Was passiert, wenn eine alte Kratzbürste, die stets das letzte Wort haben möchte plötzlich bemerkt, dass sie eigentlich keiner mag? Genau das erfahren wir in ZU GUTER LETZT. Auf ganz wunderbare Art nimmt sich Shirley MacLaine dieser Rolle an und verkörpert das penetrante Alphaweibchen par Excellence.
ZU GUTER LETZT – oder Planung ist alles
Immer das letzte Wort haben. Das scheint im Film ZU GUTER LETZT zum Lebensinhalt der Hauptdarstellerin Harriet Lauler geworden zu sein. Die erfolgreiche Geschäftsfrau hat in ihrem ganzen Leben nichts dem Schicksal überlassen. Zufälle gibt es für sie nicht. Planung ist alles! Logisch, dass sie da auch ihren eigenen Nachruf fein säuberlich vorplanen möchte. Sicher ist sicher. Allerdings entpuppt sich das Vorhaben als schwieriger als gedacht. Und das, obwohl Harriet sich fachkundige Hilfe ins Haus holt.
Die Journalistin Anne, Spezialistin für Nachrufe, soll ihr tatkräftig unter die Arme greifen. Und Anne (gespielt von Amanda Seyfried) geht diese ungewöhnlich Aufgabe auch direkt an. Doch wo sie auch hinkommt, egal ob es Harriets Tochter Elisabeth ist oder Exmann Edward, niemand scheint ein gutes Wort für die alte Dame übrig zu haben. Auch bei Harriets Arzt oder bei der Friseurin hat Anne kein Glück. Es zeigt sich als extrem schwierig, jemanden zu finden, der Harriet mag. Was also tun? Wie schreibt man eine nette Biografie über eine Frau, von der es nur Abscheulichkeiten zu berichten gibt?
Mein Leben muss sich ändern – packen wir’s an!
In Ermangelung eines besseren Lebens, gehen Harriet und Anne in ZU GUTER LETZT einen Pakt ein. Die beiden Ladys beschließen Harriets Biografie auf dem letzten Abschnitt komplett umzuschreiben. Dafür muss sich die alte Dame aktiv mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Da wären zum Beispiel Exmann Edward oder Tochter Elisabeth, mit der sie seit Jahren kein Wort mehr gewechselt hat. Außerdem sollte sich Harriet auf irgendeine Art engagieren.
Gesagt getan. Harriet geht auf Tochter und Exmann zu und engagiert sich in einem Gemeindezentrum für schwer erziehbare Kinder. Dort trifft sie auf die 9-Jährige Brenda. Beide haben sofort einen Draht zueinander. Wie ihr all dieser Einsatz zu Gesicht steht und ob sie sich mit Edward und Elisabeth wirklich aussöhnen wird, das wird an dieser Stelle noch nicht verraten. Aber ein ist sicher, Harriet, Anne und Brenda wachsen im Laufe der Zeit zusammen und wer weiß, vielleicht sogar zu einer neuen Form von Familie.
Wer hat nun das letzte Wort?
Ohne Zweifel lebt ZU GUTER LETZT von den beiden starken Hauptcharakteren. Auf vergnügliche Weise kommt dadurch ein durchaus tiefgründiges Porträt zweier Frauen auf die Kinoleinwand. Erörtert werden dabei viele Fragen, die unser aller Leben bestimmen: Wie egoistisch darf der Mensch oder soll er vielleicht sogar sein? Darf ich meine Träume ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen? Wie wichtig sind Familie, Freunde und Bekannte für ein glückliches Leben und wie weit dürfen diese Beziehungen das eigenen Leben bestimmen? Und schließlich die alles übergreifende Frage: Was macht das Leben überhaupt liebens- und lebenswert. Muss ich wirklich immer das letzte Wort haben oder spielt es am Ende vielleicht überhaupt keine Rolle mehr…
Kinostart: 13. April 2017