungsmarkt in Ballungszentren wird immer angespannter, eine bezahlbare Wohnung zu finden wird immer schwieriger. Eine bezahlbare Wohnung zu finden, die auch noch seniorengerecht ausgestattet ist – fast unmöglich. Alle diejenigen, die bei der Bewerbung um eine Wohnung nicht direkt eine Selbstauskunft vorlegen, die in Bezug auf die Bonität über jeden Zweifel erhaben ist, fallen direkt durchs Raster.
Vor allem die Angabe des zur Verfügung stehenden Netto-Haushaltseinkommens ist für die Vermieter von Interesse und wird bereits vor der Besichtigung abgefragt. Soziale Aspekte, Dringlichkeit oder auch nur Sympathiepunkte bleiben so bei der Entscheidung außen vor. Wohnen für alle – das gilt schon lange nicht mehr.
Die Wohnungssuche
Neben dem Einkommen gibt es viele weitere Hürden bei der Wohnungssuche. Da ich immer wieder Aufträge über die Suche nach geeignetem Wohnraum für Senioren erhalte, sehe ich hier großen Unterstützungsbedarf. Wohnungsangebote findet man heute kaum noch im Anzeigenteil der Tageszeitung. Auch hier läuft inzwischen alles digital. Das ist für viele bereits die erste ganz praktische Herausforderung. Zunächst gilt es nämlich, sich ein Suchprofil bei den Internetportalen anzulegen und sich passende Angebote zeitnah per Email schicken zu lassen.
Kommt man nach der Kontaktaufnahme in die engere Wahl, rufen Makler oder private Vermieter bei den Interessenten an, um Besichtigungstermine zu vereinbaren. Wer also nicht immer und überall erreichbar ist, gerät ebenso ins Hintertreffen. Gerade bei der Suche nach kleinen Wohneinheiten stehen die Senioren zudem in direkter Konkurrenz zu den vielen Singles und Studenten.
Der Mietvertrag
Angenommen, der wohnungssuchende Senior hat soweit alle Hürden genommen und kommt in die engere Wahl des Vermieters, müsste er sich schlussendlich kurzfristig entscheiden, ob er die Wohnung nehmen möchte. Das ist aus meiner Erfahrung oft die größte Hürde. Im entscheidenden Moment fehlen der Mut, die Entschlusskraft und die Zeit sich mit dem Gedanken anzufreunden. Zeit, die man bei der Wohnungssuche heute in der Regel nicht hat. Sind die Gründe für einen Umzug negativer Natur, wie Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Tod eines Partners oder eine finanzielle Notlage, dann entsteht Druck, der die Wohnungssuche zusätzlich erschwert. Veränderung geht dann zusätzlich mit einer großen emotionalen Belastung einher.
Es braucht für mein Dafürhalten dringend mehr Beratungsangebote, mehr Unterstützungsangebote, mehr Anlaufstellen vor Ort, Ideen wie Tauschbörsen und innovative Wohnkonzepte. Die Hürden der Veränderung müssen mit Entlastungsleistungen heruntergebrochen werden. Genauso braucht es Öffentlichkeitsarbeit und Präsenz in den Medien um zum Thema Wohnen im Alter zu sensibilisieren.
Das sagen die Statistiken
Die Singlehaushalte steigen immer weiter an, ebenso die Wohnfläche pro Kopf. Sie lag im Duschschnitt im Jahr 2017 bereits bei 46,5 qm. Diese Zahl wird weiter ansteigen, da gerade der demografische Wandel und somit die alleinlebenden Senioren diesen Trend verstärken. Wir brauchen mehr staatliche Anreizprogramme für bezahlbaren und vor allem seniorengerechten Wohnraum. Die Wohnungswirtschaft plant oftmals noch am Bedarf vorbei. Wenn mehr Senioren, die in zu großen Wohnungen und Häusern wohnen, umziehen würden, würde auch mehr Wohnraum für junge Familien frei. So würde sich der Wohnungsmarkt entspannen und die Preisspirale würde durchbrochen. Ich glaube, dieser Effekt der Umverteilung wird noch viel zu wenig diskutiert.
Mögliche Ansätze
Auf Grund der Tatsache, dass selbst Normalverdiener, Rentner und Selbständige auf dem Wohnungsmarkt keine Berücksichtigung mehr finden, müssen aber auch politische Lösungen her. Der Markt regelt sich hier eben nicht mehr von alleine. In Ballungszentren potenziert sich der Verdrängungsmarkt zusätzlich durch die sogenannte Gentrifizierung: Langjährige Mieter werden nach Sanierungen über Mieterhöhungen aus ihren Häusern vertreiben. Diese Altmieter, oft Senioren mit kleiner Rente, werden dann dem freien Markt überlassen. Sie müssen ins Umland ausweichen, wo die Mieten für sie bezahlbar sind. Die fortschreitende Spaltung in zwei Klassen, in Eigentümer, die auf Grund der Preissteigerungen immer reicher werden und Mieter, die keine Wohnung mehr finden, befeuert den sozialen Unfrieden und wird zur Gefahr für unsere Demokratie. Brauchen wir also das Grundrecht auf Wohnen?
Ich habe dafür keine Patentlösung parat. Einfache Lösungen wird es hierfür nicht geben, dazu ist das Thema zu komplex. Angstmachen gilt nicht, so lange man keinen Ausweg anbietet. So glaube ich, mit meinen Entlastungsleistungen rund um die Seniorenimmobilie zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten, dass gutes Wohnen gerade für Senioren wieder möglich wird.
Herzlichst Ihre