Die Hochzeit der eigenen Tochter ist ein wunderbarer und freudiger Anlass. Doch einige Männer beschleicht beim Gedanken an diesen Tag auch ein gewisses Unwohlsein. Denn die Tradition verlangt, dass der Vater der Braut eine Rede halten muss. Zu großer Nervosität besteht jedoch kein Anlass, sagt Redenschreiber Matthias Müller-Krey. Wer die Grundregeln guter Rhetorik beachtet, kann dem Redeauftritt mit Gelassenheit entgegensehen.
Um eine gute Hochzeitsrede zu schreiben, sollte man sich zunächst die Zeit nehmen, in aller Ruhe drei Fragen zu beantworten. Erstens: Was soll gesagt werden? Zweitens: Wie soll es gesagt werden? Drittens: Wem soll es gesagt werden? Beginnen wir mit der ersten Frage:
Was soll gesagt werden?
Vor dem Schreiben müssen Sie sich zuerst überlegen, was Sie dem Brautpaar und den Gästen eigentlich mitteilen möchten. Was soll die Botschaft der Rede sein? Manche geben Ratschläge zum Thema Ehe („Lasst euch nicht bei der ersten Krise gleich scheiden.“). Andere sichern dem Brautpaar ihre Unterstützung zu („Unsere Tür steht für euch immer offen.“). Kernaussagen in Reden zur Hochzeit sind so individuell und verschieden wie die Personen, um die es darin geht.
Doch neben ganz individuellen Botschaften gibt es zwei Inhalte, die in keiner Brautvaterrede fehlen dürfen. Zum einen gratuliert der Brautvater dem Brautpaar im Namen der gesamten Hochzeitsgesellschaft und übermittelt gute Wünsche für die Zukunft. Zum anderen erteilt der Brautvater der der Verbindung von Braut und Bräutigam seinen Segen und heißt den frischgebackenen Schwiegersohn herzlich in seiner Familie willkommen.
Egal wofür Sie sich entscheiden: Wichtig ist, dass Sie Ihre Kernaussagen vorab präzise festlegen und sich beim Schreiben auf diese Inhalte konzentrieren. So stellen Sie sicher, dass aus Ihrer Hochzeitsrede keine Hochzeitsplauderei wird. Stehen die Kernaussagen einmal fest, geht es an die zweite Frage:
Die Antwort auf diese Frage ist klar und einfach. Die Hochzeitsrede soll humorvoll und kurzweilig sein. Ihre Ansprache als Brautvater ist nämlich kein Grundsatzreferat zum Thema Ehe. Sie wollen ihr Publikum unterhalten und gute Stimmung verbreiten. Am einfachsten erreichen Sie dies, indem Sie Ihre Botschaften schwungvoll und witzig verpacken – und das ist leichter als viele denken. Denn alles, was Sie tun müssen, ist, sich zu jeder Ihrer Botschaften eine witzige Formulierung zu suchen. Anregungen dazu finden Sie in Youtube-Videos, Rhetorikratgebern, Zitathandbüchern und auf vielen Webseiten. Eine große Sammlung mit witzigen Ideen speziell für die Hochzeitsrede des Vaters der Braut gibt es auch hier.
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Ein Beispiel: Nehmen wir an, Sie wollen Ihrem Publikum mitteilen, dass Braut und Bräutigam Ihrer Meinung nach sehr gut zusammenpassen. Dann können Sie dies etwa so formulieren:
„Unsere Braut und unser Bräutigam sind ein tolles Team. Das liegt bestimmt auch daran, dass die Aufgaben in ihrer Beziehung klar getrennt sind. Ein Beispiel: Andreas ist der Chef. Dafür trifft Claudia alle wichtigen Entscheidungen.“
Oder Sie wollen Ihrem Publikum in Ihrer Brautvaterrede sagen, dass Sie den Bräutigam für einen anständigen Kerl halten. Dann können Sie das zum Beispiel so ausdrücken:
„Ich bin ganz sicher: Andreas wird meiner Tochter ein sehr guter Mann sein. Er ist anständig, ehrlich, aufrichtig und ein richtiger Teamspieler. Wenn man es sich überlegt: Das sind Eigenschaften, die kaum für möglich gehalten hätte bei einem, der Fan vom FC Bayern ist.“
Natürlich sollte man die Rede als Brautvater nicht mit dem Auftritt als Comedian verwechseln. Es geht nicht darum, so viele Pointen wie möglich unterzubringen, sondern darum, die Inhalte der Rede unterhaltsam zu verpacken. Wenn Ihre Rede zwei oder drei Lacher enthält, genügt das vollkommen. Bevor es mit dem eigentlichen Schreiben Ihrer Rede losgeht, müssen Sie jetzt nur noch eine Frage beantworten:
Wem soll es gesagt werden?
Wer eine gute Rede schreiben will, muss sich in sein Publikum hineinversetzen und sich fragen, was die Menschen, an die sich die Rede richtet, in dem Moment bewegt. Bei den meisten Hochzeiten zum Beispiel dürfte das Konzentrationsvermögen sehr begrenzt sein, den die Zuhörer haben am selben Tag bereits mehrere Ansprachen über sich ergehen lassen. Der Redemarathon begann am Morgen mit den Worten der Priesterin oder des Standesbeamten, ging dann weiter mit der Begrüßungsrede des Bräutigams und der Rede des Trauzeugen. Und jetzt kommen Sie. Wenn Sie mit Ihrer Rede zwischen den vielen Ansprachen herausragen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen möchten, müssen Sie sich etwas einfallen lassen.
Das gilt vor allem für den Redeeinstieg. Hier habe Sie als Brautvater die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit Ihres Publikums gleich im ersten Moment an einzufangen. Am besten erreichen Sie das mit einer Prise Humor. Zum Beispiel so:
„Liebe Hochzeitsgäste, ich bin eigentlich niemand, dem es großen Spaß macht, Reden zu halten. Aber ich bin Vater von drei Kindern und seit über 25 Jahren verheiratet. Die Gelegenheit, fünf Minuten zu sprechen, ohne unterbrochen zu werden, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.“
Wenn Sie möchten, dass ihr Publikum trotz begrenzter Aufmerksamkeitsspanne aufmerksam zuhört, sollten sie darüber hinaus auf Phrasen und abgedroschene Formulierungen unbedingt verzichten. Sätze wie „die Braut ist jetzt endlich unter der Haube“ oder „in den Hafen der Rede eingelaufen“ werden Ihren Zuhörern bestenfalls ein Gähnen entlocken. Das gleiche gilt für die Aussage: „Wir haben keine Tochter verloren, sondern einen Sohn hinzugewonnen“. Wenn Sie Ihr Publikum begeistern möchten, sollten Sie diese Kalauer aus Ihrer Rede streichen oder – noch besser – diese unterhaltsam abwandeln. Etwa so:
„Wenige Monate, nachdem unser Brautpaar sich kennengelernt hat, ist Andrea bei uns ausgezogen. Am Anfang war das eine schwierige Umstellung. Doch heute kann ich mit großer Freude sagen: Wir haben keine Tochter verloren. Wir haben ein Badezimmer dazugewonnen.“
Noch mehr Humor für Reden zur Hochzeit finden Sie hier.
Wenn Sie sicherstellen möchten, dass die Zuhörer der Rede ihre volle Aufmerksamkeit schenken, sollten Sie einen weiteren Tipp unbedingt befolgen: Die Rede muss kurz sein. Ideal ist eine Redezeit von drei bis vier Minuten. Länger als fünf Minuten (maximal 750 Wörter) sollte die Ansprache auf keinen Fall dauern. Zwar fällt es mitunter schwer, eine gutgemeinte Botschaft oder eine lustige Anekdote aus der Rede zu streichen. Doch wenn die Rede länger dauert, besteht die Gefahr, dass die Zuhörer irgendwann ihre Handys herauskramen, um gelangweilt ihre Mails zu checken.
Fazit:
Überlegen Sie sich zuerst, welche Inhalte Sie vermitteln wollen und wie Sie diese unterhaltsam und witzig verpacken können. Wenn Sie sich dann noch in die Situation Ihrer Zuhörer hineinversetzen und Ihre Ansprache so kurz wie möglich formulieren, steht dem großen Applaus nichts im Weg.
Der Autor: Matthias Müller-Krey ist freiberuflicher Redenschreiber und Ghostwriter in Berlin. Er schreibt Reden, Gastbeiträge, Sachbücher und andere Texte für Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik. Außerdem bietet er Schulungen für Redenschreiber an. Dazu gehört ein Workshop zum Redenschreiben mit Humor und der Onlinekurs „Professionell Reden schreiben in sieben einfachen Schritten“.
