Wann haben Sie das letzte Mal gesungen? Vielleicht heute Morgen, als Sie Radio gehört haben oder letzten Sonntag in der Kirche. Oder Sie gehen sogar jede Woche zur Probe Ihres Chors. Wo und wie Sie singen, spielt keine Rolle, Hauptsache, Sie erheben Ihre Stimme.
Singen wirkt nämlich ganz hervorragend auf die Gesundheit. Sie bringen damit Ihren Kreislauf in Schwung und stärken ihre Abwehrkräfte. In den 1990er-Jahren wurde sogar nachgewiesen, dass Mitglieder von Chören und anderen Gesangsgruppen eine deutlich höhere Lebenserwartung haben als Nicht-Sänger. Ob Sie perfekt Noten lesen können oder nicht immer jeden Ton treffen, ist dabei ziemlich egal. Denn der Gesang macht auch dann glücklich, wenn er schief klingt. Der Glückseffekt des Singens konnte sogar wissenschaftlich bewiesen werden. Wer singt, schüttet sogenannte Glückshormone aus und baut gleichzeitig Stresshormone wie Cortisol ab.
Das liegt am Gesang, aber auch an der Begegnung mit den anderen Sängerinnen und Sängern. Durch das gemeinsame Singen produziert das Gehirn sogar ein „Kuschelhormon“. So wird Oxytocin genannt, das zum Beispiel auch beim Sex ausgeschüttet wird.
Im Chor zu singen macht viel Spaß
Wer gerne in Gemeinschaft singt und Freude an Musik, ist in einem Chor für Laien gut aufgehoben. Allein der Deutsche Chorverband hat 750.000 Mitglieder in 13.000 Chören. Laut einer repräsentativen Studie singen ungefähr vier Millionen Menschen in Deutschland in einem Chor. In dieser großen Auswahl findet sich für jeden Geschmack das passende Angebot.
Manche Chöre sind sehr anspruchsvoll und verlangen ein Vorsingen, während in anderen Chorgemeinschaften jede Stimme willkommen ist. Wie ehrgeizig ein Chor ist, sollten Sie vorher in Erfahrung bringen. Nicht jeder hat Freude daran, ständig aufzutreten und für Sonderproben zur Verfügung zu stehen.
Es gibt Chöre mit klassischen Kirchenliedern und andere mit dem Schwerpunkt Jazz oder Gospel. Dazu kommen Popchöre und sogar „politische“ Chöre, wie zum Beispiel der Frankfurter Beschwerdechor. Er greift politische und soziale Themen aus dem lokalen Umfeld auf. Da wird dann schon mal vor dem Haus eines „Immobilienhais“ ein entsprechendes Lied geschmettert. Der erste Beschwerdechor wurde im Jahr 2005 in Birmingham gegründet und der erste deutsche Ableger ein Jahr später in Hamburg. Beschwerdechöre gibt es in weiteren Städten und sie zeichnen sich durch selbst getextete Lieder aus.
In der Gemeinschaft singen und dabei flexibel bleiben
Wer gerne singt und keine Lust hat, jede Woche zur Chorprobe zu gehen, kann unter vielen Angeboten wählen.
Ein Beispiel ist das sogenannte RUDELSINGEN. Das Format wurde in Münster erfunden und hat sich schon auf über 100 Städte ausgedehnt. Zwei Musikerinnen und Musiker begleiten den großen Chor live. Die Liedtexte werden auf einer Leinwand gezeigt, sodass alle mitsingen können. Die Lieder sind bunt gemischt von Schlagern bis zu Rockmusik und von Oldies bis zu aktuellen Charthits.
Auch bei Frau Höpker wird das generationenübergreifende Publikum zum Chor. Sie begleitet Volkslieder, Popsongs und Schlager live am Klavier. Mit Charme und Humor reißt sie die Menschen bei ihren Mitsingkonzerten mit. Schon seit über 15 Jahren füllt die ausgebildete Organistin, Pianistin und Sängerin deutschlandweit Konzerthallen.
Musik für Menschen mit Demenz
Mit Musik lassen sich auch Menschen erreichen, mit denen die Kommunikation im Alltag schwerfällt. Längst gilt Musik als Schlüssel und Impulsgeber, um die Beziehung zu Menschen mit Demenz aufrecht zu erhalten. Dabei sollte eine Dauerbeschallung unbedingt vermieden werden. Musik sollte gezielt und für die Pflege der Beziehung eingesetzt werden. Dann kann sie die Menschen ansprechen, beruhigen und ihre Ängste lösen.
Der typische Verlauf einer Demenzerkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass sich zunächst das Kurzzeitgedächtnis verschlechtert. Dann wissen die Menschen nicht mehr, was sie gerade gegessen haben, können sich aber noch an ihre Schulzeit erinnern. Und da kommt die Musik ins Spiel. Lieder, die wir seit unserer Kindheit oder Jugend kennen, sind tief in unserem Langzeitgedächtnis verankert.
Daher sind es immer wieder besondere Momente, wenn in Pflegeheimen gesungen wird oder Musiker ein Konzert geben. Auch das gemeinsame Musizieren mit Kindern macht den alten Menschen oft viel Spaß.
Singen ist in jedem Alter ein wunderbares Hobby
Wir können zusammenfassen, dass es viele gute Gründe gibt, regelmäßig zu singen. Schauen Sie doch mal, welche Angebote es in Ihrer Stadt so gibt. Besonders Männer werden in gemischten Chören mit offenen Armen empfangen, da oft ein Frauenüberschuss herrscht.
In den USA gibt es seit dem Jahr 1982 den Chor „Young@Heart“. Wer noch einen Beweis dafür braucht, wie gut das gemeinsame Singen Menschen tut, sollte sich ein Konzert der junggebliebenen Alten anhören. Der Chor wurde im westlichen Massachusetts in einem Seniorenwohnprojekt gegründet. Aus dem Jahr 2007 stammt ein wunderbarer Dokumentarfilm über den mitreißenden Chor. Darin gibt es lustige und berührende Auftritte und es werden auch Tabuthemen wie Krankheit und Tod berührt.
Die Lebensfreude der Menschen im Alter zwischen 75 und 94 Jahren springt auf ihr Publikum über. Ob mit Rollator oder Sauerstoffgerät, die Gruppe schließt niemanden aus, der dabei sein möchte. Dabei zählen keinesfalls nur Volkslieder und Evergreens zum Repertoire. Ganz im Gegenteil nehmen sich die rüstigen Senioren sogar Punk- und Rocksongs vor.
Singen Sie schon in einem Chor und möchten uns von Ihren Erfahrungen erzählen? Wir freuen uns auf Ihre Geschichte.